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Domplatz-Open-Air Berlinerin auf Magdeburger Musical-Bühne

Im Sommer 2018 wird Julia Gámez Martín beim Magdeburger Domplatz-Open-Air im Musical "Jesus Christ Superstar" mitspielen.

Von Christina Bendigs 15.02.2018, 00:01

Magdeburg l Eigentlich hatte sich bei der Berliner Sängerin Julia Gámez Martín schon eine gewisse Musical-Verdrossenheit breitgemacht. „Ich mag diese Castings nicht“, begründet sie. Denn sie sei dann immer „furchtbar aufgeregt“, so dass ihre Stimme zittere und ihr Körper verrückt spiele, was ihr bei normalen Auftritten nie passieren würde.

Innerhalb weniger Minuten zeigen zu müssen, was sie drauf habe, sei nicht ihr Ding: „Ich bin eher eine Langstreckenläuferin.“ Und dass die Art von Familie, die sich während einer Musicalproduktion bildet, danach wieder auseinanderbricht, nimmt sie häufig emotional mit.

Dennoch ist sie ihrer Leidenschaft treu geblieben und konnte auch die Magdeburger Juroren von ihrem Können überzeugen. Im Sommer singt die 31-Jährige beim Domplatz-Open-Air im Musical „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber die Rolle der Maria Magdalena.

„Die Figur spielt im Stück ja eher eine Nebenrolle“, sagt die Berlinerin. Doch um Maria Magdalena würden sich so viele Mythen darüber ranken, wer sie und was zwischen ihr und Jesus war, dass sich die Halbspanierin schon auf die Produktion freut.

Welche persönliche Beziehung sie selbst zu Religion hat? „Ich habe alles mitgemacht, von der Taufe über die Christenlehre bis zur Konfirmation“, erzählt sie, „aber ich bin Atheistin.“ Und das nicht ohne Grund: „Religion sollte ein Auslöser für Menschlichkeit sein.“ Doch von jeher würden Religionen Hass und Mord auslösen. „Das ist mir unbegreiflich“, sagt sie.

Wie durch Zufall war sie erst 2017 in Israel und schaute sich all die Orte an, die auch im Stück eine Rolle spielen werden. Sie habe dort auch die Konflikte gesehen. Die Reise dorthin könne sie nur jedem empfehlen. Und beim neuen Magdeburger Domplatz-Open-Air werden die gesammelten Eindrücke ihr sicherlich ebenfalls zugute kommen.

Ihre Leidenschaft fürs Singen begann schon sehr früh. „Meine Mutter hat das entdeckt“, erzählt sie. Relativ früh habe sie dann im Berliner Konzertchor mitgesungen und schon bald auch ihr erstes Musical gesehen, das sie restlos begeisterte. Es handelte sich um das Stück „Linie  1“.

"In 'Shakespeare & Rock‘n‘Roll' war ich sicher sechsmal. Ich habe danach einen Brief geschrieben, dass ich in dem Stück mitspielen will, und ob sie nicht eine Rolle für mich haben“, erzählt sie. Damals bekam sie eine sanfte Absage und den Hinweis, dass sie Musical studieren könnte, wenn sie einmal groß sei.

Und das tat sie dann auch – an der Universität der Künste in Berlin. Bald darauf spielte sie an diversen Theatern regelmäßig Hauptrollen in Stücken wie AIDA – Das Musical, The Rocky Horror Picture Show, Hair, Jekyll & Hyde oder Curtains. Und einige der Darsteller aus der Linie 1 hat sie inzwischen auch wiedergetroffen. So ist das eben im Musicalgeschäft – man kennt sich.

Durch die Arbeit in Musicals lernte sie auch die Pianistin Ariane Müller kennen. Mit ihr erobert Julia Gámez Martín zunehmend auch die Comedy-Szene. Als Musik-Comedy-Duo „Suchtpotenzial“ touren die beiden durch Deutschland und gewannen bereits Comedy- und Kleinkunstpreise wie den Prix Pantheon, den Hamburger Comedypokal, den Mindener Stichling, die Tuttlinger Krähe.

Kürzlich waren sie auch Gäste im Theater in der Grünen Zitadelle in Magdeburg. So konnte sich die quirlige Berlinerin, die keinerlei Starallüren durchblicken lässt, schon einmal einen kleinen Eindruck von ihrer zukünftigen Wirkungsstätte verschaffen.

„Ich bin froh, dass ich diese zwei Standbeine habe“, sagt sie. Denn die Comedy bildet den willkommenen Ausgleich zum Musical: „Da können wir machen, was wir wollen, frei und wild sein, da können wir auch mal eskalieren.“

Notwendig sei allerdings eine gute Abstimmung. Denn neben Ariane Müller wirkt auch noch ein drittes Mitglied mit, das sich um die Buchungen kümmert, und alle sind in gewisser Weise auch finanziell voneinander abhängig. Gerade als weibliche Comedian und Sängerin interessiert sie sich auch für die Rechte der Frauen und die „metoo“-Debatte.

Und so wird sie sich auch an der Aktion „Sisters of Comedy“ beteiligen. Um zu zeigen, wie viele Frauen es inzwischen in der Branche gibt, sollen am 12.  November 2018 bundesweit zur gleichen Zeit Komikerinnen auf der Bühne stehen. „Sisters of Comedy“ ist fernab von Witzen über Frustshopping und Bindegewebe – keine Frauenquotengala, keine Männerschelte, sondern einfach eine grandiose, fulminante Show, mit allem, was Deutschlands brodelnde Komikerinnenszene zu bieten hat. Einen Teil der Einnahmen spenden die Beteiligten an lokale Frauenhilfsprojekte.

Als wäre das alles noch nicht genug, ist Julia Gámez Martín auch noch in weiteren Bandprojekten involviert. Eine facettenreiche junge Frau, die die Maria Magdalena darstellen wird.

Karten für das Domplatz-Open-Air (15. Juni bis 8.  Juli 2018) gibt es schon jetzt u. a. im Internet unter www.biberticket.de.