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Fund in Grube Schrottreifes Rätsel in Magdeburg

Verrostete Reste eines Fahrzeugs sind an der Erzbergerstraße in Magdeburg gefunden worden. Dort entsteht u. a. ein neues Hochhaus.

Von Martin Rieß 02.10.2018, 01:01

Magdeburg l Nicht allein Steine und Erde fördern die Bagger auf Baustellen in Magdeburg zutage. Beispiel Lange Luise. In der Grube, in der in den kommenden Jahren neben dem Luisencarré der Magdeburger Wohnungsgenossenschaft auch ein Hochhaus mit zwanzig Etagen gebaut werden soll, ist jetzt sogar ein Fahrzeug im Untergrund aufgetaucht. Die vergangenen Jahrzehnte haben an dem rostigen Fahrzeugunterbau deutliche Spuren hinterlassen.

Unter welchen Umständen und aus welchem Grund das Gefährt genau in der Versenkung verschwunden ist, war gestern noch nicht klar. So hatte es in der Magdeburger Innenstadt während mehrerer Luftangriffe schwere Zerstörungen gegeben. Beim Abtransport der Trümmer waren in der Elbestadt ebenso wie in vielen anderen deutschen Großstädten beispielsweise Loren im Einsatz, die auf Trümmerbahnen durch die zerstörten Städte rollten.

Und auch bei der Wiederbebauung der Innenstadt war eine Vielzahl verschiedener Fahrzeuge im Einsatz. Im Bereich der Erzbergerstraße wurden unweit der Einmündung Virchowstraße zwei Sechzehngeschosser gebaut, die nach der Wende 1990 leerstanden und abgerissen wurden. Über Jahre wurde das Gelände dann als Parkplatz genutzt.

Während es sich bei dem rostigen Rest des Fahrzeugs um einen eher harmlosen Fund handelt, drohen angesichts der Bombenabwürfe über der Stadt in den Jahren 1944 und 1945 auch böse Überraschungen im Boden. Unter anderem besteht immer die Gefahr, auf Blindgänger zu treffen. Daher müssen Investoren in der Innenstadt ihre Flächen regelmäßig auf Fundmunition untersuchen lassen.

Manchmal reicht auch das nicht aus: Beim Abriss eines Achtgeschossers am Breiten Weg war im Jahr 2014 ein Blindgänger entdeckt worden, der vierzig Jahre zuvor beim Bau des Hauses übersehen worden war und der die Jahrzehnte direkt neben einer Kellerwand des Gebäudes überdauert hatte.

Ärgerlich bei der Untersuchung einer Fläche nach Fundmunition sind Metallteile im Untergrund – wie zum Beispiel die Reste von Fahrzeugen. Der Grund: Sobald eine Sonde eines mit der Suche nach Kampfmitteln beauftragten Unternehmens signalisiert, dass sich Metall im Untergrund befindet, muss mit besonderer Sorgfalt geprüft werden, worum es sich bei dem Fund handelt. Erst wenn sicher ist, dass keine Gefahr besteht, können die Fremdkörper aus dem Boden gezogen werden.

Unweit des Bereichs, an dem das Fahrzeug wieder ans Tageslicht geholt wurde, sollen in Zukunft übrigens ganz andere Vehikel ihren Platz finden: Um die in Magdeburg beim Bau neuer Wohnungen geforderte Zahl von Stellplätzen für die Mieter abzusichern, baut die MWG im Innenhof des Luisencarrés eine oberirdische Großgarage mit einem umfangreich begrünten Dach.