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CSD-Aktionstage Magdeburg in Regenbogenfarben

Mit dem Hissen der Regenbogenflagge vor dem Rathaus beginnen die Magdeburger Christopher- Street-Days-Aktionstage. Start ist am 11. August.

Von Franziska Ellrich 10.08.2017, 01:01

Magdeburg l Travestiekünstler, Bauchtänzer, Hobbysänger – jeder, der will, hat die Chance, auf der „Bunten Bühne“ beim Familienhaus am Nordpark zu stehen. Auf diesen Programmpunkt der Aktionstage des Magdeburger Christopher Street Days (CSD) freut sich Falko Jentsch besonders. Jentsch gehört zum Vorstand des CSD-Vereins. Gegründet wurde der Verein, der zum Lesben- und Schwulenverband Sachsen-Anhalt gehört, im Jahr 2011 und die Mitglieder übernehmen seitdem die Planung des CSD in Magdeburg.

Ein letztes Mal, bevor die CSD-Wochen beginnen, sitzen die Vorstandsmitglieder zusammen. Auf dem Beratungstisch stehen Laptops, an der Wand stapeln sich Kisten mit Programmheften, auf dem Schrank liegt das Banner bereit. Oftmals bis spät in die Nacht haben die Mitglieder in den vergangenen Monaten im Büro an der Schäfferstraße den CSD geplant, erzählt Falko Jentsch. Das Ergebnis: mehr als 20 Veranstaltungen. In zwei Wochen wird in Magdeburg getanzt, gespielt, diskutiert, gequizzt und gelernt. Neben Filmabenden im Studiokino wird es auch einen Abend zur politischen Protestkultur geben, an dem Transparente gebastelt werden. Die Banner kommen dann gleich am Sonnabend, 26. August, auf der CSD-Demo-Parade in der Innenstadt zum Einsatz.

Der CSD steht für Magdeburgs Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und interidente Menschen. „Eingeladen ist natürlich jeder“, betont Falko Jentsch. Und macht gleich aufmerksam: Für das Fußballturnier am Sonntag, 13. August, sind noch Plätze frei. Übrigens einer der Höhepunkte für Karola Keutel vom CSD-Vorstand. Sie freut sich vor allem auf die Tombola mit den außergewöhnlichen Preisen am „Sportsday“. Karola Keutel: „Eigentlich endet es immer gleich: Die Gewinner tauschen sich durch.“ Ihr zweiter Favorit im Veranstaltungskalender: Das Konzert von „Balu“ im Volksbad Buckau am 16. August. Karten für den Auftritt der Sängerin sind noch zu haben.

Die meisten Veranstaltungen, bis auf die Literaturnacht und die Partys, sind kostenfrei. Dazu gehören auch die Informationsabende der Aids-Hilfe. Beim Programm orientiert sich der CSD auch an aktuellen Problemen. Dazu gehört Karola Keutel zufolge das Thema „Chem-Sex“ – ein Trend in der Schwulenszene. „Die Männer treffen sich auf Partys, konsumieren jede Menge Drogen und haben tagelang mit verschiedenen Männern Sex, oft auch ohne Verhütung“, erklärt Keutel. Am 21. August wird ein Mann, der selbst mit Chem-Sex Erfahrungen gemacht hat, bei der Aids-Hilfe im Schöppensteg darüber berichten.

Anmelden kann man sich auch noch für den Workshop „Travestie und Drag“. Dabei könnten die Teilnehmer die Frau entdecken, „die in ihnen steckt“. Otto Selau ist Beauftragter im CSD-Vorstand und wird den Workshop gemeinsam mit Drag Queen Gina Gilette leiten. Otto Selau, als Travestiekünstler unter dem Namen Ottilie S. unterwegs, ist besonders gespannt auf die zwei transsexuellen Flüchtlinge, die beim Workshop dabei sein werden. Einer kommt aus dem Iran und Otto Selau will wissen, wie mit diesem Thema dort umgegangen wird. Nicht vergleichbar, aber auch nicht leicht hatte es der Travestiekünstler in seiner Heimat – ein kleines Dorf in der Altmark. Schon an so einem Ort könnten viele nicht „den Mut aufbringen“.

Geht es nach dem CSD Magdeburg, sollten solche Ängste längst der Vergangenheit angehören. Die Mitglieder fordern: Sexuelle Vielfalt muss selbstverständlich sein, Diskriminierung keinen Raum bekommen. Deswegen heißt das Motto des CSD in diesem Jahr auch: „mit.Menschlichkeit.leben!“ Für Schirmfrau Gabriele Girke, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Sachsen-Anhalt, könnte dieses Motto nicht besser passen.

Der Verband macht sich für eine „offene Gesellschaft“ stark, setzt sich gegen Diskriminierung ein. Gabriele Girke sei in Zeiten, in denen Menschen auf der ganzen Welt sich wie selbstverständlich gegen Homosexuelle oder Muslime aussprechen, ein politisches Statement ihres Verbandes besonders wichtig. „Ich will in keiner geschlossenen Gesellschaft leben, in der die Menschen uniformiert leben, lieben und glauben.“ www.csdmagdeburg.de