Stromkästen in Magdeburg Künstler mit Behinderung machen die Stadt mit Malerei bunter
Der Magdeburger Kunstverein Zinnober bemalt drei Stromkästen an der Großen Diesdorfer Straße. Finanziert wird das aus dem Initiativfonds der GWA Stadtfeld West. Einer der drei Künstler verrät im Voraus, wie sein Kasten aussehen soll.

Magdeburg - Wo jetzt noch drei dreckige Stromkästen stehen, sollen bald Kunstwerke die Große Diesdorfer Straße verschönern. Bemalt werden die Kästen von zwei Künstlern und einer Künstlerin des Kunstvereins Zinnober. Dieser wurde 1997 gegründet und fördert Künstler mit einer geistigen Behinderung. Ausstellungen sind für die Kunstschaffenden des Vereins nicht neu, Stromkästen bemalen die drei Kreativen jedoch zum ersten Mal.
Die Idee, die Stromkästen in unmittelbarer Nähe zum Verein zu verschönern, kam von Evelin Schulz. Sie ist im Sprecherrat der Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit (GWA) Stadtfeld West/ Diesdorf. „Sie kam mit dem Vorschlag auf uns zu, weil sie die Kästen hässlich findet“, erzählt Wolfram Stäps, Vorsitzender des Ateliers und selbst Künstler. „Wir wollen immer gerne unsere Kunst im öffentlichen Raum zeigen. Daher haben wir zugesagt.“

In der Gruppe sei besprochen worden, welche Kunst für die Kästen gut geeignet sei, welche Kunstschaffenden auch körperlich dazu in der Lage sind, diese zu bemalen, und wer länger keine eigene Ausstellung im Atelier hatte. Die Wahl fiel auf Lisa Schaumburg, Peter Schröder und Hagen Liebke. Die Motive würden aktuell noch nicht feststehen, da sie individuell für die Stromkästen entworfen werden. „Das gelbe Schild zeigt, dass es eine Gefahr gibt. Deshalb muss das frei bleiben“, erklärt der 32-jährige Hagen Liebke. „Deshalb will ich auch ein Monster malen. Dann kommt die Gefahr zur Gefahr. Gelb und Grün sollen die Farben werden.“
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Finanziert wird die Verschönerung der Stromkästen aus dem Initiativfonds der GWA. Einstimmig wurde bei der vergangenen Sitzung beschlossen, dem Verein 500 Euro für das Vorhaben zukommen zu lassen. „Wir haben den Antrag gestellt. Ende April wollen wir loslegen, bis Ende Mai sollen die Kästen fertig sein“, sagt Stäps. Von dem Geld wird sowohl Material zum Reinigen der Kästen, als auch die Farbe zum Bemalen gekauft. „Dazu kommen natürlich die Arbeitsstunden. Pro Kasten rechne ich mit zehn Stunden Arbeit“, erklärt der Vorsitzende.
Magdeburger Künstler sind neben der Kunst berufstätig
Für die Kunstschaffenden sei der Verein ein Hobby, alle würden einem Beruf nachgehen und kämen nur in ihrer Freizeit in das Atelier. „Für mich ist das eine schöne Tätigkeit“, erklärt Hagen Liebke, der nicht nur malt, sondern auch Gedichte und Geschichten schreibt. Niemand käme zum Lernen in den Verein, alle seien bereits Künstler mit eigenem Stil.

„Ich agiere hier nicht als Kunstpädagoge. Die anderen Ehrenamtlichen und ich übernehmen organisatorische Aufgaben, die unsere Künstler aufgrund ihrer Behinderung nicht so gut können“, sagt Wolfram Stäps. Ein Beispiel dafür sei das Stromkasten-Projekt. „Ansonsten lerne ich viel mehr von ihnen. Sie gehen so frei und nicht verkopft an ihre Werke. Es interessiert sie nicht, ob das gut ankommt oder nicht“, sagt er. „Da kann ich immer wieder viel mitnehmen.“