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Fussball  Aufregung vor Derby Magdeburg gegen Dresden

Hunderte Polizeikräfte, 2 Hubschrauber, eine Landtagsbeobachterin, ein neues Konzept und 140 Schmierereien vorm Spiel FCM-Dynamo.

Von Rainer Schweingel 03.10.2018, 11:32

Magdeburg l Beim Zweitliga-Derby zwischen dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden am 6. Oktober 2018 ab 13 Uhr in der MDCC-Arena in Magdeburg wird es zu einer Premiere kommen. Erstmals setzt die Fanhilfe Magdeburg eine sogenannte Parlamentarische Beobachterin ein.

Dabei wird die Linken-Landtagsabgeordnete Kristin Heiß das Fußballspiel besuchen. Sie soll vor allem die Einlasssituation unter die Lupe nehmen. Das kündigte die Fanhilfe Magdeburg an. Die Fanhilfe ist ein Zusammenschluss von kritischen Fußballfans, die mit anwaltlichem Beistand Fans bei Streitfällen mit der Polizei oder dem Verein unterstützen.

Anlass für die Beobachter-Aktion beim bevorstehenden Heimspiel sind Vorfälle aus der letzten Begegnung mit den Sachsen. Im April 2016 hatte es zuletzt ein Aufeinandertreffen der beiden Vereine in Magdeburg gegeben. Beim Einlass war es zu teils chaotischen Szenen im Einlassbereich für die Gästefans gekommen. Aus bis heute nicht genau geklärten Umständen hatte die Polizei damals die Einlasstore für die Dresdner Fans geschlossen. 

Der übergroße Teil der Dynamo-Anhänger hatte dann das Spiel nicht verfolgen können und musste auf einer Wiese neben dem Stadion ausharren. Daraufhin kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei. Für diese Maßnahme hatte es viel Kritik gegeben. Die Polizei hatte die Taktik u. a.  mit dem Hinweis auf gewaltbereite Fans, die sich nicht kontrollieren lassen wollten und auf den Einlass drängten, begründet. Die Fans wiederum sprachen von Polizeiwillkür und überzogenem Einsatz.

Diese Maßnahme einer Beobachtung, die bisher in keinem anderen deutschen Stadion angewendet worden sei, sei deshalb nach den Vorfällen nötig geworden, so die Fanhilfe in einer Mitteilung. Abgeordnete Kristin Heiß soll deshalb im Auftrag der Fanhilfe besonders aufmerksam die Einlasskontrollen sowie den Umgang der Sicherheitskräfte mit den Fans verfolgen.

Im Nachgang der Vorfälle aus dem April 2016 sei zwar eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des 1. FCM und der Fanszene gebildet worden, die einen Leitfaden zur Verbesserung des Zugangs zum Gästeblock formulierten. Der Leitfaden sei jedoch bisher lediglich in Teilen von der Polizei übernommen, weswegen es fortwährend zu Problemen beim Einlass der Gästefans komme, so die Fanhilfe.

Gegenüber der Volksstimme sprach Polizeisprecher Frank Küssner von umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen auf das Spiel. In mehreren Runden habe man sich mit Verein, Fanvertretern, Einsatzkräften, Stadionbetreiber und anderen über den Ablauf zum Spiel ausgetauscht. Im Mittelpunkt hätten Maßnahmen gestanden, die zu einer "entzerrten und entspannten Anreise der Gästefans" führen sollen, so Küssner.

Erwartet werden rund 2300 Dynamo-Fans. Sie werden anders als 2016 dieses mal überwiegend mit Autos und Bussen anreisen. Alle anderen sollen über den Bahnhof Herrenkrug an das Stadion herangeführt werden. "Aus unserer Sicht sind alle Vorkehrungen getroffen, dass es zu einer friedlichen Anreise und einem vernünftigen Einlass kommen kann", so Küssner.

Dennoch wird der 6. Oktober 2018 zu einem Großkampftag für die Polizei. Mehrere Hundertschaften aus drei Bundesländern, unter anderem aus Berlin, werden rund um das Stadion im Einsatz sein. Dazu werden Hubschrauber von Landes- und Bundespolizei den Ablauf aus der Luft beobachten. Auch Wasserwerfer stehen bereit.

Bei Veranstaltungen dieser Art gehöre eine solche Ausstattung und Vorbereitung zu den üblichen polizeilichen Maßnahmen im Vorfeld, so Küssner. Auch der Verein hat sich verstärkt. "Die Anzahl der Sicherheitskräfte sind aufgrund der erhöhten Zuschauerzahl sowohl im Bereich Heim wie Gäste entsprechend angepasst worden. Ich bitte um Nachsicht, dass wir eine konkrete Zahl nicht nach außen geben", sagte FCM-Sprecher Norman Seidler. Für die Sicherheit im Stadion ist zuerst der Verein als Veranstalter verantwortlich. Die Polizei wird zu Hilfe geholt, wenn der Verein die Lage nicht mehr selbst unter Kontrolle halten kann.

Besondere Brisanz bringen noch Vorfälle vom Wochenbeginn in den Vorbereitungsstress. In der Nacht zum 2. Oktober 2018 hatten Unbekannte mehr als 130 Schriftzüge an Häuser im gesamten Magdeburger Stadtgebiet gesprüht. Inhaltlich ging es um Schmähungen des Fußballklubs Dynamo Dresden sowie der Polizei. Das dürfte wiederum die Dynamo-Fans provozieren.

Zudem gab es in der Nacht zum 1. Oktober 2018 einen Einbruch in den FCM-Fanshop. Allerdings wird hier kein Fußballbezug vermutet. Die Einbrecher nahmen ausschließlich Geld aus der Kasse mit und ließen FCM-Fanartikel unangetastet.

Dabei sind für ein emotionales, aber friedliches Fußballfest Grundlagen gelegt. Das Stadion ist mit 20.700 Heim- und 2.300 Gästefans ausverkauft. Zu Sicherheit gibt es neben dem Gästebereich Pufferblöcke. Der Block U, der als treuester Fanbereich im Stadion gilt, hat für das Spiel eine Choreografie entwickelt. Dafür werden kurz vor Spielbeginn ausschließlich im Bereich des Block U (Nordtribüne) extra angefertigte blau-weiße Jacken für 35 Euro das Stück verkauft.

Sportlich läuft es beim FCM gerade nach dem Auswärtssieg in Sandhausen gut. Die Gäste (Platz 8 in der Tabelle) reisen mit einer Heimniederlage gegen Fürth und Querelen in der Führungsspitze des Vereins an.

Mehr Infos und Videos zum 1. FC Magdeburg gibt es im FCM-Liveblog.