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Bienenprojekt Imkern gegen Demenz: Magdeburger Projekt verbindet Generationen

Sie haben Erfolgserlebnisse, sind der Natur nah, können voneinander lernen und haben wieder leuchtende Augen: Kinder und Demenzerkrankte erforschen in Magdeburg zusammen Bienen und entdecken das Imkern. Dabei steht nicht nur der Spaß, sondern auch ein Lerneffekt im Vordergrund.

Von Lena Bellon 24.05.2022, 10:00
Im Magdeburger Bienengarten der Alzheimer Gesellschaft Sachsen-Anhalt basteln Demenzerkrankte, Kinder und ihre Betreuerinnen zusammen Bienenwachs-Kerzen.
Im Magdeburger Bienengarten der Alzheimer Gesellschaft Sachsen-Anhalt basteln Demenzerkrankte, Kinder und ihre Betreuerinnen zusammen Bienenwachs-Kerzen. Foto: Lena Bellon

Magdeburg - Im Garten der Alzheimer Gesellschaft Sachsen-Anhalt summt und blüht es in allen Ecken, überall hängen gehäkelte oder gebastelte Bienen von den Bäumen herunter. Das Bienenprojekt mit Kita-Kindern und demenzerkrankten Tagesgästen der Betreuung ist seit einem Jahr in vollem Gange. Welche Fähigkeiten das Bienenprojekt fördert und was die zwei Generationen voneinander lernen können.

„Vergangenen Sommer sind die ersten Bienen in unseren Garten eingezogen. Ein Imker aus Olvenstedt hat uns das kleine Volk zur Verfügung gestellt“, erzählt Diana Bamme-Kraushaar. Die Heilpädagogin ist stellvertretende Leiterin der Beratungs- und Betreuungsstätte der Alzheimer Gesellschaft in Diesdorf. Dort werden tagsüber Menschen betreut, die an Demenz erkrankt sind.

„Unsere Tagesgäste haben sich über die Bienen gefreut, wollten sie beobachten und mehr darüber erfahren“, berichtet Bamme-Kraushaar. Einmal wöchentlich kommen die Kinder der benachbarten Kita Martin-Stift in den Garten, um mehr über Bienen, Blüten und die Herstellung von Honig zu erfahren.

Bienen und Kinder lassen Senioren mit Demenz aufblühen

„Bei unserem gemeinsamen Bienenprojekt kommen einerseits die Generationen zusammen, anderseits unterstützen wir Bienen, die wichtig für die Natur sind“, sagt die Heilpädagogin. Den Bienengarten zu pflegen helfe den Demenzerkrankten dabei, ihre vorhandenen Fähigkeiten im Alltag einzubringen und wieder aufleben zu lassen. Das Gebrauchtwerden in der Gemeinschaft und die Mitbestimmung unterstütze die Selbstwirksamkeit der Menschen mit Demenz.

„Viele der Senioren blühen richtig auf, wenn die Kinder kommen. Dann wird gemeinsam gesungen und die Pflanzen gegossen“, erzählt Bamme-Kraushaar. Am Weltbienentag gab es gemeinsame Bienen-Stationen im Garten der Betreuung: Wachskerzen selbst rollen, die Körperteile der Biene kennenlernen oder mit dem Imker frischen Honig naschen. „Ich habe noch nie eine Kerze selbst gemacht, aber das hat total Spaß gemacht“, erzählt die vierjährige Minna. „Bald dürfen wir den Honig aus den Waben ernten. Darauf freue ich mich schon.“

Zusammen mit einem Magdeburger Imker lernen Kinder und Demenzerkrankte viel über Bienen und wie sie Honig gewinnen können.
Zusammen mit einem Magdeburger Imker lernen Kinder und Demenzerkrankte viel über Bienen und wie sie Honig gewinnen können.
Lena Bellon

Gefördert wird das Projekt von Beratungsstelle zur kommunalen Quartierentwicklung in Sachsen-Anhalt (Beqisa). „Wir unterstützen mit Fördergeldern des Landes, dass Menschen so lange es möglich ist, in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können“, erzählt die Projektleiterin Yvonne Jahn. „Der Bienengarten in der Tagesbetreuung trägt dazu bei, dass die Demenzerkrankten weiterhin Zuhause leben können und tagsüber betreut und gefördert werden. Zudem ist es ein nachhaltiges Projekt, das noch mit vielen Ideen weiterentwickelt werden kann.“

Magdeburger Bienenprojekt erfreut zwei Generationen

Nicht nur die Kinder freuen sich über die Bienenvölker. Auch die Senioren sind begeistert von den Insekten. „Es ist total interessant, wie fleißig die Bienen sind und wie sie ihre Waben füllen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die kleinen Tiere das machen“, erzählt einer der Tagesgäste mit Begeisterung.

Die anstehende Honigernte wird ebenfalls von beiden Generationen mit Freude erwartet. „Honig schmeckt gut auf dem Brot, aber ist auch gesund im Tee oder mit heißer Milch“, erzählen die Tagesgäste, während sie unter Sonnenschirmen sitzen und den Bienen und Kindern zusehen.