Musikalischer Protest DJ-Aktion in Salzwedel: Wir werden laut
In Salzwedel wollen DJs aus der Region auf ihre prekäre Situation in der Corona-Krise aufmerksam machen. Und das natürlich nicht leise.
Salzwedel l Es soll laut werden in Salzwedel. Richtig laut. Mit Musik unterschiedlichster Richtungen will eine Gruppe DJs Mitte April in der Salzwedeler Innenstadt für Aufmerksamkeit sorgen. Dann wollen sie ihr Equipment in die Innenstadt tragen. Ihre Boxen vor Restaurants und Geschäften aufbauen.
Das Ziel: Mehr Aufmerksamkeit für ihre Lage während der nun länger als ein Jahr andauernden Corona-Krise. Diskotheken haben seit März 2020 geschlossen, Dorf- und Stadtfeste wurden regelmäßig abgesagt und große Feiern wie zum Beispiel Hochzeiten oder runde Geburtstage haben gar nicht mehr oder nur eingeschränkt stattgefunden. Für die Musikmacher aus der Altmark ein Zustand, der so nicht bleiben kann. „Es war zu lange still, jetzt muss gehandelt werden“, sagen sie. Und dafür haben sie sich noch Mitstreiter aus Gastronomie und Handel in Salzwedel gesucht.
Eine Stunde, 16 DJs an 16 Orten
Der Plan steht also: Am Sonnabend, 10. April, wollen insgesamt 16 DJs zwischen 11 und 12 Uhr ihre Anlagen im Stadtgebiet von Salzwedel verteilen (siehe unten). „Wir stehen unter anderem vor dem Kunsthaus, am Nikolaiplatz, direkt vor dem Neuperver Tor oder am Südbockhorn“, zählt Mitorganisator Peter Döbbelin vom DJ-Team JPD auf. Um Punkt 11 Uhr wollen dann alle mit dem Alarmsignal aus dem Film „Alarmstufe Rot“ die Aktion starten. Folgen sollen drei gemeinsame Musiktitel, die zur Thematik passen. Peter Döbbelin kann sich zum Beispiel Herbert Grönemeyers „Zeit, dass sich was dreht“ vorstellen. Anschließend will jeder DJ ein Teil seines Sets spielen. „Da ist alles dabei - von Schlager über Mainstream bis Techno“, berichtet Döbbelin.
Noch stehen allerdings die endgültigen Genehmigungen vom Altmarkkreis sowie der Salzwedeler Stadtverwaltung aus, doch mündlich habe es bereits positive Signale gegeben, berichtet Peter Döbbelin.
Anfang März hatte Döbbelin in einem Bericht der Volksstimme bereits mit anderen Kollegen die Situation der DJs in der Region geschildert. Daraufhin meldete sich Mario Wiedenhoever alias „DJ D Rion“ und erläuterte seine Idee für die nun angelaufene Aktion. Mittlerweile ist das Organisationsteam mit Ronny Sobek (DJ Ronny) und Elias Wiegandt (DJ Else) auf vier Mitstreiter angewachsen. Und die Truppe macht bereits in den sozialen Netzwerken und mit einer eigenen Homepage viel Wirbel im Netz.
Ziel der Aktion
Und was soll die Aktion genau bewirken? Das beschreiben die Organisatoren auf ihrer Internetseite folgendermaßen: „Wir vom Projekt ,Wir werden laut' sind keine Corona-Gegner oder Hetzer. Wir wollen, das über andere Strategien und Möglichkeiten nachgedacht wird. Trotz der immer noch anhaltenden Pandemie, durch das Coronavirus muss nun dem Einzelhandel, Gastronomie und der Veranstaltungsbranche eine verlässliche Öffnungsperspektive geboten werden.“
Und dafür haben sich die DJs auf konkretere, gemeinsame Forderungen verständigt. Diese lauten:
- schnellstmögliche Öffnung vom Einzelhandel, Gastronomie, Clubs und Bars bei Einhaltung eines verlässlichen Hygienekonzeptes,
- kostenlose Schnelltests, z.B. nach dem Tübinger Modell, für Mitarbeiter und alle Gäste in der Gastronomie und im Veranstaltungswesen,
- Aufstockung der Überbrückungshilfen auf 100 Prozent der laufenden Kosten bis mindestens Dezember 2021,
- finanzielle Unterstützung für Hygienemaßnahmen, Digitalisierungs- oder Werbekonzepte, die unbürokratisch schnellstmöglich ausgezahlt werden,
- Anschubfinanzierungen bei Wiederöffnung, um Warenlager füllen zu können (in Gastronomie und Clubs mussten viele Getränke und Speisen entsorgt werde, durch ablaufendes Mindesthaltbarkeitsdatum).
Peter Döbbelin zeigt sich begeistert darüber, wie schnell sich die Musikmacher aus der Region vernetzt haben. „Innerhalb einer Woche haben wir das alles aufgezogen“, erzählt er im Volksstimme-Gespräch. Nun hoffen alle Mitstreiter, dass ihre Aktion genehmigt wird.
An diesen Standorten wollen die DJs dann am 10. April in Salzwedel auflegen:
Neuperver Straße (Restaurant Amadeus), Kunsthaus Salzwedel, Burgstraße (Lutzes Butze und Gaststätte Stadtmitte), Nikolaiplatz (Gesundheitsoase), Schillerstraße (Tanzschule Müller), Neuperver Tor, Parkplatz Jeetzeschule, Bahnhofstraße Parkplatz Avacon, Karl-Marx-Straße (Parkdeck Kaufland), Südbockhorn (Grüne Laterne und Bäckerei Bock), Am Chüdenwall (Freizeit- und Eventcenter), Braunschweiger Straße (Altstädter Bahnhof), Neutorstraße (Restaurant Odeon), Vor der Mönchskirche, Vor dem Lüchower Tor (Grillhaus No. 1) und Buchenallee (Edeka Dorbritz).