Bildung und Bauen Idee für Grundschulneubau auf Friedhof in Magdeburg
Für den Südosten von Magdeburg soll perspektivisch eine neue Grundschule gebaut werden. Aktuell wird ein Standort im Schanzenweg dafür vorgehalten. Doch jetzt gibt es einen alternativen Vorschlag.

Magdeburg - Für Magdeburgs Südosten bahnt sich in den kommenden Jahren ein erhebliches Bevölkerungsplus an.
Grund dafür ist die geplante Entwicklung der großen Industriebrachen von RAW und Fahlberg-List. Tausende neue Wohnungen sollen entstehen.
Die Familien, die dort perspektivisch einziehen, bringen Kinder mit, die dann eingeschult werden wollen. Noch sind die Grundschulkapazitäten ausreichend, aber mittelfristig droht ein Mangel.
Der Stadtrat hat in der Vergangenheit darauf bereits reagiert. Per Grundsatzbeschluss im Juni 2019 wurde eine Fläche am Schanzenweg für den Neubau einer 3-zügigen Grundschule vorgehalten.
Bahn hält direkt vor Ort
Doch nun gibt es einen Alternativvorschlag. So soll der Grundschulneubau für Buckau/Fermersleben auf dem für Grablegungen langfristig nicht mehr benötigten Teilstück des Buckauer Friedhofes in Alt Fermersleben realisiert werden. Dies soll für die weitere Schulentwicklungsplanung berücksichtigt werden.
Ein entsprechender Antrag wurde von Linken-Stadtrat Dennis Jannack und Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl eingebracht. Er wurde zur weiteren Debatte in die Ausschüsse verwiesen.

Die Stadträte üben Kritik am avisierten Standort auf den ehemaligen Tennisplätzen im Schanzenweg. Für einen dortigen Neubau wären massive Eingriffe in die örtliche Kleingartenanlage Fort I nötig und ein Bebauungsplan müsste erarbeitet werden. Darüber hinaus sei die Verkehrssicherheit für die Kinder ohne weitere Planung auf dem Schanzenweg nicht gewährleistet.
Bei einem Neubau in der südwestlichen Ecke des Buckauer Friedhofsgeländes sehe das anders aus. Das Grundstück liege s direkt an der Straßenbahnhaltestelle „Zinckestraße“, das RAW-Gebiet sei nur vier Haltestellen entfernt.
Auf der anderen Seite der Straße sind Sportplatz sowie Halle vorhanden. Ferner wäre das städtische Grundstück sofort verfügbar und kein Bauleitplanverfahren erforderlich. Verwiesen wird hier auf eine Machbarkeitsstudie, die für den Standort bereits erfolgt ist.
Stadt äußert akute Bedenken
Die Stadtverwaltung hat zu dem Vorstoß eines Schulneubaus auf dem Friedhof nun Stellung genommen. Und akute Bedenken geäußert.
„Für einen Schulneubau einer 3-zügigen Grundschule sind circa 7.000 Quadratmeter erforderlich. Die gemäß Antrag in Rede stehende Fläche hat lediglich eine Größe von 4.850 Quadratmeter und beinhaltet eine Teilfläche des Grabfeldes VII sowie das gesamte Grabfeld IX“, so die Schulbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz.

Bei den derzeit freien Flächen auf dem Friedhof handele es sich um Vorhalteflächen, die für die Planung neuer Grabfeldanlagen zur Verfügung stehen. So sei dort bereits eine „Mensch-Tier-Grabstätte“ angelegt worden.
„Von den vorerst neun angelegten Grabstätten wurden bisher für drei Grabstätten Nutzungsrechte vergeben. Das bedeutet, auf diesen Grabstätten wurde bestattet. Eine Grabstätte wurde reserviert“, heißt es aus dem Rathaus. Für eine Umbettung werden 278 Euro pro Urne plus die Kosten für die Wiederherstellung der Bepflanzung aufgeführt. Hinzu käme die Belastung für die Hinterbliebenen.

Der geplante Parkplatz für die Grundschule soll auf einem ehemaligen Erdreihengrabfeld mit circa 300 Sargbestattungen aus den 1980er Jahren entstehen. Hier sei die Liegezeit erst vor relativ kurzer Zeit abgelaufen. Die Kosten für die Erdarbeiten beziffert die Stadt mit 1.538 Euro pro Bestattung.
Der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe habe nicht die personellen Kapazitäten, um diese Arbeiten durchzuführen. Die Umbettung der sterblichen Überreste müsste zudem von einem Bestattungsinstitut erledigt werden.

Sieben Spendenbäume und drei Bäume aus Ausgleichspflanzungen müssten umgepflanzt sowie Wasserleitungen neu verlegt werden. Um das Ruhebedürfnis auf dem Friedhof zu wahren, müsste eine massive Abgrenzung zum neuen Schulstandort mit Schulhofnutzung errichtet werden.
Kurzum: Die Stadtverwaltung empfiehlt, von einem Grundschulneubau auf der Friedhofsfläche Abstand zu nehmen.