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Gäste verunsichert Blaualgenfrust an Magdeburgs Seen

Trotz bestem Wetter und Ferienzeit bleiben die Gäste am Neustädter und Barleber See in Magdeburg aus.

Von Franziska Ellrich 07.07.2018, 01:01

Magdeburg l „Die Würstchen in die Kühltruhe, die Getränke in den Lagerraum“, ruft Melanie Röhl ihren Helfern zu. In dem Bistro am Ende des Badestrands herrscht am Freitag geschäftiges Treiben. Der Barleber See bekommt eine neue Imbiss-Betreiberin. Am Sonnabend wird die Beachbox eröffnet. Der Termin steht lange fest. DJ, Feuershow und Großleinwand für die Fußball-Übertragung sind gebucht. Alles lief nach Plan, nur nicht die Algenentwicklung im Barleber See. „Dass ausgerechnet jetzt Badeverbot gilt, ist traurig“, sagt Melanie Röhl.

Vor zwei Monaten hat sie sich ganz spontan zum Betrieb des Bistros entschieden. Jetzt hofft sie, dass die Stadt den See schnellstmöglich wieder zum Baden freigeben kann. Seit Mittwoch gilt das Verbot. Nicht zum ersten Mal sorgen Blaualgen im Barleber See für Probleme. Doch jetzt hatte das Landesamt für Verbraucherschutz auch noch eine besonders giftige Art der Cyanobakterien in einer Wasserprobe gefunden. Sie nennt sich Anabaena flos-aquae und kann im schlimmsten Fall zu Muskelzittern und -krämpfen führen.

Melanie Röhl bedient am Freitagmittag inmitten der Aufbauarbeiten ihren ersten Kunden. Ein Jugendlicher fragt nach Eis. Er kommt aus dem Bördekreis und ist regelmäßig mit seiner Familie auf dem Campingplatz. Dass er dieser Tage nicht in den See darf, findet der 13-Jährige schade. „Das Wasser sieht bereits wieder klar aus. Es wäre toll, wenn die Stadt schnell noch mal eine Probe nimmt“, schlägt er vor. In der Hoffnung, dass sich mit den neuen Ergebnissen das Badeverbot wieder erledigt.

Allerdings: Die Stadt hat sich bis einschließlich Sonntag auf das Verbot festgelegt. Erst am Montag soll kontrolliert und neu entschieden werden. Dann sind Patrick Bittner und Martin Dolman jedoch schon wieder abgereist. Die beiden Männer aus der Nähe von Helmstedt haben am Freitagnachmittag bereits alles für ein gemütliches Wochenende mit Freunden auf dem Campingplatz am Barleber See aufgebaut.

Die Camper kommen bereits seit 18 Jahren regelmäßig hierher. Trotz Badeverbot haben sie auch dieses Wochenende nicht abgeblasen. Die Männer haben einfach ihren eigenen kleinen Pool mitgebracht - und mit Brunnenwasser gefüllt. „Die Dauercamper haben uns dabei ausgeholfen“, sagt Martin Dolman. Neben dem Wasserbecken steht auch schon der große Grill bereit. Das Problem: Es gilt Waldbrandwarnstufe 5. Darüber ärgern sich die beiden Männer noch viel mehr als über das Badeverbot. Denn: Warnstufe 5 könnte bedeuten, dass der Grill ausbleiben muss.

Patrick Bittner: „Aber weil es ein geschlossener Grill ist und wir daneben vorsorglich das ganze Wasser positioniert haben, hoffen wir auf eine Ausnahmegenehmigung.“

Die beiden Männer haben am Freitag jede Menge Platz für ihre Campingutensilien. Nicht nur der Strand ist menschenleer, sondern auch die Flächen für die Urlauber, die für ein paar Tage ihre Zelte am Barleber See aufschlagen wollen. Auch in den Reihen der Dauercamper ist ein Großteil der Wohnwagen verschlossen. Gleich dahinter im Bereich des Volleyball- und Fußballfeldes kommt allerdings wieder Bewegung ins Spiel.

Acht junge Männer schießen motiviert den Ball durch den Sand. Sie gehören zum Jugendhilfeverbund Magdeburg und verbringen dieser Tage ihr Feriencamp am Barleber See. Betreuer Farid Igoubane: „Es ist schade, dass wir hier nicht baden können, aber wir haben gestern einfach einen Ausflug zum Jersleber See gemacht.“

Eine andere Alternative wäre der nur wenige Kilometer entfernte Neustädter See. Am Strand des Wassersport-Mekkas Cable Island bleiben am Freitag alle Liegen leer. Ein Dutzend Mal pro Tag klingelt bei Betreiber Carsten Böhlecke das Telefon. Die Menschen seien verunsichert und wollten wissen, ob man im Neustädter See überhaupt noch baden kann.

Fürs Geschäft von Carsten Böhlecke sind diese Ängste eine Belastung. „Dabei haben wir hier überhaupt kein Problem mit Algen.“ Das Wasser im Bereich der Wasserskianlage ist klar, man kann mehr als einen Meter tief gucken. Carsten Böhlecke kennt den Grund dafür: Durch die Bewegung auf dem See würde täglich tonnenweise Sauerstoff hinein- gepumpt. „Das verhindert das Wachstum von Algen.“

Für den Neustädter See hat die Stadt aktuell die Warnstufe 1 ausgerufen. Das bedeutet: Baden ist erlaubt. Allerdings wird empfohlen, dass sich die Badegäste anschließend abduschen.