1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Licht am Ende des Magdeburger Tunnels

Großbaustelle Licht am Ende des Magdeburger Tunnels

Im Untergrund nimmt der Autotunnel neben dem Magdeburger Hauptbahnhof allmählich Formen an. Die Straßenbahn rollt aber erst 2020.

Von Martin Rieß 10.08.2019, 01:01

Magdeburg l An vielen Stellen wird für den Tunnel am Magdeburger Hauptbahnhof gearbeitet: In der Verwaltung geht es um inzwischen 160 nachträgliche Vereinbarungen und um Gelder in Millionenhöhe. Und auf der Baustelle selbst geht es derzeit vor allem um Kabel, um eine Brücke, und um die Tunnelröhre.

Letztere reicht inzwischen für beide Fahrtrichtungen auf einer Strecke von rund 160 Metern vom Damaschkeplatz bis zum Kölner Platz. Gegraben wurde hier zwischen den Seitenwänden und unter der bereits vorhandenen Tunneldecke bis zu einer Spundwand, die die Baustelle gegen das anstehende Grundwasser abdichtet. Zu den Seiten reichen die aus Betonpfählen zusammengesetzten Tunnelwände aus, dass vom in diesem Bereich reichlich vorhandenen Grundwasser nur einzelne Tropfen durchdringen können.

Ein mächtiges Gebläse sorgt in der Röhre für Frischluft. Für die Fahrtrichtung in die Innenstadt von Magdeburg muss noch eine Schicht Erde aus dem Tunnel gebracht werden. Im Bereich des Tunnels für die Fahrbahn in Richtung Stadtfeld sind die Bauarbeiter schon weiter: Als Erstes wurde hier bereits ein grobes Material eingebracht, an einigen Stellen ist auch schon eine erste Betonschicht ausgehärtet. Auf dieser soll eine Bewehrung geflochten werden, die das Gerüst für den Stahlbeton der eigentlichen Tunnelsohle mit einer Dicke von rund einem halben Meter bildet.

Derweil bauen die Arbeiter weiter am Übergang zwischen Tunnel und City Carré. Unten sind die Betonwände bereits verkleidet, und auch die Pfähle für die Brücke haben ihre endgültige Verkleidung aus Sichtbeton. Oben laufen die Verschalungsarbeiten für die Betonage.

Vor der ehemaligen Feuerwache wird noch eine zusätzliche Sicherung gebaut. Sie soll das Gebäude schützen, wenn weiterer Boden abgetragen wird, um hier die Tunneldecke bauen zu können. Die Arbeiten an dieser sollen im Frühjahr 2020 abgeschlossen sein, so dass auch hier der Aushub beginnen kann.

Doch viele Magdeburger interessiert vor allem: Wann ist was an der Tunnelbaustelle wieder frei? Bei einem Vor-Ort-Termin bestätigte am Freitag Christian Fuß, Projektleiter für die Tunnelbaustelle seitens der Magdeburger Stadtverwaltung: „Für Rad- und Fußgänger ist die Strecke zwischen Busbahnhof und Willy-Brandt-Platz durchgängig ab Oktober frei.“

Diese Strecke wird zwar für Fußgänger zunächst nicht sonderlich attraktiv, da sie nicht an der Ernst-Reuter-Allee in Richtung Otto-von-Guericke-Straße durchlaufen können. Für Radfahrer wird die mit einer provisorischen Asphaltschicht versehene Strecke dennoch von Interesse sein. Hier werden sie nämlich aller Voraussicht nach nicht wie im Fußgängertunnel durch den Hauptbahnhof ihr Zweirad schieben müssen. „Wie die Strecke genau ausgeschildert wird, muss aber noch entschieden werden“, sagt Christian Fuß.

Bei der Straßenbahn liegen die Gleise inzwischen zwischen Damaschkeplatz und der stadteinwärtigen Eisenbahnbrücke. Was fehlt, sind neben den Oberleitungen und den Haltestellen am Kölner Platz die Anschlüsse. Dennoch hat sich die Hoffnung, dass die Bahnen zum Jahresende wieder fahren können, zerschlagen. Christian Fuß sagt: „Aber wir können uns auf das erste Halbjahr 2020 festlegen.“

Finanziell ist der Magdeburger Tunnel am Hauptbahnhof erkennbar aus dem Ruder gelaufen. Doch der Ausgang ist ungewiss. Denn ständig gibt es Nachverhandlungen zwischen der Stadt und dem Auftragnehmer Porr.

Wie es in einer Information aus dem Magdeburger Baudezernat jetzt heißt, waren Mitte Juli bereits 156 Nachtragsvereinbarungen mit Porr abgeschlossen worden. Gegenüber dem Hauptauftrag vom 13.  Januar 2015 ergeben sich nach Abschluss der bisherigen nachträglichen Vereinbarungen Mehrkosten in Höhe von 24 Millionen Euro. Weitere fünf Nachträge würden momentan verhandelt. Deren Kosten dürften 1,3 Millionen Euro ergeben. Und es liegen weitere Nachtragsangebote vor. „Aktuell werden aus den berechtigten Nachtragsangeboten weitere Mehrkosten in Höhe von vier Millionen Euro erwartet“, heißt es in der Information der Stadt.

Immerhin sprengen diese Nachträge noch nicht den Rahmen, den der Stadtrat 2017 bestätigt hatte. Dieser beläuft sich auf 139 Millionen Euro. Zum Baustart waren knapp 100 Millionen Euro geplant gewesen. Nach wie vor ist nicht klar, wer die Mehrausgaben am Ende zahlt: Die Versicherung prüft noch immer die von der Stadt und der Deutschen Bahn – die einen Teil der Gesamtkosten trägt – angemeldeten Mängel und entsprechenden Schadensersatzansprüche. Die Forderungen richten sich gegen jene externen Planer, die die inzwischen bestehenden Bohrpfähle für die Seitenwände des Bauwerks zu gering dimensioniert hatten.

Weitere Artikel zum Tunnelbau in Magdeburg finden Sie hier.