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Stadtwehrleiter Kamerad fühlt sich gedemütigt

Dürftig war die Begründung zur Abberufung des 2. Stellvertretenden Stadtwehrleiters im Stadtrat. Jetzt erklärt sich Olaf Simon.

Von Falk Rockmann 23.02.2021, 10:00

Staßfurt l Das war nicht so einfach, wie es aussah, als Olaf Simon während der vergangenen Stadtratssitzung offiziell von seiner Funktion als 2. stellvertretender Stadtwehrleiter abberufen wurde. Kurz und knapp hörte die Öffentlichkeit nur aus der Begründung der Beschlussvorlage, dass der Kamerad um diesen Schritt „aus persönlichen Gründen“ gebeten hatte.
Simon hätte gern da schon mehr erklärt. Doch kein Stadtrat hatte Rederecht beantragt. Immerhin stand er 43 Jahre im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Staßfurt und das mit Leib und Seele. Viele Jahre als Jugendwart und Stadtwehrleiter, zuletzt als 2. stellvertretender Stadtwehrleiter.
Olaf Simon fühlt sich einfach ungerecht behandelt, sogar unwürdig und erniedrigend behandelt. So hatte er es in einem ersten schriftlichen Hilferuf an den Dienstherrn der Feuerwehr, Oberbürgermeister Sven Wagner, formuliert – am 15. November 2020.
Es ging um einen Schlüssel für das Gerätehaus Staßfurt, den Ortswehrleiter Steffen Aermes von ihm verlangt habe, nachdem Simon zur Ortsfeuerwehr Hohenerxleben gewechselt war. Zu diesem Zeitpunkt hatte er allerdings noch die Funktion des 2. Stellvertretenden Stadtwehrleiters inne - verbunden mit der Nutzung des Einsatzleitwagens der Stadtfeuerwehr. „Ich kam also nicht mehr ins Gerätehaus, musste meine Einsatzkleidung in der neben dem Gerätehaus befindlichen Blechgarage für den Kommandowagen deponieren“, erklärt Kamerad Simon.
Er habe sich nach Einsätzen also nicht duschen oder wenigstens die Hände waschen können, geschweige denn das WC nutzen.
Über diesen „nicht vertretbaren Zustand“ hatte er sechs Tage vor seinem Schreiben an den OB auch Stadtwehrleiter Tobias Schumann in Kenntnis gesetzt und darum gebeten, dass er seine Schutzausrüstung wieder im Gerätehaus unterbringen kann. Diese Situation sei unwürdig und erniedrigend gewesen.
Weil er nach 14 Tagen noch immer keine Reaktion seitens der Stadtwehrleitung und des Oberbürgermeisters erfuhr, wie er sagt, legte er seine Funktion am 1. Dezember nieder.
Ende Dezember sei laut Simon noch immer keine Antwort vom OB gekommen, was ihn schließlich am 28. Dezember dazu veranlasste, auch formell um seine Abberufung aus der Wehrleitung zu bitten.
„Ein Anruf vom Ortswehrleiter hätte genügt“, betont Olaf Simon. Aber erst am 18. Januar 2021 sei die Frage von Sven Wagner gekommen, ob man noch einmal miteinander reden könne. Zu spät, findet die bisherige langjährige Führungskraft, für die „Kameradschaft von Anfang an an erster Stelle steht, wenn es um Feuerwehr geht“.
Was zwischen ihm und dem 2. stellvertretenden Stadtwehrleiter gestanden hat beziehungsweise steht, dazu wollte sich Steffen Aermes nicht äußern. Er verweist auf Simons Bitte um Abberufung.
Unterdessen bedauert Stadtwehrleiter Tobias Schumann, dass es nicht zu einem klärenden Gespräch mit Olaf Simon gekommen sei. Das Angebot habe bereits im Dezember gestanden. Und: „Ich hätte mir gewünscht, dass er bleibt.“
OB Sven Wagner als Dienstherr der Staßfurter Feuerwehren reagierte ebenfalls mit Bedauern, dass der Kamerad auf eigenen Wunsch die Funktion niedergelegt habe. Bereits zum angekündigten Wehr-Wechsel habe er ihm Anfang November ein Gespräch angeboten.
Auch nach dessen Schreiben vom 15. November, in dem Olaf Simon um Unterstützung zur Lösung der Absicherung des Einsatzdienstes der Stadtwehrleitung bat, habe er sich sofort mit Stadtwehrleiter Schumann in Verbindung gesetzt, der wiederum das Gespräch mit dem Kameraden suchen wollte. „Die Absicherung des Einsatzleitdienstes der Stadtwehrleitung war und ist zu jeder Zeit sichergestellt“, betont Wagner. Am 29. November sei er vor vollendete Tatsachen gestellt worden, als sich Olaf Simon von der Leitungsfunktion für den Monat Dezember selbst beurlaubte. Noch am selben Tag sei ihm für den 3. Dezember ein Terminvorschlag zum Gespräch gegeben worden - „Meines Wissens ohne Reaktion.“
Am 28. Dezember dann die Abberufungserklärung.
Erneute Kontaktversuche blieben ohne Erfolg. Die Entscheidung Simons stehe fest, und er habe keinen Redebedarf mehr, erinnert sich Wagner, der das aber akzeptierte.
„Der Vorgang wird intern besprochen“, zieht der OB ein Fazit, „Ich finde es auch höchst bedauerlich, dass oft zwischenmenschliche Befindlichkeiten persönliche Entscheidungen hervorrufen. Ich bin aber froh, dass Kamerad Simon sein umfangreiches Wissen, seine Fähigkeiten und seine Erfahrung weiterhin dem Feuerwehrwesen unserer Stadt zur Verfügung stellt.“ Wie erwähnt, will Olaf Simon die Feuerwehr-Uniform nicht an den Nagel hängen. In der Ortsfeuerwehr Hohenerxleben wird er künftig für Aus- und Weiterbildung verantwortlich sein.