Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Magdeburg statt Rostock - und es nicht bereut
Stefanie Günther trägt in einer Klinik große Verantwortung - und als Mecklenburgerin nun auch Magdeburg im Herzen. Das ist ihr Weg an die Elbe.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Stefanie Günther, Kaufmännische Leiterin des NRZ Magdeburg.
Die Verwandtschaft in Westdeutschland nicht spontan besuchen können oder sich ewig für einen Heizkörper anstellen? „Seltsame“ Anekdoten wie diese kennt Stefanie Günther als Wendekind nicht aus dem eigenen Erleben beziehungsweise Erinnern. „Aber meine Eltern haben mir von solche Geschichten berichtet“, sagt die Kaufmännische Leiterin der MEDIAN Klinik NRZ Magdeburg, die auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen ist. „In einem kleinen Dorf bei Grabow und Ludwigslust, inmitten eines privaten Landwirtschaftsbetriebs.“
Eltern in der Agrarwirtschaft
Damals wie heute sind ihre Eltern in der Agrarwirtschaft tätig. Stefanie Günthers Vater leitet aktuell drei Betriebe in Brandenburg, die Mutter unterstützt ihn als Buchhalterin und Assistentin. Kurz nach der Wiedervereinigung gehen die Großeltern früh in Rente und kümmern sich um die private Landwirtschaft der Familie. „Sie haben sich da über Jahre eingebracht und es meinen Eltern in dieser Zeit ermöglicht, zudem Vollzeit arbeiten zu gehen.“
Abitur in Ludwigslust und Studium in Rostock
Stefanie Günther macht nach 13 Schuljahren ihr Abitur in Ludwigslust und geht gleich im Anschluss zum Studieren nach Rostock. Um sich danach beruflich zu orientieren, lebt sie ein Jahr lang in Berlin und entdeckt ihr aufkeimendes Interesse am Berufsfeld „Krankenhausleitung“. Nächste Station: Greifswald. „Dort habe ich meinen Master im Bereich Health Care Management gemacht.“
Lesen Sie auch: Standesbeamtin malt mit Kind und lässt Bürger draußen warten
Es schließt sich eine umfangreiche „Arbeits- und Lernphase“ im Bereich Klinikmanagement bei Helios an, die auf dem Posten der Klinikgeschäftsführerin in Brandenburg an der Havel ihren vorläufigen Höhepunkt findet. „2014 habe ich meinen Mann kennengelernt – und Magdeburg“, sagt Stefanie Günther. „Ich war damals überzeugte Pendlerin, weil ich mich tatsächlich nie in Magdeburg gesehen habe. Ich wollte immer lieber nach Rostock.“
Liebe, Hochzeit, Kind, Corona-Pandemie
Doch es kommt alles anders – zum Glück, sagt Stefanie Günther heute. 2018 heiratet sie ihre große Liebe, ein Jahr später kommt die gemeinsame Tochter zur Welt. Am 1. Januar 2021, mitten in der ebenso aufregenden wie aufreibenden Zeit der Corona-Pandemie, wird Stefanie Günther Kaufmännische Leiterin im NRZ Magdeburg, wo Patienten mit neurologischen und neurochirurgischen Erkrankungen vollumfänglich behandelt werden.
Einheit von Ost und West noch nicht vollzogen
„Mein Start im NRZ Magdeburg war insbesondere wegen Corona aufregend. Wir hatten einen Krisenstab und es war irgendwie ein 24/7-Job“, erinnert sich Stefanie Günther, die mit ihrer Familie nun in Pechau wohnt. Bis heute sei die gesundheitspolitische Lage sehr herausfordernd. Als Kaufmännische Leiterin kämpft sie unter anderem mit Personalbemessungsgrenzen, um Fachkräfte und dringend notwendige Investitionen. Ein deutschlandweites Problem in der Krankenhauslandschaft.
Lesen Sie auch: So blickt Magdeburgs OB Simone Borris auf 35 Jahre Deutsche Einheit
Die Einheit von Ost und West ist für die Mecklenburgerin noch nicht endgültig vollzogen. „Ich würde es mir wünschen, sehe das aber so nicht“, urteilt sie. Doch Stefanie Günther ist zuversichtlich. „Für meine Tochter wird das in 20 oder 25 Jahren keine Rolle mehr spielen. Da wird sich die Ost-West-Trennung in den Köpfen der Menschen hoffentlich nahezu aufgelöst haben.“
Lesen Sie auch: Hier erzählen Magdeburger ihre Geschichte über 35 Jahre Deutsche Einheit
An ihrer neuen Heimatstadt schätzt Stefanie Günter die vielen Angebote im Kultur- und Freizeitbereich und die wunderschönen Parks und Spielplätze. „Da hat sich enorm was entwickelt. Es gibt so schöne Ecken in Magdeburg“, schwärmt sie. „Und die Stadt wird noch wachsen, da bin ich mir sicher.“ Die Frage nach der Herkunft beantwortet Stefanie Günther heute mit einem überzeugten „Ich komme aus Magdeburg!“ Auch, wenn sie gleich im zweiten Satz Mecklenburg-Vorpommern erwähnt, wo sie bis heute mit ihrer Familie regelmäßig und gern zu Besuch ist. „Ich bin in Magdeburg angekommen. Und ich habe es nie bereut, hergekommen zu sein.“