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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Dickes Lob aus Halle für Magdeburg

Ulrike Petermann ist Hallenserin und stammt aus der berühmten Backfamilie Kathi. In Magdeburg trägt sie Verantwortung - und lobt die Stadt für deren Entwicklung.

22.07.2025, 17:39
Ulrike Petermann, Vorständin der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg.-
Ulrike Petermann, Vorständin der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg.- Foto: Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Ulrike Petermann, Vorständin Pfeiffersche Stiftungen Magdeburg.

Ulrike Petermann ist in Halle geboren und war am 9. November 1989 gerade 14 Jahre alt. Als junges Mädchen erlebte sie diese Zeit als sehr spannend und euphorisch und doch ganz anders als wohl die meisten Menschen in den neuen Bundesländern. „Ich komme aus einer Unternehmerfamilie“, erzählt sie voller Stolz.

Kathi Backmischungen - erlebt in der eigenen Familie

Die Eltern ihres Stiefvaters haben das Unternehmen Kathi aufgebaut und erfolgreich gemacht. In den 1970er Jahren wurden sie enteignet. Von daher gab es nach der Wende vor allem ein Thema in der Familie: „Wie können wir das Unternehmen zurückbekommen und reprivatisieren.“

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Sie kannte noch die Gründerin Käthe Thiele, die alten Gebäude, Bilder und Geschichten. Das alles hatte einen großen emotionalen Wert für sie, brachte aber auch Verantwortung mit sich. „Bei uns in der Familie war sofort ein großes Gefühl von Aufbruchstimmung und neuen Chancen zu spüren“, erinnert sie sich. Daneben bekam sie bei ihren Mitschülern auch das Gegenteil mit, wie deren Eltern ihre Arbeit verloren, das Geld knapp wurde, eine gewisse Verunsicherung und Depression einsetzte. „Das war schon ein schwieriges Spannungsverhältnis, in dem ich irgendwie klarkommen und meinen Platz finden musste.“

Nach dem Abitur erstmal ins Ausland

Diese Phase hat sie stark geprägt und ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Um sich selbst und ihren eigenen Weg zu finden, ist sie nach dem Abitur erstmal für ein Jahr ins Ausland gegangen. „Ich wollte die Welt sehen, Sprachen lernen, neue Dinge ausprobieren und Erfahrungen sammeln“, fasst sie diese „Pause“ zusammen. „Daher war es ein großes Glück für mich, raus zu können und mich einzuordnen – wo komme ich her und wohin gehe ich gern zurück.“

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Wieder in Deutschland entschied sie sich, ihrem Plan zu folgen und Theologie zu studieren: „Eigentlich wollte ich gern Pfarrerin werden.“ Aber wie das mit Plänen ist, manchmal kommt es anders als man denkt und so hat sie schon während des Studiums wieder im Familienunternehmen mitgearbeitet. Nach ihrem Abschluss entschied sie sich ganz in das Unternehmen einzusteigen. „Gottesdienste habe ich dann nur noch ehrenamtlich gehalten und mache das bis heute.“ Hauptberuflich ist sie in die Wirtschaft gewechselt und dort mittlerweile auch außerhalb des Familienbetriebes überaus erfolgreich.

Diakonie-Werk in Halle

Raus aus der Kathi-Familientradition ist sie über das Diakonie-Werk in Halle und eine Anstellung im Bereich Marketing, Kommunikation und Fundraising dann zu den Pfeifferschen Stiftungen gekommen. „Der wichtigste Grund mich neu zu orientieren war, dass ich hier aus beiden Welten das Beste einbringen kann: Das Unternehmerkind auf der einen Seite und die Theologin auf der anderen Seite“, fasst sie ihre damalige Entscheidung zusammen.

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Nachdem sie von 2010 – 2019 schon einmal für neun Jahre in der Stabsstelle Unternehmenskommunikation bei den Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg tätig war, ist sie seit dem letzten Jahr als Theologische Vorständin zurück in der Landeshauptstadt. „Nur allein in den fünf Jahren hat sich Magdeburg noch einmal stark verändert“, freut sie sich. „Die Stadt ist viel moderner, weltgewandter und gefühlt irgendwie größer geworden. Auch kulturell braucht sich Magdeburg nicht mehr zu verstecken, sondern hat eine große Bandbreite zu bieten“ und das aus dem Mund einer Hallenserin.

Aus Fehlern lernen und Lösungen suchen

Die letzten Monate waren beruflich sehr herausfordernd für Ulrike Petermann. Umso stolzer ist sie, es geschafft zu haben und die Pfeifferschen Stiftungen wieder in besseren Zeiten zu wissen: „Die Stiftungen sind als Komplexträger mit vielen unterschiedlichen Versorgungsbereichen sehr eng mit der Stadt verbunden. Daher freut es mich sehr, dass wir diese Kompetenzen für die Menschen vor Ort erhalten konnten.“

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Krisen sind immer auch eine Chance, Dinge anders zu betrachten und neu zu bewerten. Dieses „Brennglas“, wie sie es nennt, führt dazu, dass man Probleme direkt anspricht, aus Fehlern lernt, gemeinsam Lösungen sucht und dabei zusammenwächst. Das alles hätte sie ohne ihr Team aber nicht geschafft! Aufgrund dieser Erfahrungen schaut sie jetzt optimistisch in die Zukunft der Stiftungen und ihrer Stadt.