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Finanzen Coronavirus kommt Klinikum teuer zu stehen

Mehr Kosten, Mitarbeiter in Panik - welche Auswirkungen das Coronavirus aufs Klinikum Magdeburg hat und wie sicher es für Patienten ist:

Von Anja Guse 06.08.2020, 01:01

Magdeburg l Coronainfizierte Patienten, coronainfizierte Mitarbeiter – die Pandemie stellt die Krankenhäuser vor neue Herausforderungen. Welche Auswirkungen das Coronavirus auf das städtische Klinikum Magdeburg hat, erklärt Geschäftsführer Knut Förster in einem Interview.

Volksstimme: Herr Förster, insgesamt 22 Mitarbeiter des städtischen Klinikums wurden kürzlich in einem behördlich angeordneten Screening positiv auf das Coronavirus getestet. Wie sicher ist Ihr Krankenhaus noch für Patienten?

Knut Förster: Als Patient brauchen Sie – auch aufgrund unserer Hygienemaßnahmen – keine Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus in unserem Haus zu haben. Die betroffenen Mitarbeiter sind alle symptomfrei und im Moment in häuslicher Quarantäne. Im Übrigen weisen alle einen sehr niedrigen Virenbelastungswert aus. Natürlich gibt es nie, wie in anderen Einrichtungen auch, hundertprozentige Sicherheit. Aber wir unternehmen mehr, als notwendig ist.

Was bedeutet das konkret?

Alle positiv getesteten Mitarbeiter bleiben 14 Tage in häuslicher Quarantäne. Und das, obwohl 16 von ihnen bereits wieder negativ getestet wurden. Von den Kontaktpersonen wird alle zwei Tage ein Abstrich genommen. Zudem setzen wir mehr FFP-2-Masken ein als vorgesehen. Mehr geht nicht.

Bislang konnten sich Mitarbeiter auch freiwillig testen lassen. Gilt das Angebot noch?

Ja, das ist nach wie vor möglich. Das Angebot richtet sich vor allem an unsere Urlaubsrückkehrer und Beschäftigte aus kritischen Bereichen wie beispielsweise der Notaufnahme, der Isolierstation und der ITS.

Wie viele Abstriche wurden genommen?

Mehr als 1780 Mitarbeiter wurden hier seit dem 23. März bis Ende Juli getestet. Dabei wurden mehr als 6160 Abstriche genommen. Es gibt Test-Junkies, die jede Woche gehen. Bei anderen Beschäftigten wurde erst im Rahmen des angeordneten Screenings ein Abstrich genommen. Davon ausgenommen waren beispielsweise Mitarbeiter in Elternzeit oder Langzeiterkrankte.

Warum hat das Gesundheitsamt dieses Screening angeordnet?

Grund war ein Patient, der wochenlang keinen Kontakt nach außen hatte und plötzlich positiv auf das Virus getestet worden war. Da sollte geklärt werden, ob ein Mitarbeiter das Virus ins Haus gebracht hatte.

Und? Hatte er?

Das ist nicht mehr nachvollziehbar. Eben auch, weil die Virusbelastung so niedrig ist.

Welche finanziellen Auswirkungen hat die Pandemie auf das städtische Klinikum?

Durch die freiwilligen Tests sind dem Haus Kosten von etwa 240.000 Euro entstanden. Die gehen auf unsere Kappe. Und für etwa 900.000 Euro haben wir persönliche Schutzausrüstung erworben. Die Lager sind jetzt voll. Allerdings wird die Ausrüstung auch unabhängig von Corona genutzt. Durch den Wegfall einiger Operationen fehlt dem Klinikum zwar Geld, allerdings wird dieses Minus durch das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz in etwa wieder ausgeglichen.

Hohe Kosten für freiwillige Tests – dennoch setzen Sie diese Strategie fort. Warum?

Damit wir Mitarbeiter und Patienten schützen. Und natürlich auch, damit das Haus mit seinem Angebot am Markt bleiben kann.

Was ist mit den Patienten? Werden sie auch auf das Coronavirus getestet?

Ja. Jeder Patient wird vor einer Aufnahme getestet. Wer positiv ist, wird nicht operiert. Bei Notfallpatienten gilt das natürlich nicht. Die müssen sofort medizinisch versorgt werden. Aber sie werden dann nach der OP getestet.

Ist der Dienstablauf trotz Quarantäne der 22 infizierten Mitarbeiter noch abgesichert?

Ja. Wir mussten zwar mehrere Dienstpläne umschreiben. Doch unsere Ernstfall-Dienstpläne sind bislang nie in Kraft getreten.

Was hat Sie die Pandemie über Ihre Mitarbeiter gelehrt?

Die Menschen zeigen jetzt ihr Innerstes. Bestimmte Verhalten habe ich so nicht erwartet. Zwar hat die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter bislang mitgezogen, aber es gibt auch Einzelfälle, die Panik bekommen haben und ichbezogen reagierten. Und das, obwohl diese Beschäftigten als medizinische Fachkräfte mit der Situation gut umgehen können müssten.