Kultkneipe droht Aus Gäste sammeln Unterschriften für Erhalt von Lokal „Zum Igel“ in Magdeburg
Das Gartenlokal „Zum Igel“ in Magdeburg hat Kultstatus. Das liegt auch an dem alten Wirte-Paar, die sich um die Gäste kümmern. Beide würden gerne bis zum 80. Geburtstag weitermachen. Doch nun könnte schon in wenigen Wochen Schluss sein.

Magdeburg - Dagmar Warnstedt (78) und Wolfgang Matthes (79) sind vermutlich das älteste Wirte-Paar in Magdeburg. Mit zusammen 157 Jahren betreiben sie mit unermüdlichem Eifer das kultige Gartenlokal „Zum Igel“ am Dodendorfer Platz/Försterstraße. Trotz ihres hohen Alters würden sie gerne noch weitermachen. Zumindest bis Mitte/Ende 2024. Bis beide 80 Jahre alt sind.
Ob das klappt, ist indes sehr fraglich. Der Vorstand des Gartenvereins „Erholung Buckau“, in der sich die Gaststätte befindet, hat den Pachtvertrag zum 31. März aufgekündigt. Dieser besteht seit Oktober 2012.
Kritik am „unfairen Umgang“ mit den Wirten
In dem Schreiben, das die Wirtin in Schriftform am 19. Januar per Post erreicht hat, ist die Rede von einer fristlosen Kündigung aus „wichtigem Grund“. Gegenüber der Volksstimme hatte der Vorstandsvorsitzende im Januar unter anderem angeführt, dass das Lokal von den Gartenfreunden in der Sparte nicht mehr besucht worden wäre. Das Angebot sorge für Unzufriedenheit.

Der Vorstand hat andere Erwartungen an die Gastronomie, die nicht erfüllt wurden. Ein Bedarf für weitere Gespräche mit den Pächtern wurde nicht gesehen. Daran hat sich offenbar bisher nichts geändert. Zum „Igel“ gebe es nichts mehr zu reden, es sei alles gesagt, hieß es am Donnerstag (9. Februar) am Telefon.
Die Gäste, die seit Jahren das Gartenlokal „Zum Igel“ besuchen und die Bewirtung von Dagmar Warnstadt und Wolfgang Matthes schätzen, sehen das anders. Sie kämpfen für den Erhalt des Pachtvertrags beziehungsweise eine Rücknahme der Kündigung. Dazu ist im Januar eine Unterschriftensammlung gestartet worden. Rund 90 Namen stehen darauf.

Dazu heißt es in einem Anschreiben unter anderem: „Wir haben die gute Atmosphäre in dieser Gaststätte genossen. Die angenehme Art und Weise, mit der die Wirtsleute Dagmar Warnstedt und Wolfgang Matthes die Gaststätte betrieben, lockte zahlreiche Gäste an. Wir möchten den Vorstand bitten, die Entscheidung (Kündigung des Pachtvertrags, Anm. d. Redaktion) zurückzunehmen.“
Die Unterschriftenliste soll nun an den Gartenvorstand überreicht werden. Ein weiteres Exemplar soll überdies an den Dachverband der Gartenfreunde in Magdeburg gehen.
Anonymer Brief von Gartenfreunden äußert Kritik
Kritik am Vorgehen des Vorstandes kommt auch von Gartenfreunden aus der Sparte „Erholung Buckau“. „Uns stört der unfaire Umgang mit den Wirtsleuten“, sagte ein Laubenbesitzer. Mit Bedauern werde wahrgenommen, dass der Vorstand die Aktivitäten für das Gemeinwohl in der Sparte aufgegeben hätte.
Außerdem erreichte die Volksstimme eine anonyme Zuschrift, die mit „Gartenfreunde der Sparte Buckau“ unterschrieben ist. Darin wird der Verdacht formuliert, dass die Igel-Kündigung auch daher rühre, dass ein Vorstandsmitglied schon länger die Gaststätte übernehmen möchte.
Es gebe „nicht gerade wenig Gartenfreunde, die mit einem Wechsel des Vorstandes eher einverstanden wären als mit der Schließung des Igels“, heißt es.

Die Wirtsleute haben inzwischen Widerspruch gegen die Kündigung vom Gartenvorstand eingelegt. Per Einschreiben und mit der Bitte, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Wolfgang Matthes überlegt zudem, ob er einen Rechtsbeistand einschaltet.
Davon abgesehen wünschen sich die Wirtsleute weiter eine Aussprache mit dem Vorstand. Sie wollen nicht einfach so die Segel streichen. Auch aus Verbundenheit zu ihren Gästen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“