Wissenschaft Magdeburg bekommt Forschungscampus
Politiker geben 19 Millionen Euro für den Ausbau des Magdeburger Wissenschaftshafens frei.
Magdeburg l Ein „Medical Valley“ im Magdeburger Wissenschaftshafen. Das ist die Vision von Georg Rose und seinen Kollegen. Was der Professor der Otto-von-Guericke-Universität damit meint: Magdeburg soll in den nächsten Jahren einer der bedeutendsten Standorte in puncto Medizintechnik werden. Für einen entscheidenden Schritt in diese Richtung sorgte diese Woche der Finanzausschuss im Landtag. Die Politiker haben 19 Millionen Euro für ein neues Gebäude für den Magdeburger Forschungscampus Stimulate freigegeben. Dieser Campus ist einer von neun in Deutschland und wird bis zu 15 Jahre mit jährlich zwei Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert.
Auf dem Campus sollen neuartige Technologien entwickelt werden, die es möglich machen, dass bei einem operativen Eingriff nur noch minimale Schnitte in den Körper des Patienten nötig sind, erklärt Stimulate-Sprecher Georg Rose. Diese hochmodernen Geräte könnten zum Beispiel zum Einsatz kommen, wenn ein Tumor entfernt werden oder bei einem Schlaganfall schnell gehandelt werden muss.
Mit dem Geld vom Land soll das Grundstück im Wissenschaftshafen mit dem darauf stehenden Speicher B gekauft werden. Auch die Kernsanierung und Renovierung sind Teil des Kaufpreises. Läuft alles nach Plan, werden im September 2019 in dem Speicher dann die Forschungslabore und Büros eröffnet.
Der neue Forschungscampus bedeute für Magdeburg und das Land Sachsen-Anhalt eine große Chance, sagt Professor Georg Rose. In Sachen Medizintechnik könnte die Region Vorreiter werden. Innerhalb von drei Jahren habe sich der neue Studiengang Medizintechnik an der Magdeburger Universität zum stärksten in der Ingenieurtechnik entwickelt – mit einer Frauenquote von 50 Prozent.
„Die Errichtung eines Gebäudes als Dach des Forschungscampus im Wissenschaftshafen ist für die Universität Magdeburg ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg, die Medizintechnik an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft strategisch weiterzuentwickeln“, erklärt Professor Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität.
Und genau in diesem Bereich kann das Projekt Stimulate bereits erste Erfolge verzeichnen. Die Kopplung von Forschung und Wirtschaft hat funktioniert. Erste Unternehmen haben sich angesiedelt, um die Entdeckungen der Forscher in Produkten zu realisieren.
Die Firma Raylytic arbeitet im Bereich der medizinischen Bilddatenanalyse. Das Unternehmen Medwaves stellt Medizintechnik für die Therapie von Tumoren innerhalb eines Magnetresonanztomographen (MRT) her. Und mit Neoscan Solutions ist eine Firma gegründet worden, welche diese Hightech-MRT in Magdeburg bauen wird.
Nicht nur mit der Ansiedlung solcher Unternehmen entstehen Arbeitsplätze in Magdeburg, sondern auch durch den Forschungscampus selbst. 60 Stimulate-Mitarbeiter gibt es aktuell. 50 von ihnen wurden extra neu eingestellt, zählt Georg Rose auf.
Der geplante Forschungscampus reiht sich in eine komplett neue Entwicklung des Magdeburger Hafengebiets ein. Neben dem Fraunhofer- und dem Max-Planck-Institut siedelten sich in den vergangenen Jahren im Wissenschaftshafen nach und nach Unternehmen und Gastronomie an, unter anderem in dem sanierten Getreidesilo, der Denkfabrik.
Mit dem umstrittenen Abriss des ehemaligen E-Werks begann im vergangenen Herbst der lange geplante Umbau des südlichen Speicherareals. Bis 2021 soll dort durch die Grundtec Bauregie GmbH unter dem Namen „Elbarkaden“ eine Mischung aus Arbeiten und Wohnen entstehen. Zudem ist geplant, zwei Reichseinheitsspeicher im Wissenschaftshafen zu sanieren. Circa 200 Wohnungen sollen dort entstehen.