1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Gesundheit: Gemeinsam stark: Wie Frauen in Magdeburg dem Krebs die Stirn zeigen

Gesundheit Gemeinsam stark: Wie Frauen in Magdeburg dem Krebs die Stirn zeigen

Rita Schneider hat eine Krebserkrankung durchgestanden. Heute leitet sie eine Gruppe der Frauenselbsthilfe Krebs in Magdeburg. Die Elbestädterin erklärt, warum nach Schockdiagnosen der Austausch mit anderen Betroffenen so wichtig ist.

Von Jana Heute 22.04.2024, 07:20
Wenn  Körper zu Kunstwerken werden. Die Ausstellung „Krebs? Na und!" ist  derzeit an der Unifrauenklinik Magdeburg zu sehen.  In dem Projekt der Frauenselbsthilfe Krebs Sachsen-Anhalt zeigen Frauen, dass sie sich trotz Krebserkrankung nicht die Lebensfreude nehmen lassen. Bodypainting-Künstlerin Silke Kirchhoff arbeitete mit ihnen.
Wenn Körper zu Kunstwerken werden. Die Ausstellung „Krebs? Na und!" ist derzeit an der Unifrauenklinik Magdeburg zu sehen. In dem Projekt der Frauenselbsthilfe Krebs Sachsen-Anhalt zeigen Frauen, dass sie sich trotz Krebserkrankung nicht die Lebensfreude nehmen lassen. Bodypainting-Künstlerin Silke Kirchhoff arbeitete mit ihnen. Fotos: Marcus-Andreas Mohr

Magdeburg. - Die Krankheit fragt nicht. Sie fragt nicht, wie alt du bist oder ob sie gerade in dein Leben passt. Sie ist auf einmal da, wie ein ungeliebter Gast, der sich nicht wegschicken lässt. Schlimmer noch: Er jagt dir Angst und Schrecken ein, spielt mit deinen Gefühlen.

Auch der Magdeburgerin Rita Schneider ging es so, als sie 2009 die Diagnose Brustkrebs erhielt. Da stand die heute 66-Jährige noch mitten im Berufsleben. Rückblickend sagt Rita Schneider, trotz allem habe sie immer versucht, ihre positive Einstellung zu bewahren. Ihre Gedanken damals: „Diagnose Krebs: Schock – nachdenken – aufgeben: niemals (!)“. Sie steht die anstrengende Behandlung der Krankheit durch.

Ein Volksstimme-Bericht weckt schließlich ihr Interesse. Es ist ein Hilferuf der Frauenselbsthilfe Krebs Gruppe 1, die dringend neue Mitstreiterinnen sucht. „Es durfte nicht sein, dass sich die Frauenselbsthilfegruppe auflöst. Es ist wichtig, diese Anlaufstellen für Betroffene und auch deren Angehörige am Leben zu erhalten“, sagt Rita Schneider. Sie meldet sich bei der Gruppe und übernimmt im November 2023 sogar deren Leitung.

Verstärkung in den Selbsthilfegruppen willkommen

Ein Glücksfall, denn als ehemalige „Personalerin“ war die Magdeburgerin immer unter vielen Menschen, hat keinerlei Berührungsängste, liebt das Organisieren. „Ich kann auch über meine Krankheit offen sprechen“, so Rita Schneider. Aber das vermag nicht jeder, das weiß sie auch. Die Gefahr sei groß, sich nach der Schockdiagnose zurückzuziehen oder gar aufzugeben.

Zwei Gruppen des Vereins Frauenselbsthilfe Krebs sind in Magdeburg aktiv: Gruppe 1 mit dem Gruppenleitungsteam Rita Schneider, Kerstin Seitz und Hannelore Pofahl sowie Gruppe 2 unter Gruppenleiterin Birgit Battke, die sich insbesondere an Berufstätige richtet. Beide Gruppen heißen Betroffene jederzeit herzlich willkommen, so Rita Schneider.

Auffangen, informieren, begleiten, das ist ihr Leitmotiv. „Wir freuen uns über jedes Interesse, in unseren Gruppen mitzuwirken und vielleicht sogar mal eine Gruppe zu übernehmen“, so die Gruppenleiterin. Die 66-Jährige spricht von ihrem Gruppenteam, dem 26 Damen angehören. Einer Gruppe, die seit 27 Jahren besteht und sich jeden zweiten Mittwoch im Monat trifft. Kobes, die Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen, bietet ihnen das Domizil für ihre Treffen.

Das Wir-Gefühl hilft

Da geht es locker und herzlich zu, es wird viel gelacht. Die Krankheit sei präsent, der Austausch über die eigenen Erfahrungen, den Umgang mit der Krankheit, wo es Hilfe gebe, all dies sei wichtig und nehme auch entsprechenden Raum ein, erläutert Rita Schneider. Entscheidend sei aber, bei all dem das Wir-Gefühl zu stärken. „Wir stehen das gemeinsam durch, auch wenn es einem mal wirklich schlecht geht, man nur jemanden zum Reden braucht“, erklärt sie das Anliegen. Gute Gespräche, praktische Hilfe, darum gehe es. Deshalb werden zu den monatlichen Treffen auch häufig Experten, zum Beispiel Ärzte, eingeladen, die zu krebsspezifischen Themen wie Fatigue (Erschöpfungssyndrom), Angstzuständen oder Osteoporose berichten.

Rita Schneider leitet die Gruppe 1 Frauenselbsthilfe Krebs in Magdeburg. Sie will anderen Mut machen, sich ebenfalls betroffenen Frauen anzuschließen.
Rita Schneider leitet die Gruppe 1 Frauenselbsthilfe Krebs in Magdeburg. Sie will anderen Mut machen, sich ebenfalls betroffenen Frauen anzuschließen.
Foto: Jana Heute

Auf dem Programm der Gruppe stehen auch Aktivitäten wie Besuche in Museen, in der Salzgrotte oder Sportliches. Am 8. Mai 2024 steht Bowling auf dem Plan. „Jeder ist willkommen“, sagt Rita Schneider. Die Teilnahme an den Treffen sei unverbindlich und ohne Mitgliedsbeitrag.

„Auch wenn sich Betroffene unsicher sind, ob unsere Selbsthilfegruppe etwas für sie sind, können sie sich gern melden“, schlägt Rita Schneider vor. Alles sei besser, als sich mit der Krankheit zu viel allein auseinanderzusetzen. „Gemeinsam sind wir stärker“, sagt die 66-Jährige mit Nachdruck.

Bei Kobes finden auch andere Betroffene Hilfe

Das lässt sich auch auf die anderen Selbsthilfegruppen übertragen, die bei Kobes im Breiten Weg 251 ihr Zuhause gefunden haben. Derart schwere, elementare Erkrankungen, die das ganze Leben der Patienten und ihrer Familien auf den Kopf stellen, lassen sich gemeinsam, im Kreise gleich Betroffener, einfach besser verarbeiten, weiß Rita Schneider. Deshalb hat auch sie sich der Selbsthilfegruppe angeschlossen und engagiert sich dort.

Gemeinsam der Krankheit die Stirn bieten, Mut und Lebensfreude zu tanken, das sei so wertvoll. Rita Schneider zieht den Hut vor den Frauen aus der Frauenselbsthilfe Krebs des Landesverbandes Sachsen-Anhalt, die mit ihrer Courage anderen Betroffenen Mut machen – aktuell etwa mit der farbenfrohen Bodypainting-Ausstellung „Krebs? - na und!“, die bis 14. September 2024 im Brustzentrum der Unifrauenklinik an der Gerhart-Hauptmann-Straße zu sehen ist.

Weitere Infos und Kontakte

Ausführliche Informationen und Kontakte gibt es auf der Homepage des Vereins Frauenselbsthilfe Krebs

Frauenselbsthilfe Krebs in Magdeburg:

Gruppe 1 (Seniorinnen): Treff an jedem zweiten Mittwoch im Monat von 14 bis 16 Uhr, Gruppenleiterin Rita Schneider, Telefon: 0173/905 76 59; E-Mail: r.schneider-md@t-online.de

Gruppe 2 (für Berufstätige): an jedem dritten Donnerstag im Monat von 16.30 bis 18.30 Uhr; Gruppenleiterin Birgit Battke, Telefon 0174/797 95 86; E-Mail: gruppe2FrauenselbsthilfeMD@gmx.de

Treffpunkt in Magdeburg: Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen (Kobes) , Breiter Weg 251 /4. Etage (neben der Stern-Apotheke am Hasselbachplatz)