1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Luft holen, ohne abzutauchen: Henneberg im Unruhestand

Luft holen, ohne abzutauchen: Henneberg im Unruhestand

21.11.2012, 01:17

Wie fühlt es sich an, wenn man als Cheftrainer plötzlich nicht mehr die Kommandos gibt? Ende August hängte Bernd Henneberg nach 30 Jahren am Beckenrand des SC Magdeburg das Handtuch an den Nagel. Er, der Dagmar Hase bei den Spielen 1992 in Barcelona über 400 Meter Freistil zum Olympiasieg führte, und unter dessen Fittichen Antje Buschschulte Olympia-Medaillen sammelte, wechselte in den Ruhestand.

Wir trafen Bernd Henneberg, der sehr zufrieden wirkte. Nach mehr als zwei Monaten als Ex-Trainer hat er sich inzwischen daran gewöhnt, nicht immer nur in der Schwimmhalle zu stehen, um die Welt zu reisen oder Trainingspläne abzustimmen, sagt er. "Man muss auch Platz für junge Leute machen können."

Zu seiner Verabschiedung kamen Sport-Promis aus allen Richtungen ins Ruderbootshaus.

Erst jetzt ist der Magdeburger dazu gekommen, die vielen Fotos des Abends zu sortieren. Rückenspezialist Helge Meeuw und die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin Antje Buschschulte lächeln mit ihrer Tochter in die Kamera. Olympiasiegerin Kathleen Nord reiste aus den USA nach Magdeburg, Olympiasiegerin Dagmar Hase, Astrid Strauß, Weltmeisterin von 1986, Sabine Herbst, EM-Zweite von 1991, Angela Franke, mehrfache Europameisterin, und so viele mehr waren gekommen, um die Magdeburger Trainer-Größe zu verabschieden. Sie alle haben ihre eigene Sportgeschichte geschrieben, und ein Stück Henneberg ist meist verwoben. Nehmen wir nur Norbert Warnatzsch, Trainer von Promi-Schwimmerin Britta Steffen. Mit ihm ist Bernd Henneberg in den 70er Jahren noch selbst durch das Wasser gezogen. Später begannen beide ihre Trainerkarriere mit Kindern der fünften Klasse.

"Seit langer Zeit sind einmal wieder so viele Schwimmer zusammengekommen", sagt Bernd Henneberg. Sein Abschied wurde zu einem gelungenen Ehemaligentreffen mit mehr als 90 Teilnehmern. Fast alle, die er einst betreut hat, waren dabei. Und das, meint Henneberg, sollte man keinesfalls einschlafen lassen. Kaum im Ruhestand, schmiedet er bereits wieder Pläne. "Ein Wiedersehen sollte man hin und wieder veranstalten", sagt er.

Bernd Henneberg ist, umgeben von seinen Schützlingen, nun mal in seinem Element. Aber auch, wenn er trainiert. Drei Mal in der Woche zieht er seine Bahnen in der Elbeschwimmhalle. Und wenn er nicht selbst ins Wasser steigt, steckt er die Pinsel ins Wasserglas. Vor mehr als 17 Jahren malte er sein letztes Bild. "Endlich habe ich wieder Zeit zum Malen", sagt Bernd Henneberg. Die war früher rar. Seine Frau Jutta hat es mal ausgerechnet. Fast 200 Tage war Trainer Henneberg jedes Jahr unterwegs. Mehr als fünfeinhalb Jahre war insgesamt er allein beim Höhentraining unterwegs. Jetzt ist also Zeit zum Luft holen. "Wir werden sehen", sagt die Trainerlegende. Abtauchen liegt ihm einfach nicht... (mbo)