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Duale Ausbildung Magdeburg ist Vorbild für China

Magdeburg ist in Sachen Bildung Vorreiter in Asien. Gerade in China wird die Stadt im Zusammenhang mit der dualen Ausbildung genannt.

Von Martin Rieß 01.05.2019, 01:01

Magdeburg l Im März 2019 haben Magdeburger Akteure auf dem Feld der dualen Ausbildung gemeinsam mit Partnern aus der Volksrepublik China das Land im Fernen Osten besucht. Ziel war es, die bestehenden Kontakte und Kooperationen zu stärken.

Dazhi Cao vertritt das chinesische Unternehmen WuXianZhiLian Technology und berichtet: „In China war in der Vergangenheit die Ausbildung wie in den meisten anderen Ländern eher schulisch geprägt.“ Die Folge: Viele Absolventen kamen mit nur wenig Praxiserfahrung in die Betriebe. Das möchte die chinesische Staatsführung ändern und hat Unternehmen und Ausbildungsbetriebe erst jetzt wieder aufgefordert, die Kooperation zwischen Wirtschaft und Schule deutlich auszubauen. Und dabei handelt es sich bei einer Aufforderung seitens der Staatsführung in China nicht um eine Bitte.

Profitieren kann von diesem nachdrücklichen Hinweis an chinesische Unternehmen auch der Wirtschaftsstandort Magdeburg. Denn neben anderen ist im chinesischen Markt längst die Firma WMU mit Sitz in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt aktiv.

Geschäftsführer Frank Winzerling erläutert: „Unter anderem bilden wir hier in Magdeburg in mehrwöchigen Lehrgängen Lehrer aus chinesischen Berufsschulen aus.“ Dabei geht es darum, dass eigens für das chinesische Umfeld entwickelte Konzepte umgesetzt werden, und da die duale Ausbildung in den Betrieben und Berufsschulen in Deutschland in China als vorteilhaft gilt, scheut man in der Volksrepublik auch keine Kosten und Mühen, die Multiplikatoren nach Magdeburg zu schicken.

Bei der WMU haben allein 5000 Teilnehmer an den Schulungen in den vergangenen Jahren teilgenommen. Recht konkret ist der Plan, weitere 200 Berufsschullehrer für vier Wochen in Magdeburg zu schulen. Davon profitieren nicht zuletzt der Handel und die Hotellerie in der Landeshauptstadt.

Inzwischen ist sogar die Rede davon, dass in Magdeburg auch die vorschulische Ausbildung für Gäste aus China thematisiert werden soll. Sprich: Chinesen sollen hier erfahren, wie Kindertagesstätten in Deutschland funktionieren.

Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche begleitet regelmäßig die Wirtschaftsdelegationen in die Volksrepublik. Er erläutert: „Die kontinuierliche Präsenz ist für die Kontakte mit der Volksrepublik sehr wichtig, da hier die Kontakte auf politischer Ebene oft erst die Türen für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit öffnen.“ Dank besagter Kontinuität werde der Name Magdeburgs in China inzwischen oft automatisch mitgenannt, wenn es um die duale Ausbildung in Deutschland geht.

Dass Magdeburg auch innerhalb Deutschlands einen guten Ruf für seine Kontakte nach China hat, zeigt die Teilnahme der Handwerkskammer Ostthüringen an der Reise. Für die Thüringer mit an Bord war Karsten Sachse von der Geschäftsleitung der Kammer mit Sitz in Gera. Er sagt: „Mein erster Eindruck ist, dass es für uns sehr hilfreich war, an der Reise der Magdeburger teilzunehmen.“ Aufgrund der Ausbildungsschwerpunkte im Automobilbau und in der Automatisierungstechnik in Thüringen sieht man auch hier Vorteile in einer Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen.

An der Reise der Bildungsdelegation haben neben Dazhi Cao, Frank Winzerling, Rainer Nitsche und Karsten Sachse auch Hans-Joachim Bahr als Senior-Experte bei WMU, der Leiter der Berufsbildenden Schulen „Otto von Guericke“, Hans-Jürgen Meier, sowie Xie Songtao vom China-Centrum Sachsen-Anhalt teilgenommen.

Unter anderem haben sie sich in einer Schule angeschaut, wie die Konzepte praktisch umgesetzt werden. Konkret ging es um die Modelle für die Berufsausbildung von Zerspanungstechnikern, Kfz-Mechatronikern und Robotertechnikern – einem Ausbildungsberuf, den es in Deutschland bislang nicht einmal gibt.

Hans-Joachim Bahr berichtet: „Beeindruckend war beispielsweise zu sehen, wie nach nur wenigen Monaten für die Robotertechniker eine ganze Fertigungsstraße aufgebaut war, an der sie die verschiedenen Aufgaben aus dem Lehrplan abarbeiten konnten.“ Das könnte wohl ein Ansatz sein, von dem das deutsche Ausbildungswesen für die Zukunft Inspiration sammeln könnte.