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Elbe Magdeburg Weiße Flotte leidet unter Niedrigwasser

Das Rekord-Niedrigwasser der Elbe hat in Magdeburg auch wirtschaftliche Folgen - negative wie positive.

Von Peter Ließmann 28.08.2018, 14:26

Magdeburg l Des einen Freud ist des anderen Leid: Bei der Magdeburger Weißen Flotte ist die Stimmung derzeit gedrückt. Ungünstiger hätte das Niedrigwasser der Elbe nicht kommen können. „Von Mai bis Oktober ist unsere Hauptsaison“, sagt Ralf Kurth von der Weißen Flotte.

In den vergangenen Jahren habe man nicht selten für zwei bis drei Wochen die Fahrten entlang der Stadtstrecke Magdeburg wegen zu wenig Wasser unter dem Kiel einstellen müssen. „Und auch durch das Hochwassers 2013 mussten wir nur drei Wochen pausieren“, so Kurth. Auf solche Ausfälle sei das Unternehmen vorbereitet. Die jetzige Situation sei aber „katastrophal".

"Seit 6. Juli 2018 können wir nicht mehr die Elbfahrten anbieten", sagt Kurth. In normalen Jahren könne man bis Ende August mit bis zu 9000 Fahrgästen rechnen. „In diesem Jahr sind es nur 2500 bis 3000 Fahrgäste.“ Das ist ein Einnahmenrückgang von rund 60 Prozent.

Durch Ausweichfahrten zum Mittellandkanal und Einsparungen im Unternehmen versuche man, das Defizit etwas abzumildern. So könnten einige Mitarbeiter vorzeitig in den Urlaub gehen.

Auf Verlust-Ausgleichszahlungen, wie etwa für Landwirte, könne die Weiße Flotte wohl nicht zählen. Dafür gebe es aus der Politik keine entsprechenden Signale. „Eine Hilfe wäre das für uns auf jeden Fall und wir würden das natürlich begrüßen“, sagt Ralf Kurth.

Bei den Reedereien, die Elbe-Kreuzfahrten veranstalten, sieht man die Situation eher entspannt, wie ein Sprecher eines Veranstalters sagte. Magdeburg werde in den Sommermonaten nur sehr selten von den Kreuzfahrtschiffen angefahren. Das passiere in der Regel nur im Frühjahr und im Herbst. „Unser erstes Schiff wird erst wieder am 21. September in Magdeburg anlegen. Und bis dahin ist sicherlich genug Wasser in der Elbe“, so der Pressesprecher.

Ganz anders die Stimmung im Magdeburger Hafen. „Wir konnten unseren Umsatz durch das Niedrigwasser um rund 20 Prozent steigern“, sagte Karl-Heinz Ehrhardt, Geschäftsführer der „Transportwerk Magdeburger Hafen GmbH“ (TMHG), die den Magdeburger Hafen betreibt. Grund dafür sei die Niedrigwasserschleuse zwischen Hafen und Elbe, die die Hafenbecken ganzjährig unabhängig vom Wasserstand der Elbe macht.

Gleichzeitig ist der Magdeburger Hafen über das Wasserstraßenkreuz Rothensee und die Sparschleuse Rothensee mit dem Mittellandkanal verbunden. Das mache den Magdeburger Hafen ganz besonders in der gegenwärtigen Situation zu einer starken Schifffahrts-Drehscheibe, erklärt Karl-Heinz Ehrhardt dazu.

Die unerwartete Umsatzsteigerung sei genau dieser Situation zu verdanken. Schiffe, die von Westen über den Mittellandkanal oder von Norden über die Elbe Richtung Süden elbaufwärts unterwegs sind, können den Magdeburger Hafen anlaufen. Dort würden die Güter dann auf Lkw oder Bahn umgeladen und zum Elbhafen Aken flussaufwärts transportiert, wo sie wieder auf Kähne umgeladen werden.

Noch wichtiger sei der Weg umgekehrt elbabwärts. Der Akener Hafen ist ein Transportzentrum für Schwerlasten. Da die Elbe zurzeit nicht als Transportweg zur Verfügung steht, werden die Schwerlasten aus Aken zum Magdeburger Hafen gefahren und dort auf Schiffe umgeladen. „Dafür sind wir mit der Akener Hafengesellschaft extra eine Kooperation eingegangen“, sagt Karl-Heinz Ehrhardt.

In diesem Zusammenhang lobt der Hafenchef noch einmal die Investition in die Niedrigwasserschleuse. „Das war eine wichtige und zukunftsweisende Entscheidung.“

2017 erwirtschafteten die 72 Mitarbeiter der TMHG einen Umsatz von rund 11 Millionen Euro. In diesem Jahr dürfte es deutlich mehr sein — dank der flachen Elbe.