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Debatte um Tierheimneubau In Magdeburgs Tierheim gibt es wenig Platz, aber ausreichend Plätze

In der Debatte um den Bau eines neuen, größeren Tierheims steht immer wieder die Kapazitätsfrage im Raume. 250 Plätze für Hunde fordert die Gartenpartei/Tierschutzallianz per Ratsantrag. Etwa 50 Plätze stehen derzeit zur Verfügung und seien ausreichend, entgegnet die Stadtverwaltung und legt Zahlen vor.

Von Karolin Aertel 03.08.2021, 08:14
Weil die Befürchtung groß war, dass sogenannte Listenhunde, wie dieser American Staffordshire Terrier, mit Einführung der Kampfhundeverordnung im Tierheim abgegeben oder ausgesetzt werden, plante man 2001 ein neues Tierheim mit 250 Plätzen für Hunde. Die Befürchtung wurde glücklicherweise jedoch nicht wahr.
Weil die Befürchtung groß war, dass sogenannte Listenhunde, wie dieser American Staffordshire Terrier, mit Einführung der Kampfhundeverordnung im Tierheim abgegeben oder ausgesetzt werden, plante man 2001 ein neues Tierheim mit 250 Plätzen für Hunde. Die Befürchtung wurde glücklicherweise jedoch nicht wahr. Archivfoto: dpa

Magdeburg - Ob Pitbull-, American-Staffordshire- oder Bullterrier, seit 2009 werden einige Hunderassen per Gesetz als potenziell gefährlich eingestuft. Für sie gilt es seither, einen Wesenstest zu absolvieren. Für Hunde, die beispielsweise durch Beißattacken auffällig wurden, ebenso.

Die Einführung des Gesetzes zog damals die Befürchtung nach sich, dass eine Vielzahl derartiger Hunde ausgesetzt oder abgegeben werden. Das veranlasste 2001 dazu, eine Debatte über ein größeres neues Tierheim zu führen. 250 Plätze für Hunde und 150 Plätze für Katzen sowie ausreichend Platz für Kleintiere sollte die Einrichtung vorhalten.

Mangels eines geeigneten Standorts versiegte das Vorhaben, die Debatte hingegen wurde in den vergangenen 20 Jahren vielfach wieder aufgegriffen. Im April dieses Jahres schickte die Ratsfraktion aus Gartenpartei und Tierschutzallianz die Tierheim-Frage erneut wieder ins Rennen, hielt sich dabei an die geplante Größenordnung aus dem Jahr 2001.

Wegen seiner eingeschränkten Kapazität von 50 bis 60 Hunden sowie maximal 50 Katzen erfülle das Tierheim auch keinesfalls die Erfordernisse der Landeshauptstadt, heißt es in dem Antrag. Im Gebäude des Heims, in dem die Tiere abends und an den Wochenenden eingesperrt seien, sei es laut, die Tiere hätten keinen gesonderten Platz ihr Geschäft zu verrichten und in den Plastikkörbchen seien nicht einmal Decken, da diese möglicherweise gefressen werden könnten, so der Vorwurf der Fraktionsmitglieder. In Stendal-Borstel hingegen gebe es Platz für 200 Katzen sowie etwa 100 Hunde, die jederzeit aus ihrer Schutzhütte ins Freigehege wechseln könnten. Ergo: Der Standort des derzeitigen Tierheimes sei zu klein, die Kapazitäten zu gering, so die Ratsfraktion.

Dass die Plätze im Magdeburger Tierheim ausreichend sind und die anvisierte Kapazitätserhöhung aus dem Jahr 2001 dem Gefahrhunde-Gesetz geschuldet ist, erklärte die zuständige Beigeordnete Simone Borris in einer Stellungnahme zum Ratsantrag. Stadträtin Aila Fassl wollte dies jedoch mit Zahlen untermauert wissen. Wie viele Hunde wurden seit Einführung des Hundegesetzes sichergestellt? Und wie viele mussten in externen Pensionen untergebracht werden?

143 Hunde sichergestellt

Tatsächlich waren es in den vergangenen elfeinhalb Jahren „nur“ 143 Hunde, die aufgrund des Hundegesetzes sichergestellt worden sind. Das bedeutet, dass durchschnittlich pro Monat ein Hund aufgrund des Hundegesetzes im Tierheim landet. 98 der 143 Tiere seien im Tierheim untergebracht worden und 45 in externen Pensionen. Von jenen Hunden aus dem Tierheim konnten 56 wieder an die Halter herausgegeben werden, acht wurden an neue Halter vermittelt und zehn Hunde sind verstorben, führt Simone Borris auf. Ergo befinden sich noch 24 Hunde im Tierheim. Von jenen 45 Hunden, die in den vergangenen elfeinhalb Jahren in externen Pensionen untergebracht wurden, konnten vier an die Halter zurückgegeben werden, drei Hunde wurden weitervermittelt und zwölf seien verstorben. Die aufgrund des Hundegesetzes eingezogenen Hunde bringen das Magdeburger Tierheim nicht an die Kapazitätsgrenzen. Der überwiegende Teil der Hunde, die dort landen, sind Fundtiere. Sie werden in keiner externen Einrichtung untergebracht, sondern warten im Tierheim auf ihre alte oder neue Familie.

2193 Fundhunde zählte die Einrichtung seit 2009. Das sind durchschnittlich 190 pro Jahr, etwa 16 pro Monat.

Zudem seien die Aufnahmezahlen für Fundhunde und abgegebene Hunde in den letzten Jahren rückläufig, so Borris. „Die Tierplatzkapazitäten sind ausreichend und angemessen.“