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Kampf mit Behörden Glückliches Ende im Streit um Führerschein

Einen langen Kampf hat Hans-Albert Preetz aus Magdeburg ausgefochten. Wie er seinen aberkannten Führerschein nun doch wiederbekommen hat.

Von Christina Bendigs 23.06.2019, 01:01

Magdeburg l Den vorläufigen Führerschein in der Hand wirkt Hans-Albert Preetz aus Magdeburg erleichtert. Monatelang hatte er sich mit den Behörden um das Dokument gestritten. Am Ende hat es sich gelohnt, er bekam seine Fahrerlaubnis zurück.

„Endlich ist der Albtraum vorbei“, sagt er. Und seine Frau ergänzt: „Jetzt kann er wieder lachen.“ Monatelang war das nicht der Fall. Im Alltag gab es kaum ein anderes Thema mehr als die Fahrerlaubnis des Seniors. Dabei fing alles ganz harmlos an – eine Leichtsinnigkeit wurde dem Magdeburger zum Verhängnis.

Es war 2018, als Hans-Albert Preetz beim Entladen seines Autos sein Portemonnaie im Auto liegen ließ, ohne den Wagen abzuschließen. Nur für kurze Zeit ging er ins Haus. Als er wieder zurückkehrte, war seine Geldbörse weg – samt Führerschein. Bei der Führerscheinstelle der Landeshauptstadt wollte er einen neuen beantragen. Doch der Mitarbeiter zweifelt die Fahrtauglichkeit des 68-Jährigen an, der vor vier Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte. Damit beginnt der Albtraum, der sich fast ein ganzes Jahr lang hinzieht.

Die Fahrtauglichkeitsbescheinigung der Hausärztin reicht den Behörden nicht aus, um nachzuweisen, dass Preetz, der auf Diabetes-Medikamente und Hörgeräte angewiesen ist, in der Lage ist, ein Fahrzeug zu führen. Die Volksstimme berichtet damals über den Fall.

Gespräche mit Anwälten folgen, ein Engel im Führerscheinstreit spendet anonym für den Rentner, der dringend auf sein Auto angewiesen ist. Mit einem kleinen Gewerbe als Hausmeister bessert er seine Rente auf, finanziert etwa 300 Vögel, die er als Züchter hält. Ohne den Führerschein, kann er weder die Hausmeisterarbeiten erledigen, noch die Tiere selbstständig versorgen.

Doch die Behörden bestehen auf einer Untersuchung der Dekra oder des TÜVs, auf einer sogenannten MPU. Viel zu teuer ist diese für das Ehepaar, das nur über ein kleines Einkommen verfügt. Ein Freund gibt schließlich den entscheidenden Tipp: Da Preetz noch als Hausmeister arbeitet, soll er sich an die Berufsgenossenschaft wenden. Diese bietet die Untersuchung zu günstigeren Konditionen an. Preetz sieht sich zwar nicht in der Pflicht, entscheidet sich schließlich aber doch dazu. Denn den Führerschein auf dem Klage-Weg zurückzubekommen, könnte Jahre dauern. Zeit, die Preetz nicht hat.

Der Verkehrsmediziner der Berufsgenossenschaft kommt schließlich zu dem Ergebnis: Preetz ist fahrtauglich und kann den Führerschein zurückbekommen. Einen Erste-Hilfe-Kurs muss er absolvieren, weil er das Dokument aus den 60er Jahren nicht mehr besitzt. Noch das polizeiliche Führungszeugnis dazu, und dann ist der Weg zurück ans Steuer endlich frei.

Was die Eheleute im Nachhinein ärgert ist, dass ein einzelner Mitarbeiter einer Behörde so viel Macht habe, ihnen Nerven zu rauben, aber auch tief in das Portemonnaie zu greifen. Insgesamt hat das Paar mehr als 1200  Euro verloren – für Anwaltskosten, ärztliche Gutachten, Gebühren für die Führerscheinabgabe und -neuausstellung.

Hinzu kommt der Verdienstausfall. Zwar sei es nicht viel, was Preetz verdient. Dennoch wird das Geld im Haushalt gebraucht. Fast ein Jahr habe er kaum Aufträge übernehmen können oder sei dabei auf die Hilfe von Freunden oder seiner Frau angewiesen gewesen, die selbst noch berufstätig ist und daher zeitlich eingeschränkt. Allen, die ihm geholfen haben, möchte er ein herzliches Dankeschön aussprechen. Denn ohne deren Unterstützung hätte er das vergangene Jahr wohl kaum überstanden.

Preetz räumt ein, dass eine ärztliche Untersuchung für Senioren sinnvoll sei. Wenn aber der Hausarzt diagnostiziere, dass ein Mensch fahrtauglich sei, müssten die Behörden dies auch anerkennen, findet Hans-Albert Preetz.