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FliegerbombeAlles zur Evakuierung in Magdeburg

In Magdeburg mussten nach dem Fund einer Fliegerbombe 5000 Menschen ihre Wohnungen räumen. Sie konnte entschärft werden.

Von Katja Tessnow 18.08.2018, 09:54

Magdeburg l Nach dem Fund einer 250-Kilogramm-Fliegerbombe lief in Magdeburg am 18. August 2018 eine großangelegte Evakuierung. 5000 Bewohner der Stadtteile Altstadt und Werder mussten ab 10 Uhr ihre Wohnungen verlassen. Gegen 16 Uhr meldet die Stadt Vollzug. Um kurz vor 17 Uhr begann die Entschärfung. 20 Minuten später konnte Entwarnung gegeben werden.

Die Kampfmittelexperten konnten den Zünder entfernen. Der Blindgänger lag circa 25 Meter von der Kaimauer entfernt im Wasser der Elbe. Die entschärfte Bombe wurde an Land gebracht und wird noch am Sonnabendabend auf einem Spezialfahrzeug zu einem Munitions-Zerlegebetrieb gebracht.

Die Bewohner der evakuierten Stadtteile in Magdeburg können wieder zurückkehren. Die Elbebrücken und die Straßen wurden freigegeben. Nur das Schleinufer blieb zwischen Askanischem Platz und Johanniskirche wegen der Bergung des Blindgängers zunächst gesperrt. Mittlerweile ist auch diese Sperrung aufgehoben.

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe haben den Verkehr über die Brücken wieder aufgenommen. Es kam anfangs noch zu Verspätungen. Das Bürgertelefon unter 0391/5407777 stand noch bis 18.30 Uhr für Nachfragen zur Verfügung.

Holger Platz, der Leiter des Krisenstabes, erklärte nach der Entwarnung: "Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Einsatzkräften, die seit dem späten Freitagabend zunächst die Evakuierung vorbereitet und diese dann auch so reibungslos über die Bühne gebracht haben. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Stadtverwaltung, Rettungskräften und MVB war hervorragend. Mein Dank gilt nicht zuletzt allen Betroffenen, die ihre Wohnungen verlassen mussten und für den Einsatz so viel Verständnis aufgebracht haben."

Auf einer Pressekonferenz hatten Vertreter des Krisenstabes am Sonnabendmittag über den aktuellen Stand informiert. Zur Kontrolle, ob alle Anwohner das Evakuierungsgebiet verlassen hatten, überflog ein Polizeihubschrauber den Bereich.

Der für 14 Uhr geplante Beginn der Entschärfung konnte nach Angaben von Polizeisprecher Frank Küssner nicht gehalten werden, weil sich u. a. im Bereich der Jakobstraße viele Bewohner noch in ihren Wohnungen aufhielten. Polizei und Ordnungsamt gingen von Tür zu Tür.

Es wurde auch geprüft, ob die Sternbrücke währenddessen für den Autoverkehr geöffnet wird, sagte Holger Platz, Leiter des Krisenstabes. Polizei und Rettungsdienste lehnten dies noch ab, weil sich die Wegeführung innerhalb des Stadtparks Rotehorn als sehr unübersichtlich darstellt und die Straßen sehr eng sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Wege sehr schnell verstopft sind und dann Einsatzkräfte und Rettungsdienste nicht mehr beweglich sind. Damit also die Rettungswege weiterhin offen bleiben, darf die Sternbrücke nur von Sonderverkehr wie Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten befahren werden.

Circa 130 Einsatzkräfte des Rettungsdienstes sowie gut 120 Polizeibeamte sicherten die Evakuierungsarbeiten ab. So gab es auf den Straßen 21 Kontrollpunkte, an denen die Einfahrt ins Evakuierungsgebiet verhindert wird. Beamte gingen die Hauseingänge von Nord nach Süd ab. Lautsprecherwagen des Ordnungsamtes informierten über die Maßnahmen. Mit Beginn der Entschärfung gab es bis zu einer Höhe von gut 5 Kilometer ein Flugbeschränkungsverbot, wie die Polizei am Mittag infomiert.

Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes durchkämmten den Werder ab etwa 11 Uhr Haus für Haus von Nord nach Süd. Die Evakuierung schritt zeitweise sehr stockend voran, weil die Menschen darauf eingerichtet waren, erst bis 14 Uhr ihre Wohnungen räumen zu müssen. Viele Bewohner reklamierten etwas Zeit zum Packen der nötigsten Sachen.

Mit Beginn der Entschärfung der Fliegerbombe wurde auch der Straßenbahnverkehr auf den beiden Brückenzügen eingestellt. Vier Bahnen blieben in Ostelbien und pendeln zwischen Herrenkrug und Cracau. Die übrigen Bahnen der Linien 4 und 6 fahren zur Agnetenstraße oder Alte Neustadt, wie Uwe Schulz von den MVB erklärte.

Ab der Mittagszeit landen mehr und mehr alte und gebrechliche Menschen aus den Alten- und Pflegeheimen an ihrem Evakuierungsort in den Messehallen am Elbauenpark an. Hier wurden knapp 300 Menschen betreut. Die betroffenen Einrichtungen - Vitanas (Stadtzentrum), Renafan (Werder) und die Elbresidenz der Volkssolidarität (Werder) sowie das ebenfalls auf dem Werder ansässige Behindertenheim Regenbogenhaus - stockten ihre Pflegekräfte auf. Sie hatten alle Hände voll zu tun, die teils aufgeregten Bewohner zu beruhigen und zu versorgen. Angehörige landeten an den Messehallen an und suchten ihre Angehörigen. Sie wollten sie zu Hause betreuen oder einfach sehen, ob es ihnen gut geht. Alle hofften auf einen schnellen Rückzug in die gewohnte Umgebung.

Das betroffene Gebiet wurde durch folgende Straßen begrenzt:

  • Im Norden: die Verbindung zwischen Gartenstraße und Zollstraße, Rötgerstraße, Tränsberg, Blauebeilstraße
  • Im Westen: die Ostseite der Weitlingstraße zwischen Blauebeilstraße und Julius-Bremer-Straße, die Ostseite der Straße Bei der Hauptwache, der Südabschnitt der Jakobstraße
  • Im Süden: Ernst-Reuter-Allee zwischen Jakobstraße und Strombrücke sowie Zollbrücke
  • Im Osten: die Mittelstraße zwischen Zollhaus und Badestraße, das Westufer der Alten Elbe zwischen Badestraße und Weidenstraße, die Gartenstraße zwischen Weidenstraße und Einmündung zur Zollstraße

Was Betroffene unbedingt dabei haben sollten, wenn sie ihre Wohnung verlassen:

  • lebenswichtige Medikamente
  • wichtige Personaldokumente, wie z. B. Ausweise
  • Geld, Kreditkarten
  • die Chipkarte für die Krankenversicherung
  • Handy (mit Ladegerät)
  • Hygieneartikel
  • Verpflegung für mehrere Stunden