Erinnerungskultur Magdeburg setzt den Geschwistern Scholl ein Denkmal
Zur Gestaltung der neuen Erinnerungsstätte an Hans und Sophie Scholl schreibt die Stadt Magdeburg einen Kunstwettbewerb aus.

Magdeburg - Magdeburg hat einen Geschwister-Scholl-Park, aber dort sind nicht die mutigen Geschwister – Symbolfiguren des Widerstands im nationalsozialistischen Deutschland –, sondern dort ist die Königin Luise auf den Sockel gehoben. Die früher namensgebende Monarchin („Luisengarten“) bekam 2009 ihren angestammten Platz im Park zurück, während der heute namensgebenden Geschwister nur randständig auf einer kleinen Stele gedacht wird.
2021 – just als die Scholls, wie auch Anne Frank – von Querdenkern und Rechtspopulisten auf wahrlich verquere Art zu neuen Symbolfiguren eines Widerstands gegen Maskenpflicht und andere Corona-Auflagen stilisiert wurden – trat ein Historiker-Duo im Stadtrat dazu an, das zu ändern. Der Linke René Hempel und sein inzwischen ins Umland verzogener Ex-Ratskollege Christian Hausmann (SPD) initiierten einen Ratsantrag, wonach auch der ermordeten Geschwister – spätestens anlässlich ihres 80. Todestages im Jahre 2023 – mit einem Denkmal im Park gedacht werden solle.
Zu den Motiven von Hempel und Hausmann gehörte gerade auch die aktuelle Widerstandsdebatte. Man wolle sich das Andenken an die Scholls nicht von rechts belegen lassen. Der von Linke und SPD eingebrachte Antrag zum Denkmalbau erreichte schließlich im Rat einstimmige Zustimmung. Jetzt soll es an die Umsetzung gehen.

Zur jüngsten Ratssitzung legte die Verwaltung ein Beschlusspapier zur Ausschreibung eines Denkmal-Entwurfs vor. Künstler sollen Ideen zur Gestalt des neuen Scholl-Denkmals entwickeln. „Ich freue mich über die Drucksache“, sagte Mitinitiator Hempel und dass die Stadt damit bis zur geplanten Weihe 2023 gut im Zeitplan liege.
Bevor auch die Ausschreibung der Ideensammlung fürs Kunstwerk einstimmig den Rat passierte, entspann sich eine kurze Debatte über den Umgang mit den Wettbewerbsergebnissen. Mirko Stage (future!) trug einen Änderungswunsch aus dem von ihm geführten Bauausschuss vor. „Es soll nur ein Ideenwettbewerb werden, ohne dass wir an die Umsetzung des Siegerentwurfs gebunden sind. Darüber soll später im Stadtrat entschieden werden.“ Ins gleiche Horn stieß die SPD mit einem Änderungsantrag zur Vorlage der drei aus Jurysicht besten Wettbewerbsbeiträge im Stadtrat. „Wir sollten hier nicht 30, 40 Entwürfe diskutieren“, begründete deren Fraktionschef Jens Rösler die Intention, aber es sei gut, wenn der Rat am Ende unter mehreren Siegerentwürfen entscheiden könne. Dem stimmte eine Ratsmehrheit bei wenigen Enthaltungen zu.
Zur Teilnahme am Wettbewerb sind Künstler oder Künstlerkollektive eingeladen, die bereits über Erfahrung in der Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum verfügen. Der Wettbewerb ist nicht offen. Künstler können sich in einem vorgeschalteten offenen Bewerbungsverfahren um einen – dann mit jeweils 4000 Euro dotierten – Platz im Wettbewerb durchsetzen.