Liebesbotschafter von Brücken verschwunden Suche der Stadt nach Alternativen bislang erfolglos Liebesschlösser weiter heimatlos
Sie sind ein echter Hingucker und Botschafter zugleich. Auch in Magdeburg wird der Brauch gepflegt, seine Liebe mit einem sogenannten Liebesschloss zu bekunden, die an Brückengeländern angebracht werden. Nun sind die Schlösser an der Sternbrücke ab.
Magdeburg l Es gibt sie in Grün, Rot, Blau, Gelb und Orange mit Gravuren und handschriftlichen Liebesbekundungen. Die sogenannten Liebesschlösser nehmen im Laufe der Frühlings- und Sommermonate Besitz von der Sternbrücke. Das Phänomen konnte in diesem Jahr auch an der Buckauer Brücke zum Mückenwirt sowie der Brücke am Domfelsen beobachtet werden. Egal wo die Liebesboten aus Metall auch prangen, ziehen sie die Blicke der Passanten auf sich, die neugierig mutmaßen, welche Geschichte sich wohl hinter den Namen, Initialen und Grüßen verbergen. Nun ziehen aber dunkle Wolken am Liebesschlösserhimmel auf - die Schlösser sind ab. Da, wo noch vor Wochen Rita und Wolf, Stefanie und Matthias, Familie Meier und Co. das Grau des Geländers der Sternbrücke aufpeppten, herrscht nun Leere. Unmutsbekundungen machten sich breit. "In großen Städten wie Köln ist das schon lange Tradition", meldete sich etwa Stefan Liegmann.
Tatsächlich habe die Stadt nichts gegen den Brauch, ließ Pressesprecher Michael Reif auf Nachfrage wissen: "Die schöne Symbolik, seine Liebe durch Schlösser an Brücken zum Ausdruck zu bringen, wird vom Tiefbauamt vorerst weiterhin toleriert." Allerdings hätten sich die Befürchtungen, dass die Schlösser "punktuell Schäden am Korrosionsschutz des Geländers verursachen können", bestätigt. Die Schadensentwicklung werde vom Tiefbauamt weiter beobachtet.
Die Liebe könnte also zum Rost führen. Ein Fünkchen Hoffnung besteht dann allerdings doch. "Weil das Tiefbauamt dauerhaft den Wünschen von verliebten Magdeburgern gerecht werden möchte, wurden in jüngster Vergangenheit bereits Alternativen, wie zum Beispiel die Befestigung an Bäumen oder Zaunelementen, untersucht", so Reif. Auf eine optimale Lösung sei man allerdings noch nicht gestoßen, denn die Befestigungsmöglichkeit müsse "der statischen Beanspruchung standhalten, ins Stadtbild passen und darf keine Verkehrsgefährdung oder Unfallquelle darstellen", beschrieb der Stadtsprecher das Anforderungsprofil.
Hilfreich ist da der Blick nach Barleben. Dort ist anlässlich des 950-jährigen Bestehens des Ortes an der Hauptstraße, dem Breiteweg, ein Liebesschlösserbaum installiert worden. Mehr als 300 Schlösser schnappten bislang zu, wie es der Brauch aus Italien besagt. Die Resonanz auf den Baum, der erste seiner Art in Deutschland, ist so groß, dass die Edelstahlkonstruktion zwischenzeitlich erweitert werden musste. Die Installation ist als eingetragenes Geschmacksmuster beim Deutschen Patent- und Markenamt registriert.
Auch Magdeburger ließen den Baum wachsen und gedeihen. Zu ihnen zählt Nadine Barborka: "Ich habe für meinen Freund und mich ein Schloss anfertigen lassen und bekam den Tipp, dass Schlösser an der Sternbrücke entfernt werden. Der Schlüsseldienst riet mir zum Baum in Barleben."
Angesichts einer Investition für Schloss und Gravur von mehr als 30 Euro eine gute Entscheidung, wie auch Leserin Rita Pfennig befindet. "Hätte ich gewusst, dass die Schlösser an der Sternbrücke entfernt werden, hätte ich bestimmt einen anderen Ort gesucht", sagte die Magdeburgerin, die sich von den bereits vorhandenen Schlössern inspirieren ließ und eines für sich und ihren Mann anfertigen ließ. "Damit bringt man auch seine Verbundenheit zur Stadt zum Ausdruck", so Rita Pfennig.