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  7. Kulturfest: "Hier kann man sich treiben lassen"

Dritte Auflage gelungen / Westerhüser Höfe locken zahlreiche Besucher an Kulturfest: "Hier kann man sich treiben lassen"

Von Manuel Pape 27.08.2012, 03:31

Westerhüsen l Eigentlich sollte es ein einmaliges Erlebnis bleiben. Doch das Fest "Kultur auf den Höfen" fand am Sonnabend nun zum dritten Mal in Westerhüsen statt. Live-Musik, Kunstausstellungen und antiquarische Besonderheiten waren nur ein Teil des vielfältigen Angebots.

"Das ist mit Liebe gemacht", schwärmte Thorsten Keßler aus Magdeburg, "hier kann man sich treiben lassen." Tatsächlich, denn statt auf einem großen Platz - das ist das Besondere an der Kultur auf den Höfen - konnten sich die Besucher von Hof zu Hof "treiben lassen". Insgesamt stieg die Veranstaltung in elf nummerierten Bereichen, darunter in neun alten Wehrbauernhöfen und auf allen Straßen und Wegen dazwischen.

Nummer acht war die Marktwiese. Im mittelalterlichen Stil bot sie Platz für Kulinarisches, ein altertümliches Spiel, bei dem mit Steinen auf rohe Eier geworfen wurde, und - passend zur Atmosphäre - die zehnköpfige Band "Celtic Chaos". "Diese Musik erinnert mich an meine Heimat, die Bretagne", sagte die Französin Marjolaine Richy mit funkelnden Augen. Sie lebt seit einem Jahr in Magdeburg, hat ihr Studium hier abgeschlossen und möchte nun in der Landeshauptstadt bleiben. "Mit Kultur auf den Höfen lerne ich noch ein Gesicht von Magdeburg kennen."

Organisiert wurde das Westerhüser Stadtteilfest von "Aktion Musik" und dem Stadtteilmanagement "Südost". 2010 stieg die kulturreiche Fete zum ersten Mal, um zu feiern, dass Westerhüsen 100 Jahre zuvor von einem eigenen Dorf zu einem Stadtteil Magdeburgs wurde. Der Erfolg der Veranstaltung 2010 war dann allerdings dermaßen groß, dass die Organisatoren im Folgejahr erneut die Westerhüser Nachbarschaft aufriefen, sich für Magdeburg herauszuputzen: Gleiches Ergebnis, gleiches Prozedere. 2012 sollte es also wieder passieren.

Auf Hof Nummer neun war die Heimat des Westerhüser Wassersportclubs zu finden. Hier spielte die Band des Magdeburger Segel-Vereins "Oldtimer" altbekannte Hits zum Mitsummen und -singen. Währenddessen durften die Besucher manch unterschiedliche Bootstypen kennenlernen, die mitten auf dem Hof "angelegt hatten".

"Das ist mein Highlight im Jahr", betonte Michael Simon. Er darf seine über zwei Jahre restaurierte Dampfmaschine ganz vielen Menschen zeigen. Das Besondere: Die Maschine wurde 1923 in Salbke gebaut und als Antriebsmaschine in einem Wiesenburger Sägewerk genutzt. Sie war seit Ende des Zweiten Weltkriegs außer Funktion. Heute schillert sie rot-schwarz, sieht aus wie neu und funktioniert.

Der Trubel in den Gassen, auf den Straßen und Höfen erreichte weniger den Literatur-Hof-Martinez. Bereits um 17 Uhr konnten Kinder der Stimme von Nadja Steinmetz lauschen, die das Buch "Conrad Chamäleon" von Gerald Fiedler vortrug. Ihr folgte ab 19.30 Uhr bis lange nach Sonnenuntergang eine Vielzahl an Vorlesern, die ihre Werke im Sich Verlag veröffentlicht haben oder möglicherweise veröffentlichen werden.

Zwischendurch würzte Burkhard Schmidt das Literatur-Programm mit seinen musikalischen Zutaten.

Das Finale der Kultur auf den Höfen markierte das 15-minütige Feuerwerk am Elbufer. Hunderte Besucher rückten noch einmal eng zusammen und legten ihre Köpfe weit in den Nacken. Um 23 Uhr war das Lichtspiel am sternenklaren Firmament zu Ende, aber auf den Weg nach Hause machten sich nur die wenigsten. Programmplan hin oder her, die Musik blieb an.

Vor der Bühne von Celtic Chaos war die Menschentraube kaum kleiner geworden - und Marjolaine Richy tanzte auch noch.