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Kriminalität Streit eskaliert vor Unterkunft

Zwei Polizeieinsätze in drei Tagen. Aus einem Streit zwischen deutschen und syrischen Schülern ist eine regelrechte Hetzjagd geworden.

19.03.2016, 15:06

Magdeburg l Am Donnerstagabend ist es in Magdeburg erneut zu einer Schlägerei zwischen deutschen und syrischen Schülern gekommen. Im Bereich der Straßenbahnhaltestelle Brunnenstieg wurde ein 15-jähriger Asylbewerber von drei 15- bis 17-jährigen deutschen Mitschülern geschlagen und leicht verletzt. Grund für die Attacke in der Nähe des Asylbewerberheims am Bruno-Taut-Ring ist offenbar ein seit Tagen schwelender Konflikt.

Bereits am Dienstag musste die Polizei anrücken, weil mehrere Schüler der Sekundarschule Wilhelm Weitling an der St.-Josef-Straße aufeinander losgegangen waren. Auch am Dienstag hieß es auf Volksstimme-Nachfrage, dass der Auslöser ein seit Tagen anhaltender Streit von syrischen und deutschen Jugendlichen gewesen sein soll. Die Schüler waren außerhalb der Schule aufeinandergetroffen. Verletzt wurde auch hier der 15-jährige Syrer, der zu diesem Zeitpunkt mit einer Freundin vor der Schule saß. Die beteiligten deutschen Jugendlichen sagten später aus, dass die Provokation von ihm ausgegangen sei. Weitere Hintergründe sind bislang nicht bekannt. Auch am Mittwoch soll es einen ähnlichen Vorfall gegeben haben.

„Wir sind dabei, die ganze Angelegenheit aufzudröseln. Es gibt unterschiedliche Auffassungen und Meinungen sowohl zu den Beteiligten als auch zu den Ursachen und zum Hergang“, sagte Schulleiter Uwe Manthei der Volksstimme. Mehr als vermuten und spekulieren könne man derzeit nicht. Die Weitlingschule ist für ihre Integrationsarbeit bekannt. An der Schule arbeitet unter anderem eine Schulsozialarbeiterin.

Die Mutter des 15-jährigen Syrers berichtete jedoch unter Tränen, dass ihr Sohn Angst habe, in die Schule zu gehen. Am Donnerstagabend meldete sie sich telefonisch bei der Volksstimme und berichtete, dass ihr Sohn wieder bedroht werde. Zu diesem Zeitpunkt war die Polizei bereits unterwegs zum Tatort. „Ich möchte hier nicht bleiben. Ich bin aus Damaskus vor den Bomben geflohen. Jetzt habe ich wieder Angst“, sagte die Mutter am Telefon.

Die Frau hat noch einen zweiten Sohn (17), der in Magdeburg eine Berufsschule besucht. Dieser sagte wiederum, dass ihm der Unterricht großen Spaß mache und er viele Freunde gefunden habe. „In der Schule meines kleinen Bruders gibt es aber eine Gruppe, die ihn ständig als ,Scheißausländer‘ beschimpft.“

Der Fall ist inzwischen so komplex, dass sich die mobile Opferberatung eingeschaltet hat. Mit einem Übersetzer wollen deren Mitarbeiter helfen. „Zuallererst müssen diese Angriffe verhindert werden. Die Polizei muss die Familie jetzt schützen“, sagte Zissi Sauermann von der mobilen Opferberatung. „Und der Fall muss vor allem ernst genommen werden. Hier darf nicht weggeschaut, verharmlost und die Schuld bei dem 15-jährigen Geschädigten gesucht werden. Die Angreifer dürfen nicht denken, dass sie damit davonkommen“, so Sauermann weiter.