Hilferuf pflegender Angehöriger Ein Pflegenotruf für Magdeburg - aber in abgespeckter Form
Der Bedarf für eine zentrale Anlaufstelle ist enorm bei pflegenden Angehörigen. Doch einen Rund-um-die-Uhr-Pflegenotruf, wie sie es sich gewünscht haben, wird es nicht geben. Eher eine Light-Lösung.

Magdeburg. - „Pflegende Angehörige sind das größte Pflegeunternehmen, das wir in der Stadt haben.“ Nicole Anger (Fraktion Die Linke) weiß, dass die meisten Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt werden. Sie hatte erst vor kurzem die Selbsthilfegruppe pflegender Angehöriger Sudenburg besucht und dabei von den Sorgen gehört, die alle eint: eine fehlende Notrufnummer und fehlende feste Kurzzeitpflegeplätze. Im Stadtrat erinnerte sie daran, dass niemand davor gefeit ist, auch einmal in die Situation zu geraten, plötzlich auf Hilfe angewiesen zu sein. Doch die politische Lösung, die am Ende gefunden wurde, war eher eine sehr abgespeckte Variante.
Wenn Angehörige ausfallen
Wenn dies jemandem passiere, der daheim einen Angehörigen rund um die Uhr pflegt, was dann? Es gebe keine Anlaufstelle, an die sich pflegende Angehörige in Notsituationen wenden können, warb Philipp Händler (Fraktion Grüne/Future!) für einen Antrag seiner Fraktion, eine Pflegenotaufnahme sowie einen Pflegenotruf einzurichten, der rund um die Uhr erreichbar ist. Denn Notfälle passieren nicht selten außerhalb von Sprechzeiten in Pflegeeinrichtungen. „Es braucht ein Angebot in Notsituationen“, so Händler.
Dass der Bedarf vorhanden ist, sieht auch die CDU-Fraktion. Dennoch hat sie in ihrem Änderungsantrag die zentrale Forderung nach einer 24-Stunden-Erreichbarkeit gestrichen. „Weil wir da keine Zuständigkeit bei der Stadt sehen“, argumentierte Matthias Boxhorn. Er habe nach der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales, bei der Mitglieder der Gruppe pflegender Angehöriger ihr Dilemma schilderten, beim städtischen Pflegeunternehmen „Wohnen und Pflegen Magdeburg“ (WuP) angerufen, um eine Lösung zu finden. Die WuP habe direkt auf der Startseite ihrer Homepage einen Button eingebaut. Wer draufklickt, erhält eine Telefonnummer, die er im Notfall wählen kann – allerdings nicht rund um die Uhr. „Das ist das, was wir leisten können, dürfen und müssen“, so Boxhorn, der überzeugt ist, dass den Angehörigen damit schon geholfen sei.
Neue Infobroschüre
Die Mehrheit im Stadtrat sah dies auch so. Dem Änderungsantrag der CDU, der neben der „zeitlich begrenzten telefonischen Beratung für pflegende Angehörige“ auch eine Informationsbroschüre „für Notfallsituationen in der Nacht“ vorsieht, wurde zugestimmt. Die Rund-um-die-Uhr-Notfallnummer gibt es nicht.