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Kinder Kummer mit Magdeburger Notfall-Nummer

In Magdeburg gab es seit 1995 ein Kummertelefon für Kinder und Jugendliche. Doch nun ist Schluss damit.

Von Stefan Harter 18.12.2019, 00:01

Magdeburg l Der Awo-Kreisverband, der das Angebot vor gut fünf Jahren vom mittlerweile aufgelösten Kinder- und Jugendtelefon Magdeburg e. V. übernommen hatte, kann die Leistung finanziell nicht mehr stemmen, wie die stellvertretende Geschäftsführerin Denise Helbig auf Volksstimme-Anfrage erklärt. Grund sind demnach Änderungen bei der Finanzierung durch das Landesverwaltungsamt, die den Eigenanteil des freien Trägers immer weiter ansteigen ließen.

90 Prozent der Kosten kommen vom Land Sachsen-Anhalt, die beiden langjährigen hauptamtlichen Koordinatorinnen der Kinder- und Jugendtelefone in Magdeburg und auch in Halberstadt werden davon vor allem bezahlt.

Das Land fordert seit einiger Zeit eine Abdeckung von 100 Prozent. Da die Besetzung des Telefons aber nur von ehrenamtlichen Mitarbeitern übernommen wird, sei das „ein Ding der Unmöglichkeit“, wie Denise Helbig erklärt. „Es kann immer mal kurzfristig einen Ausfall geben“, sagt sie. Nun soll aber jede nicht geleistete ehrenamtliche Stunde vom Personalkostenzuschuss abgezogen werden. Der Träger soll die Differenz aus eigener Tasche bezahlen. Für 2018 wären das über 24.000 Euro gewesen. Auf die Rückzahlung sei zwar diesmal noch verzichtet worden. Doch für 2019 sei signalisiert worden, dass das Geld auch fließen muss. „Die Höhe des Eigenanteils ist zu groß geworden“, sagt sie.

Bei der Abwägung habe zudem eine Rolle gespielt, dass sich die Nutzungsgewohnheiten der Kinder und Jugendlichen verändert hätten. „Sie telefonieren nicht mehr, sondern schreiben Kurznachrichten“, sagt Denise Helbig. So komme es, dass inzwischen 90 Prozent Fakeanrufe am Nottelefon eingehen. Dass sei aber nicht ausschlaggebend gewesen, betont sie. „Wenn man nur einem Kind helfen kann, wäre es das wert“, sagt sie.

„Kinder und Jugendliche können sich aber weiterhin an die Hotline des Kinder- und Jugendtelefons wenden, da es sich um ein bundesweites Angebot handelt“, erklärt Rathaussprecher Michael Reif auf Volksstimme-Anfrage. Das Jugendamt hatte das Angebot bis 2018 zu einem geringen Teil ebenfalls gefördert. „Durch die regionale Schaltung ist gewährleistet, dass Anrufe am jeweilig nächstgelegenen Kinder- und Jugendtelefon angenommen werden“, erklärt er.