Kirchenkünstlerin aus dem Kaukasus erleidet seltene Augenkrankheit und findet ungeahnte Hilfe Junge Malerin aus Russland kämpft um ihr Augenlicht - Magdeburger wollen helfen
Keratokonus - so heißt die seltene Krankheit, die einer jungen Malerin aus Russland beinahe die Sehkraft geraubt hätte. Ihre letzte Hoffnung: eine Behandlung in Deutschland. Magdeburger unterstützen Vera Lavrinenko, damit sie den weiteren Kampf um ihr Augenlicht gewinnen kann.
Magdeburg l Die Ärzte nahmen ihr alle Hoffnungen. Sie werde kein normales Leben führen, keine Familie gründen, keine Kinder großziehen können. Die Malerei, ihre große Leidenschaft und Profession - passé. Für die heute 30 Jahre alte Vera Lavrinenko platzten 2006 mit einer Diagnose sämtliche Träume.
Der Grund: Keratokonus, eine seltene Augenkrankheit mit weitgehend ungeklärter Ursache. Bei Betroffenen verformt sich fortschreitend die Hornhaut, was zum langsamen Erblinden führt.
Eine Operation, die den schleichenden Verlust des Sehvermögens stoppen könnte, war für die junge Frau aus der 140 000-Einwohner-Stadt Pjatigorsk im Kaukasus nicht möglich. Nur wenige Kliniken weltweit können einen wirksamen Eingriff überhaupt anbieten. "In Russland hatten mich die Ärzte praktisch abgeschrieben", sagt Vera Lavrinenko.
Sie ist gelernte Ikonenmalerin, arbeitete nach dem Abschluss an einer Akademie der russisch-orthodoxen Kirche in Gotteshäusern.
"Die Malerei ist seit meiner Kindheit meine Leidenschaft. Später sah ich in Moskau Werke des berühmtesten russischen Ikonenmalers, Andrei Rubljow. Die haben mich sehr berührt und fasziniert und die Leidenschaft für diese Art der Malerei in mir geweckt", schwärmt die junge Künstlerin. Die Malerei musste sie jedoch vor einigen Jahren aufgeben. "Vor meinen Augen verschwamm alles mehr und mehr. Ich sah plötzlich nur noch Farbkleckse", erzählt sie. Die Krankheit gab ihrem Leben eine dramatische Wende.
Inzwischen schöpft die junge Russin aber neuen Mut und hat wieder Träume. "Mein größter Wunsch ist es, wieder als Ikonenmalerin arbeiten zu können!", sagt sie heute. Und die russisch-orthodoxe Christin erklärt: "Dank der Hilfe des Heiligen Vaters und von Menschen aus Deutschland, insbesondere aus Magdeburg, kann sich mein großer Traum vielleicht wirklich erfüllen." Aus eigener Kraft kann sie dieses Wunder aber nicht schaffen.
Rückblick: Im Jahr 2008 kam die junge Malerin erstmals nach Deutschland. Auf der Suche nach einem Ausweg aus ihrem Leiden fand sie heraus, dass in Dresden eine Operation möglich wäre.
Der Weg dorthin führte über Magdeburg. Hier leitet Erzpriester Vater Boris Ustimenko die russisch-orthodoxe Gemeinde, ein Bekannter, der aus Veras Heimatort stammt. Sie nahm Kontakt zu ihm auf, und der Geistliche sammelte in Magdeburg und Dresden Geld, um der jungen Malerin eine erste Operation zum Stabilisieren der Hornhaut für das linke Auge zu ermöglichen.
Im Jahr darauf konnte auch für das rechte Auge eine Operation an der Dresdner Universitätsklinik finanziert werden. "Weitere Behandlungen sind leider notwendig. Außerdem müssen spezielle Kontaktlinsen gewechselt und angepasst werden", erklärt Vera Lavrinenko. Ein weiteres Problem besteht nach wie vor: "Die Finanzierung ist für Vera allein nicht zu stemmen", sagt Boris Pikalow, Vorsitzender der Deutsch-Russischen Gesellschaft Inturia in Magdeburg. "Sie arbeitet inzwischen zwar ehrenamtlich in der Kirche mit Kindern, bekommt dafür aber natürlich nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Für die nächste Behandlung, die am kommenden Freitag ansteht, werden mit Reisekosten erneut rund 1500 Euro fällig." Deshalb rufe die Gesellschaft mit der russisch-orthodoxen Gemeinde und dem Verein "Harmonia" erneut zu Spenden auf.
Nach der weiteren Behandlung in Deutschland setzt Vera Lavrinenko wieder auf ihren großen Traum. Sie sagt: "Ich wünsche mir, hoffentlich recht bald wieder mit meiner geliebten Arbeit als Ikonenmalerin anfangen zu können. Schön wäre es auch, wenn ich vielleicht eines Tages bei einem Besuch in Magdeburg hier malen könnte."
Kontakt: Deutsch-Russische Gesellschaft Inturia e.V., Tel. 7 44 86 85, Spenden nimmt der Verein auf seinem Konto (Nr.: 3 64 99 27 09, BLZ: 600 100 70, Kennwort "Vera") entgegen.