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Doppel-Weltmeister Robert Stieglitz vertritt die Landeshauptstadt erfolgreich auf der Boxlandkarte "Ich möchte Magdeburg jetzt etwas zurückgeben"

13 Jahre lebt Robert Stieglitz in Magdeburg. Als Profi-Boxer kämpfte er
sich Schritt für Schritt zum Weltmeister-Titel und machte als Nachmieter
von Sven Ottke die Getec-Arena in diesem Jahr endgültig zu seinem
"Wohnzimmer".

Von Marco Papritz 14.12.2013, 09:43

Magdeburg l Die Ringglocke ertönt, der Ringrichter schwenkt die Arme, es ist vollbracht. Ungläubig schaut Arthur Abraham in die Menge - er hat Robert Stieglitz nichts entgegenzusetzen. Nach drei Runden ist der Weltmeisterschaftskampf im Supermittelgewicht vorbei, die Halle tobt. "Es war von Beginn an eine unglaubliche Stimmung, die Fans haben mich mit ihrer Unterstützung durch den Kampf getragen", erinnert sich Stieglitz an den 23. März. Vor ausverkauftem Haus und einem Millionenfernsehpublikum holt er sich den Titel der World Boxing Organization (WBO) zurück, den er zuvor an seinen Kontrahenten verlor. "Das Jahr 2013 war bislang mein erfolgreichstes", blickt der 32-Jährige, der unter anderem zu Sachsen-Anhalts Sportler des Jahres und zum Boxer des Jahres gekürt wurde, zurück. Dass er meist einen Schritt zurückgehen muss, um sich noch weiter nach oben zu kämpfen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere.

In Jeisk in der Region Krasnodar geboren, kann er als Nachwuchsboxer zwar Erfolge vorweisen, doch der Traum vom Profi-Boxer scheint für ihn als 19-Jähriger in Südrussland in weiter Ferne zu sein. Sein Onkel lotst ihn nach Magdeburg, der Sportstadt an der Elbe, wo er seinen 20. Geburtstag im Neustädter Feld erlebt. Beim SES-Boxstall von Ulf Steinforth erhält er 2001 einen Profivertrag als Nummer 3 hinter René Monse und Dirk Dzemski. 2007 greift er nach der Weltmeisterkrone im Supermittelgewicht und verliert in der dritten Runde nach zwei Niederschlägen. Ein Jahr später das gleiche Szenario in einem Ausscheidungskampf - dieses Mal in der achten Runde. "In Magdeburg habe ich den Rückhalt erfahren, um mich aufzurappeln", sagt Stieglitz.

Und es rappelt. In Budapest ist er 2009 am Ziel und sichert sich den WBO-Titel, den er bis zum ersten Abraham-Kampf verteidigt. Nach der Niederlage versteckt er sich nicht. Im Gegenteil. "Egal, wo ich hingehe, die Menschen sprechen mir Mut zu", sagt er im September 2012 mit starken Gesichtsblessuren beim Hoffest in Lemsdorf. 14 Tage nach der Niederlage hält er Wort, anstatt zu kneifen, und verstärkt dort die Jury eines Suppenwettbewerbs. In diesem Jahr soll er an gleicher Stelle seinen wohl ungewöhnlichsten Titel erringen - den des Suppenkönigs. Stieglitz: "Ich wollte die Menschen mit meiner Tomatensuppe nicht enttäuschen. Als Jugendlicher wurde mir mitgegeben, stets etwas Geld zu sparen und kochen zu lernen."

Mit dem klaren Sieg im März "in meinem Wohnzimmer", wie Stieglitz die Getec-Arena nennt, legt er den ihm nachgesagten Makel ab, nicht gegen große Namen geboxt und gewonnen zu haben. Auch privat gibt es eine Entscheidung - seine Ehe wird geschieden. "Ich bin erleichtert, dass dieses Kapitel beendet und alles geklärt ist", fasst er zusammen. Familiäre Auseinandersetzungen sorgten damals für Schlagzeilen.

Die soll es nur noch in positiver Form geben. Am 1. März etwa, wenn er ein drittes Mal mit Arthur Abraham in den Ring steigt. "Ich möchte Magdeburg jetzt etwas zurückgeben", ist Stieglitz motiviert, die Funktion des Ehrenbotschafters der Stadt, die ihm anvertraut wurde, zu erfüllen. Die WM-Vorbereitungen haben begonnen. "Deshalb kann ich auch nicht auf den Weihnachtsmarkt gehen", sagt er schmunzelnd.

Alle Kandidatenporträts auch unter www.volksstimme.de/magdeburgerdesjahres.
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