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Immobilien Vor Neubau kommt Entsorgung der Altlasten

Auf dem Gelände der ehemaligen Lackfabrik in Magdeburg werden aufwendig Altlasten entfernt. Erst danach kann das Areal neu bebaut werden.

Von Stefan Harter 28.08.2018, 01:01

Magdeburg l Bis zur Einstellung der Produktion in der ehemaligen Lackfabrik in Magdeburg an der Ecke Harsdorfer Straße/ Europaring Anfang der 1990er Jahre sickerten jahrzehntelang Schadstoffe in Form der produzierten Lacke sowie deren Ausgangsstoffe aus undichten und defekten Tanks, Becken und Leitungen in den Boden und das Grundwasser und führten zu Belastungen der Umwelt.

Inzwischen befindet sich das Grundstück der ehemaligen Lackfabrik im Eigentum der MI Magdeburger Immobiliengesellschaft mbH, die hier ein Pflege- und Ausbildungszentrum errichten will. Die Altlasten im Boden müssen vor der Neubebauung beseitigt werden. Diese Arbeiten erfolgen in zwei Bauabschnitten und beginnen im südlichen Bereich der ehemaligen Lackfabrik.

"Im 1. Bauabschnitt wird zunächst das Grundwasser im Bereich der Baustelle abgesenkt und der Boden bis in eine Tiefe von sechs Metern abgetragen bzw. mit einem Großlochbohrgerät – ähnlich wie vor ca. drei Jahren auch schon am Olvenstedter Platz – ausgebohrt und durch sauberen Boden ersetzt", berichtet Projektentwickler Reinhard Marx.

Während das gehobene Grundwasser über eine Reinigungsanlage gesäubert wird, werden die kontaminierten Bodenmengen – für den ersten Sanierungsabschnitt sind das circa 18.000 Tonnen – mit abgedeckten Lkw zu Bodenbehandlungsanlagen transportiert. Dort wird das Material fachgerecht dekontaminiert und anschließend verwertet.

"Gegebenenfalls können während der Arbeiten Geruchsbeeinträchtigungen durch die in den Boden gelangten Rohstoffe aus der Lackproduktion auftreten, die lang ansässige Anwohner aus längst vergangenen Tagen noch kennen dürften", so Reinhard Marx. Um diese Emissionen zu reduzieren, werden umfangreiche Maßnahmen ergriffen.

So wird zwischen der Baustelle und dem angrenzenden Marienstift-Krankenhaus eine drei Meter hohe sogenannte Immissionsschutzwand errichtet, die die Ausbreitung der Schadstoffe über die Luft eindämmen soll. Aus der Baugrube werden Emissionen mit einer Luftabsauganlage direkt gereinigt und aufsteigende Stäube oder Gase durch den Einsatz einer Befeuchtungsanlage (Nebelkanone) gestoppt.

Die zu sanierende Fläche wird jeweils nur abschnittsweise geöffnet und wieder verschlossen, um die Emissionen möglichst gering zu halten.

Zur Überwachung dieser Schutzmaßnahmen werden Messungen an sieben unterschiedlichen Punkten durchgeführt. "Damit wird sichergestellt, dass unmittelbar auf steigende Messwerte reagiert werden kann und keine Schadstoffbelastungen von der Baustelle ausgehen, die gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen können", erklärt der Projektentwickler. Des Weiteren werden an fünf zusätzlichen Messpunkten Proben aus der Umgebungsluft im Umfeld der Baustelle genommen, um eine zusätzliche Kontrolle zur Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen zu haben.

In diesen Tagen beginnen die Aushubarbeiten und die Bodenentsorgung im südlichen Teil der ehemaligen Lackfabrik. Die Erdarbeiten erfolgen über einen Zeitraum von etwa 25 Wochen und werden voraussichtlich Mitte Februar 2019 abgeschlossen sein. Ab Mitte 2019 schließt sich im 2. Bauabschnitt der Bodenaustausch im mittleren und nördlichen Teil des Geländes an. Der Abschluss dieser Arbeiten ist für Herbst 2019 vorgesehen.

Die Sanierungsmaßnahmen werden durch die Landesanstalt für Altlastenfreistellung des Landes Sachsen-Anhalt gesteuert und refinanziert. Die Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Landeshauptstadt Magdeburg vorbereitet und durchgeführt.

Für die jetzt beginnenden Sanierungsmaßnahmen werden Land und Bund gut 5,5 Millionen Euro bereitstellen. Weitere Mittel werden auch zukünftig zur Beobachtung und – sofern erforderlich – für die Sanierung des Grundwassers bereitgestellt werden, sagt Reinhard Marx.

"Im Ergebnis sollen alle Voraussetzungen geschaffen werden, um die neuen Investitionen am Standort der ehemaligen Lackfabrik termin- und umweltgerecht zu ermöglichen. Gleichzeitig wird durch die Beseitigung der Schadstoffquellen im Boden ein wichtiger Beitrag geleistet, um die Belastungen im Grundwasser nachhaltig zu senken", begründet er die Maßnahme.