Bauen und Verkehr Der Streit um den Intel-Radweg in Magdeburg
Die Magdeburger Verwaltung wollte die Fahrrad-Schnelltrasse Richtung Intel wegen Sparzwängen zunächst nicht bauen. Im Stadtrat wurde kontrovers darüber diskutiert.

Magdeburg. - Viele Wege führen nach Rom. Bald wohl auch mehrere Radwege zu Intel. Die Mehrheit des Magdeburger Stadtrates ließ sich nicht von der Verwaltung überzeugen, einen schon länger angedachten Radschnellweg zurückzustellen und auf bessere finanzielle Zeiten zu warten. Wie geht es jetzt weiter?
Ist er nun ein touristischer Radweg oder einer für den Pendlerverkehr? Im Stadtrat gingen die Meinungen auseinander. In einer Machbarkeitsstudie, die 2020 erstellt wurde, war der Radweg „Großer Wiesengraben“ von der Salbker Chaussee (L50) bis zur Einmündung auf die K1224 einer von fünf möglichen Trassenverläufen. Gut ein Jahr ist es her, dass der Ausbau dieses Radschnellweges auch priorisiert wurde – wegen Intel-Ansiedlung. Die Verwaltung wollte nun aber – aufgrund der prekären Haushaltslage – die Rolle rückwärts machen. Darauf ließ sich die Mehrheit des Stadtrates nicht ein. Auch wenn es durchaus Argumente gab, die für eine andere Variante sprachen.
„Ich finde den Radweg toll. Er führt mitten durch die Feldmark am Großen Wiesengraben vom Bördepark aus Richtung Osterweddingen.“ Wigbert Schwenke (CDU-Fraktion) kann sich noch an seine Jugendzeiten erinnern, als er dort schon mit dem Rad unterwegs gewesen sei. Schon damals sei er nicht im besten Zustand gewesen. Der landwirtschaftliche Weg sei in einem touristischen Kontext entstanden. Da habe noch niemand von Intel gesprochen. Ihn jetzt zum Radschnellweg umzubauen, sei zu teuer.
Andere Variante
Der Christdemokrat, in Ottersleben zu Hause, hatte eine andere Idee. Von der Salbker Chaussee und der Halberstädter Chaussee über den Ring in Richtung Siedlung Baumschule und dann weiter Richtung Intel: Diese Strecke, ist Schwenke überzeugt, könnte günstiger hergerichtet werden. Und sei einen Kilometer kürzer.
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Das untermauerte auch Wirtschaftsbeigeordnete Sandra Yvonne Stieger. Sie betonte, dass der Radschnellweg gebaut werde, sobald das Geld vorhanden sei. Parallel zur Kreisstraße K1224, vom Ring aus Richtung Grenze zum Bördekreis, werde ohnehin ein Radweg gebaut. „Wir machen ein redundantes System auf in Zeiten, wo wir leere Kassen haben, versuchte sie die Stadträte einzufangen. Immerhin ging es um 5 Millionen Euro.
Mit Planungen beginnen
Doch sie hatte keinen Erfolg damit. „Das ist eine Ungleichbehandlung von Menschen“, argumentierte Mirko Stage (Fraktion Grüne/Future!). Falko Grube (SPD-Fraktion) sprang ihm zur Seite. „Wenn wir heute nicht anfangen zu planen, wird auch in zehn Jahren nicht gebaut.“ Und Intel werde 2027 loslegen. Jürgen Canehl (Grüne/Future!) erinnerte an Gespräche mit Vertretern des Chipgiganten, die davon gesprochen hatten, dass 50 Prozent der Belegschaft mit dem Umweltverbund zur Arbeit kommen sollen. Und: Es könne nicht die eine Radverbindung gegen eine andere ausgespielt werden.
Menschen nicht vertrösten
Seine Fraktionskollegin Madeleine Linke erinnerte an die Machbarkeitsstudie, aus der fünf Trassen für Radschnellwege hervorgegangen waren. Und eben jene priorisiert worden sei. „Es geht hier um Pendlerverkehr.“ Das Projekt müsse weitergeführt werden. „Wir können die Menschen in unserer Stadt nicht ständig vertrösten“, warb auch sie dafür, den Punkt in der Drucksache zu streichen.
Mit der Mehrheit der Stimmen von SPD, Die Linke sowie Grüne/Future! gelang dies auch. Womit klar war: Der Radweg Richtung Intel am Großen Wiesengraben soll gebaut werden. Der Gesamtdrucksache, in der es primär um den Ausbau der Kreisstraße ging, wurde dann ebenfalls mehrheitlich zugestimmt. Für Straße und Radweg wurden Fördermittel in Höhe von 90 Prozent in Aussicht gestellt. Geplant werden soll 2024, gebaut 2025 und 2026.