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"Wille"-Schüler besuchen Gedenkstätte Hinsehen, damit es sich nicht wiederholt

12.03.2012, 04:29

Am 14. und 15. Februar 2012 haben unsere beiden 10. Klassen der Sekundarschule "Ernst Wille" im Rahmen des Ethikunterrichts die Gedenkstätte in Bernburg besucht. Dort haben wir viel gesehen und erfahren.

Mit Sicherheit haben die meisten von Ihnen auch schon einmal etwas vom Nationalsozalismus gehört bzw. gelesen. Jeder weiß auch, dass durch Adolf Hitler ca. 6 Millionen Juden auf grausame Weise getötet wurden. Aber dass außer ihnen auch noch andere Opfer wurden, wie alte, behinderte und psychisch kranke Menschen, wissen leider nur wenige.

Da die Nationalsozialisten Geld für Heime und Krankenhäuser sparen wollten, wurde ein Teil der ehemaligen Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg von 1940-1941 zu einer der sechs zentralen "Euthanasie"-Anstalten umgebaut. Dort beschlossen sie, die alten, behinderten und psychisch kranken Menschen aufgrund ihrer Arbeitsunfähigkeit grausam zu beseitigen. Da sie keinen "Nutzen" für die Bevölkerung haben. Im Gegenteil, aus der Sicht der Nationalsozialisten waren sie "eine ökonomische Belastung".

Die Opfer waren ganz normale Leute. Zum Beispiel eine Frau, die an Liebeskummer zerbrach, oder ein Kind, das an der Scheidung seiner Eltern kaputtging. Sie entschieden sich für Hilfe und hofften, dass sich dort jemand um sie kümmert. Doch sie ahnten nicht, was sie hinter diesen Mauern erwartet.

Die Patienten wurden zwangssterilisiert oder durch Medikamente, Nahrungsentzug und überwiegend durch Gas menschenverachtend umgebracht. Die Hauptschuldigen waren Ärzte, Krankenpfleger, Juristen, Verwaltungsangestellte und freiwillige Arbeiter. Die Familien der Opfer bekamen gefälschte Totenscheine zugestellt, in denen der Todeszeitpunkt, der Ort und die Todesursache gelogen war. Damit sie nicht auf die Idee kommen, weiter nachzufragen. Von 1939 bis 1945 wurden fast 200 000 Kinder, Frauen und Männer umgebracht. In Bernburg waren es alleine schon 14 000 Menschen.

Heute befindet sich dort ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie. Wir haben bei unserem Besuch viel über die frühere Propaganda, die Zwangssterilisationen, Adolf Hitler und Opfer der "NS-Euthanasie" erfahren, aber auch gelernt, dass es schon vor dieser schrecklichen Zeit Ansätze zur "Aussortierung" von Menschen gegeben hat. Zusammen sahen wir uns die Gaskammer (original erhalten), den Sezierraum, Lagerräume für Leichen, das Museum und Krematorium an. Man bekam beim Durchgehen der Räume wirklich ein schreckliches Gefühl.

Des Weiteren haben wir viel Interessantes mitgenommen und haben auch kräftig nachgedacht. Denn dies muss man, um etwas zu erfahren - einfach nachfragen.

Natürlich können wir das Geschehene nicht rückgängig machen, aber es bringt nichts, es zu verdrängen, indem man mit geschlossenen Augen durchs Leben geht. Auf jeden Fall müssen wir uns ein wenig informieren, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passieren kann. Ich würde einen Besuch in Bernburg jedem empfehlen. Denn wir haben viel gelernt und erfahren, was wir vorher nicht wussten.

Susanne Deubel, Klasse 10 b,

Sekundarschule "E. Wille"