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Gewässerunterhaltung Hochwasser: Neue Zäune in der Ehle-Umflut in Magdeburg werfen Fragen auf

Erst wurden Jungeichen gesetzt, jetzt Bereiche direkt an der Ehle-Umflut bei Magdeburg eingezäunt. Die Maßnahmen mitten im Umflutgelände werfen Fragen auf: Was bedeutet das bei einem Hochwasser? Kann das alles den Abfluss behindern? Was der Landesbetrieb für Hochwasserschutz dazu sagt.

Von Jana Heute 11.06.2022, 08:00
Was hat es mit den Zäunen am Umflutkanal  im Bereich Pechau/Zipkeleben in Magdeburg auf sich? Der zuständige Landesbetrieb für Hochwasserschutz bezieht Stellung zu den großflächigen Einzäunungen im Umflutgelände, das zugleich Landschaftsschutzgebiet ist.
Was hat es mit den Zäunen am Umflutkanal im Bereich Pechau/Zipkeleben in Magdeburg auf sich? Der zuständige Landesbetrieb für Hochwasserschutz bezieht Stellung zu den großflächigen Einzäunungen im Umflutgelände, das zugleich Landschaftsschutzgebiet ist. Foto: Jana Heute

Magdeburg - Schon die Pflanzung zahlreicher junger Bäume und Sträucher mitten im Umflutgelände zwischen Magdeburg-Pechau und Heyrothsberge sorgte bei Anrainern zu Jahresbeginn für Unbehagen: Stört der neue Bewuchs nicht den Abfluss, wenn das Gelände zwischen den Deichen bei Hochwasser geflutet werden muss? Jetzt kommen noch Einzäunungen direkt am Gewässer dazu. Was die Verantwortlichen dazu sagen:

Nein, der Wasserabfluss sei auch bei einer Flutung des Ehle-Umflutkanals gewährleistet, lautete schon damals die Antwort aus dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) auf eine Volksstimme-Anfrage. Weil die Pflanzungen längst zur Fließrichtung angeordnet würden, sollen „keine entscheidenden Abflussbehinderungen entstehen“, hieß es. Im Pechauer Ortschaftsrat hatte es zuvor deutliche Kritik an den Pflanzungen gegeben. Man vermutete gar, dass es sich um Ausgleichspflanzungen für den A14-Ausbau handeln könnte, was der LHW dementierte.

Erst Bewuchs entfernt, jetzt wird nachgepflanzt

Jetzt setzten die Verantwortlichen aus Sicht von Anwohnern „noch eins drauf“: Neuerdings sind größere Areale entlang der Ehle-Umflut in Höhe Pechau/Zipkeleben eingezäunt. Lediglich einige Zugänge für Angler blieben auf der Ostseite frei. Und: Die Zäune stehen nicht nur in Fließrichtung, sondern auch quer. Was heißt das für den Flutungsfall? Könnte hier nicht leicht Treibgut hängen bleiben und den Abfluss behindern? Warum müssen da überhaupt Zäune stehen?

Die Fragen an den LHW beantwortete Ronald Günther. Der Flussbereichsleiter Schönebeck nennt zunächst den Grund für die Zäune. Sie stünden im Zusammenhang mit der laufenden Gewässerunterhaltung im Umflutkanal und der Alten Elbe Magdeburg. Nachdem dort in den letzten Jahren massiv Bewuchs entfernt wurde, seien die „Ausgleichspflanzungen verpflichtend vorgeschrieben“. Auf einer Fläche von circa 7,8 Hektar werden insgesamt 13 240 Bäume und Sträucher gesetzt. Da noch nicht alle Bäume geliefert werden konnten, sollen die restlichen Pflanzungen auf den jetzt angelegten Flächen noch in diesem Herbst erfolgen, berichtet Günther. Weitere kämen nicht hinzu.

In den umfriedeten Bereichen am Kanal sollen die jungen Pflanzen vor „Wildverbiss und gegen Wühlschäden“ geschützt werden, erklärt der Fachmann weiter. Die Zäune müssten solange stehen bleiben, bis sich „ein gesicherter Bestand entwickelt“ habe. Dies sei in der Regel nach einer vierjährigen Pflege gegeben. Danach würden sie abgebaut.

Zäune in der Umflut: Abfluss funktioniert trotzdem

Aber was ist bei Hochwasser? Trotz der Zäune besteht beim LHW offenbar kein Zweifel am funktionierenden Abfluss. Das sei modellhaft berechnet und überprüft worden, erklärt Ronald Günther. Er räumt aber ein, dass es zu einem „teilweisen Verschluss der Öffnungen des Drahtzaunes“ kommen könne. Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass sich die Zäune durch den entstehenden Wasserdruck umlegen. „Sie werden nicht fortgespült“, so Günther.

Der LHW argumentiert auch damit, dass die Deiche des Umflutkanals inzwischen saniert wurden. „Insofern sind bei gleichen Abflüssen wie 2013 nicht die gleichen Probleme am Deich zu erwarten.“ Es bestünde eine ausreichende Höhe und Standsicherheit der Deiche, heißt es für den Fall der Öffnung des Pretziener Wehrs, bei der der Kanal geflutet wird. Zuletzt war das beim Extrem- Hochwasser 2013 der Fall.