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Tierschutz Für den Aufbau einer Igelstation fehlen dem Magdeburger Zoo die Kapazitäten

Aktualisiert: 12.4.2021, 10:05

Magdeburg. Die Natur erwacht zum Leben und mit ihr Igel aus dem Winterschlaf. So mancher stachelige Geselle taumelt dann scheinbar hilflos, krank und schlaftrunken durch die Gärten. In Sorge um das Wohl des Tieres wenden sich viele Tierliebhaber an den Magdeburger Zoo. Manchmal greifen sie zum Telefon, oft aber stellen sie die Tiere direkt vor die Zootür.

Noch häufiger als im Frühjahr komme das in den Herbst- und Wintermonaten vor der Winterruhe vor, weiß Zoo-Geschäftsführer Dirk Wilke.

Eine Auffangstation für Igel, wie sie die Mitglieder der Gartenpartei/Tierschutzallianz mit einem Ratsantrag gern auf den Weg gebracht hätten, lehnt sowohl der Geschäftsführer des Zoos als auch die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme zum Zoo-Konzept ab.

Igelstation übersteigt wirtschaftliche Leistungsfähigkeit

Das Modell einer Igelstation im Zoo Magdeburg würde die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Gesellschaft übersteigen, gibt sie zu verstehen. „Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades des Zoos Magdeburg droht die Gefahr, dass eine unbestimmt hohe Zahl an Falltieren zur Aufnahme vorgestellt wird.“

„Klar ist der Igel ein Sympathieträger“, erklärt Wilke. „Er wird aus Vorsicht aus den Gärten entnommen und zu uns gebracht. Aber jeder Igel, der zu uns kommt, wird einem Tierarzt vorgestellt, er wird entwurmt und auf Parasiten untersucht. Dann müssen wir entscheiden, ob wir ihn wieder aussetzen oder ihn überwintern.“ Dabei mache nicht jeder Igel, der in den Zoo kommt oder in Pflege ist, Winterschlaf. „Das bedeutet, man muss sich tagein, tagaus auch kümmern“, erklärt der Geschäftsführer des Zoos. Aus diesem Grund nehme der Zoo generell keine Igel auf.

Was jedoch nicht bedeutet, dass sich um abgesetzte Igel nicht gekümmert werde. Außerdem stelle sich die Frage, wie der Igel wieder ausgewildert wird. „Wir können ja nicht alle in den Vogelgesangpark stecken.“

Die Igel vor die Zoo-Tür zu stellen ist kein Artenschutz

Zudem müsse eine Igelauffangstation auch 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche mindestens telefonisch besetzt sein, so Wilke. Das sei für den Zoo derzeit nicht leistbar. Die Öffentlichkeit erwarte eine dauerhafte Rundumversorgung und Erreichbarkeit, die durch einen zoologischen Geschäftsbetrieb nicht sichergestellt werden kann, argumentiert ebenso die Stadtverwaltung.

Zoo-Chef Wilke plädiert stattdessen dafür, die Igel in ihrem Habitat zu lassen. „Der Mensch als solches hilft gern verletzten Tieren auf der Straße und glaubt, dass er durch sein Handeln, indem er das Tier aufnimmt und zu uns bringt, seinen Beitrag geleistet hat. Uns das Tier vor die Tür zu stellen, ist aber kein Artenschutz.“ Artenschutz beginne, wenn man dem Igel im Garten einen Laubhaufen gewährt und ein paar Äpfel auf dem Rasen liegenlässt, so Wilke.

Kranke oder schwache Igel können zunächst zum Tierarzt gebracht werden. Hilfestellungen gibt auch der Verein der Igelfreunde Sachsen-Anhalt.