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Literatur Stadtgeschichte schreiben, nebenbei

Magdeburgs Kulturbeigeordneter Matthias Puhle hat ein Buch über "seine" Stadt geschrieben.

Von Klaus-Peter Voigt 27.12.2018, 23:01

Magdeburg l Richtig dicke Wälzer zur Geschichte Magdeburgs sind in den vergangenen Jahren mehrfach erschienen. Für manchen Interessierten erweisen sich die opulenten Werke als eine Hürde, scheinen zu wissenschaftlich, zu ausführlich. Nun liegt eine Alternative dazu vor. Autor ist der Historiker und im Hauptberuf Kulturbeigeordnete der Elbestadt Matthias Puhle.

„Nein, nein, im Rathaus habe ich für ein solches Projekt keine Zeit“, wehrt er lachend ab. Vielmehr habe er sich stets aufs Neue abends zwischen 22 und 1 Uhr an den Computer gesetzt und das 200 Seiten starke Büchlein geschrieben. „Schon im Studium war das meine liebste Schaffenszeit“, ergänzt Puhle. Ehefrau Angelika erwies sich dabei als leidensfähig. Ganz musste sie auf ihren Ehemann aber nicht verzichten, an lauen Sommerabenden habe es immer Zeit für gemeinsame Stunden bei einem Gläschen Wein gegeben.

Als vor knapp drei Jahren der Verlag Friedrich Pustet an Puhle herantrat, habe er nicht lange überlegen müssen. Dort sind bislang an die 40 dieser kleinen Stadtgeschichten erschienen, Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt fehlte jedoch. Das habe ihm die Entscheidung leicht gemacht, berichtet Puhle. Der Arbeitsaufwand sei dann allerdings beträchtlich höher gewesen, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt habe. Spaß gemacht hätten ihm die Recherchen trotzdem.

Der Gesamtüberblick geht weit über das eigentliche Spezialgebiet Puhles, das Mittelalter, hinaus. Von der Frühgeschichte bis quasi zur Gegenwart sollte das Bändchen reichen und Auskunft über die wichtigsten Ereignisse liefern. „Manches, das ich dabei bearbeitete, erwies sich als tatsächlich auch für mich spannend“, berichtet Puhle. Für ihn habe es viele Zeiträume gegeben, gerade in der Neuzeit, die in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit – wie als Professor an der Otto-von-Guericke-Universität – eher eine Nebenrolle gespielt hätten.

Herausgekommen sei nun ein Buch, in dem Kontinuität und Brüche sowie große historische Ereignisse gleichermaßen eine Rolle spielten. Dazu werden Fakten aneinandergereiht, auch oftmals unbeachtete. Für den Buchautor zählt dazu die Gründung der Hochschule, der späteren Universität, in der Periode der DDR.

Oder er erinnert an die umfangreiche Reformbewegung in den 1920er Jahren, die sich beispielhaft in den neuen Wohnsiedlungen niederschlug, in denen es neue Zugänge zur Kultur gab, ein erster Waldkindergarten entstand. Einziges Manko des Bändchens scheint das Lektorat zu sein. Das hätte Abkürzungen tilgen und das eine oder andere Bild gerade aus der Neuzeit besser auswählen können.

Auf die Frage nach dem nächsten Buch zuckt Puhle mit den Schultern. Das dauere wohl noch einige Zeit. Obwohl, Pläne gebe es bereits, Details will Puhle aber noch nicht verraten. Neben dem Beruf sei das kaum zu verwirklichen und irgendwann warte ja der Ruhestand – der sich vermutlich schnell zum Unruhestand wandeln könnte. Und in seinem eigentlichen Fachgebiet, dem Leben und Wirken der Ottonen, finde sich noch einiges, das der Aufarbeitung harre.

 

Matthias Puhle, Magdeburg – Kleine Stadtgeschichte, Verlag Friedrich Pustet, 14,95 Euro