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Ehrenamt Freiwillige Feuerwehr: Magdeburg will Kameraden besser entschädigen

Die Landeshauptstadt plant die Anhebung der Aufwandsentschädigungen für freiwilligen Feuerwehren. Mehr Mitglieder sollen überhaupt in den Genuss solcher Zahlungen kommen. Warum der Jubel bei Kameraden in Olvenstedt dennoch verhalten ausfällt.

Von Katja Tessnow 17.09.2022, 06:00
Stolze Nachwuchsretter und ihre Betreuer bei der Jugendfeuerwehr Magdeburg-Olvenstedt. Rund 80 Kinder und Jugendliche werden hier von Erwachsenen im Ehrenamt ausgebildet.
Stolze Nachwuchsretter und ihre Betreuer bei der Jugendfeuerwehr Magdeburg-Olvenstedt. Rund 80 Kinder und Jugendliche werden hier von Erwachsenen im Ehrenamt ausgebildet. Katja Tessnow

Magdeburg - Fast 300 Männer und Frauen leisten Einsatzdienst in den zehn freiwilligen Feuerwehren der Stadt Magdeburg. Sie sind nur ein Teil ihres Personals. Hunderte weitere Mitglieder leisten Nachwuchsarbeit und andere rückwärtige Dienste. Die Stadt will sie stärken – mit der neuen Entschädigungssatzung.

Theodor, Basti, Dean und Tyler tragen stolz ihre Helme, den Namen vorne drauf. Die vier – heute zwischen 12 und 17 Jahren als – sind sämtlich erfahren an Schlauch und Spritze und jahrelang Mitglieder in der Jugendfeuerwehr Magdeburg-Olvenstedt. Fast 80 Kinder und Jugendliche werden hier geschult und betreut. Sie lernen und trainieren ein- bis zweimal die Woche, dazu Sommerlager und Wettkampfreisen. Jugendwart Franz Schlottig hat alle Hände voll zu tun mit Wochen-, Wettkampf- und Personalplanung. „Wir rechnen auf 15 Kinder und Jugendliche mit zwei Betreuern, allein heute hatten wir zehn im Einsatz.“ Es ist Donnerstag gegen 19.30 Uhr. Nebenan trainieren die Erwachsenen.

Dass die Stadt Magdeburg mit einer neuen Entschädigungssatzung für Ehrenamtliche vor allem die freiwilligen Feuerwehren stärken und Mitgliedern mehr Geld für den Aufwand bezahlen will, findet Schlottig gut und angemessen. „Das ist schon eine Motivation, auch wenn es uns hier nicht ums Geld geht.“ Aber allein die Anfahrten verursachten Kosten, steigende Kosten.

Viele gehen weiter leer aus

Beim Blick auf die geplanten Entschädigungssätze, die der Stadtrat im November beschließen soll, zuckt Schlottig allerdings kurz zusammen. Zwar soll er selbst für seinen Dienst als Jugendfeuerwehrwart künftig statt mit 50 mit 80 Euro monatlich entschädigt werden – auch sein Stellvertreter und ein weiterer Jugendgruppenleiter werden bedacht –, alle anderen Betreuer gehen weiter leer aus. „Oh, ich hatte gedacht, dass auch sie ...“ Schlottig schluckt und will nicht meckern. Die Stadt investiere viel in Ausstattung und Jugendarbeit der Wehren, Sachkosten von Uniform bis Reisekosten zu Wettbewerben. Dennoch steht dem Mann, der als Kind in Thüringen zur Feuerwehr fand und mit dem Studium 2016 nach Magdeburg wechselte, ein bisschen Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Bei seiner Jugendwehr herrsche alles andere als Nachwuchsmangel, „im Gegenteil, wir haben Wartelisten“, aber die vielen Betreuer zu binden, die sie braucht, sei nicht so einfach.

Am 10. November 2022 soll der Stadtrat die neue Entschädigungssatzung beschließen. Die Feuerwehren sind die einzigen Profiteure in Form höherer Ausgleichszahlungen. Für einige Funktionen gibt es etwas mehr, für ein paar andere überhaupt erstmals Entschädigung (neue Sätze siehe unten).

Für die ehrenamtlich arbeitenden Stadträte gibt es dagegen keine Draufgabe. Auch das Ratsmandat macht nicht reich, aber unter den ehrenamtliche tätigen Magdeburgern sind die Räte die „Spitzenverdiener“. Eine höhere Entschädigung lässt das Landesrecht nicht zu.

Das bekommt die freiwillige Feuerwehr

Stadtwehrleitung: Entschädigung pro Monat (neu) Stadtwehrleiter 350 Euro / Stellvertreter 262 Euro / Ortswehrleiter 150 Euro / Stellvertreter 112,50 Euro/ Ausbildungsleiter 80 Euro / Sicherheitsbeauftragter 50 Euro / Schriftwart 50 Euro / Stadtkinder- und Jugendfeuerwehrwart 110 Euro / Jugendfeuerwehrwart und Kinderfeuerwehrwart 82,50 Euro / Beisitzer Wettbewerbe 30 Euro

Ortsfeuerwehren: Entschädigung pro Monat (neu) Kinder-/Jugendwart 80 Euro / Stellvertreter 60 Euro / Jugendgruppenleiter (Kinder-/Jugendfeuerwehren mit mehr als 15 Mitgliedern) 45 Euro / Gerätewart 100 Euro / Sicherheitsbeauftragter 25 Euro / Schriftwart 25 Euro / Zusätzlich entschädigt wird die Tätigkeit als Ausbilder und die Teilnahme an Lehrgängen sowie Tauglichkeitsuntersuchungen.

Das bekommen Stadträte

Die 56 ehrenamtlichen Mitglieder des Magdeburger Stadtrates haben auf folgende Entschädigungszahlungen Anspruch: je Mitglied 230 Euro/Monat plus 16 Euro pro Rats-, Fraktions- und Ausschusssitzung / der Ratsvorsitzende bekommt zusätzlich 460 Euro/Monat / die Ausschussvorsitzenden zusätzlich 230 Euro/Monat / Verdienstausfall können Stadträte bis zu einer Höhe von 25 Euro/Stunde geltend machen.

Andere Ehrenämter

Mit einer monatlich pauschalen Entschädigung nach der kommunalen Satzung werden außerdem folgende Ehrenämter bedacht: Ortsbürgermeister (je nach Einwohnerzahl) Beyendorf-Sohlen 300 Euro, Pechau und Randau-Calenberge 200 Euro / Mitglieder der ehrenamtlichen Ortschaftsräte in Beyendorf-Sohlen 23 Euro / in Pechau und Randau-Calenberge 16 Euro / Betreuer in Altenkreisen und Seniorenclubs 16 Euro / Leiter im Fachdienst Katastrophenschutz 50 Euro / Hochwasserschutzbeauftragte 30 Euro (Stellvertreter 20 Euro) / Kreisjägermeister 150 Euro / Mitglieder im Jagdbeirat 50 Euro Weitere Entschädigungen zum Beispiel für Ehrenamtliche im Sport oder in der Jugendarbeit regeln Vereine/Organisationen. Generell gilt, dass Ehrenamtlichen durch ihren Einsatz keine Zusatzkosten entstehen sollen.