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  7. Magdeburgs Strombrückenzug: Neue Verkehrsführung und Herausforderungen

Bauen und Verkehr Strombrückenzug in Magdeburg: Kein Anschluss für den Werder

Die Freigabe des neuen Strombrückenzugs in Magdeburg rückt immer näher. Doch damit wird zugleich eine Buslinie eingestellt. Und so tut sich eine Versorgungslücke auf. Was die Stadt dazu sagt.

Von Konstantin Kraft Aktualisiert: 30.11.2023, 11:20
Die Haupttrasse des neuen Strombrückenzugs soll bald für den Verkehr  freigegeben werden. Mit einer Buslinie ist dann Schluss.
Die Haupttrasse des neuen Strombrückenzugs soll bald für den Verkehr freigegeben werden. Mit einer Buslinie ist dann Schluss. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg - Seit September 2021 ist die Buslinie 46 im Einsatz. Sie wurde eingeführt, um den Anwohnern am südlichen Werder sowie am Heumarkt eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu sichern.

Grund war der Wegfall der Straßenbahnverbindung im Zuge der laufenden Brückenbauarbeiten. Aktuell fährt die „46“ als Schienenersatzverkehr zwischen Heumarkt, Zollhaus, Stadthalle und über die Sternbrücke hinweg zum Hasselbachplatz. Dort ist ein Umstieg in verschiedene Bahnlinien möglich.

Bauarbeiten am Strombrückenzug in Magdeburg: Buslinie wird eingestellt

Vor allem ältere und mobilitätseingeschränkte Anwohner sind auf den Dienst dieses Shuttlebusses angewiesen. Sie gelangen damit zur nächsten Einkaufsmöglichkeit, zum Arzt oder in die Stadt. Mit dem nahenden Ende der Buslinie bahnt sich für diese Personen eine akute Versorgungslücke an.

Blick auf die beiden Brückenneubauten. Vorne die Königin-Editha-Brücke und hinten die Kaiser-Otto-Brücke (Pylonbrücke).
Blick auf die beiden Brückenneubauten. Vorne die Königin-Editha-Brücke und hinten die Kaiser-Otto-Brücke (Pylonbrücke).
Foto: Konstantin Kraft

Nur noch gut drei Wochen wird die „46“ auf ihrer Route zwischen Brückfeld, Werder und Altstadt unterwegs sein. Zur geplanten Verkehrsfreigabe des neuen Strombrückenzugs am 23. Dezember wird die Buslinie eingestellt.

Ab diesem Tag sollen wieder die Straßenbahnen eine „direkte Ost-/Westverbindung vom Heumarkt in die Innenstadt ermöglichen“, erklärt Rathaussprecher Michael Reif auf Volksstimme-Anfrage.

„Konkret werden die Straßenbahnlinien 4 und 6 den Betrieb über den neuen Strombrückenzug aufnehmen, womit im Schnitt alle fünf Minuten eine Straßenbahn zwischen Innenstadt und Ostelbien fahren wird.“

Lange Wege bis zur Haltestelle in Magdeburg

Doch es gibt ein Problem: Die neue Straßenbahnhaltestelle auf der Königin-Editha-Brücke (neue Zollbrücke) kann vorerst nicht bedient werden. Grund sind Arbeiten für die Umfeldgestaltung (Freianlagen) der neuen Brücken, die nach der Verkehrsfreigabe der Haupttrasse fortgesetzt werden.

Die neue Straßenbahnhaltestelle auf der Königin-Editha-Brücke wird zu Ende Dezember zwar fertig, kann aber erst ab Sommer 2024 bedient werden.
Die neue Straßenbahnhaltestelle auf der Königin-Editha-Brücke wird zu Ende Dezember zwar fertig, kann aber erst ab Sommer 2024 bedient werden.
Foto: Konstantin Kraft

Zum Beispiel gehören dazu umfangreiche Ausgrabungen, „weshalb eine Zuwegung von der Zollstraße und Mittelstraße zur neuen Straßenbahnhaltestelle auf der Königin-Editha-Brücke technologisch bedingt bis voraussichtlich zum Sommer 2024 nicht möglich ist“, heißt es aus dem Rathaus.

Angefahren wird ab Ende Dezember lediglich der neue Heumarkt-Halt östlich der Kaiser-Otto-Brücke (Pylonbrücke). Um diesen erreichen zu können, soll eine provisorische Zuwegung an der Ostseite der Anna-Ebert-Brücke geschaffen werden.

Doch um vom südlichen Teil des bewohnten Werders dahin zu gelangen, muss eine längere Wegstrecke bewältigt werden. Vom einstigen Zollhaus-Halt sind es laut Google-Maps rund 350 Meter. Für die Anwohner der Seniorenwohneinrichtung weiter einwärts auf dem Werder in der Zollstraße/Mittelstraße verlängert sich die einfache Strecke etwa auf das Doppelte, um nur ein Beispiel zu nennen.

Anfrage im Stadtrat

Auch der alternative Haltepunkt „Gartenstraße“ an der B1 liegt für viele Anwohner im südlichen und mittleren Werder in weiter Ferne.

„Unter ungünstigen Umständen ergeben sich dabei Wege, die länger als einen Dreiviertel-Kilometer sind, für Hin- und Rückweg wären dies zum Teil mehr als 1,5 Kilometer. Für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen, die in der Zoll-, in der Kahn- oder in der Mittelstraße in großer Zahl wohnen, erscheint dies unzumutbar“, mahnt SPD-Stadtrat Karsten Köpp in einer Mitteilung.

Er blickt mit großer Sorge auf den ersatzlosen Wegfall der Buslinie 46. Allen Anwohnern auf dem Werder müsse ein angemessener Zugang zum öffentlichen Nahverkehr ermöglicht werden. Mit einer Anfrage hebt Köpp das Thema auf die nächste Stadtratssitzung am 7. Dezember.

Bitte um Verständnis

Doch das wird schwierig. Ein Weiterbetrieb der Buslinie 46 ist ganz offenbar nicht möglich. Rathaussprecher Michael Reif führt dazu aus: „Eine Busverbindung vom Platz an der Turmschanze über die Anna-Ebert-Brücke in Richtung Innenstadt ist ab dem 23. Dezember nicht mehr möglich, da die Anbindung der neuen Stadtparkstraße an den Brückenzug bis zum Sommer 2024 nur noch aus Richtung Süden bestehen wird.

Die Verbindung vom Kleinen Werder beziehungsweise von der bestehenden Zollbrücke auf den neuen Strombrückenzug wird für den Fahrzeugverkehr wegen der umfangreichen Ausbauarbeiten der Freianlagen im Bereich der Zitadelle nicht möglich sein.“

Auch ein Ersatzverkehr durch den Werder wird sich schwerlich realisieren lassen. Dies sei im Vorfeld der Einführung der Buslinie 46 bereits geprüft worden. Die engen Straßen des Werders seien für eine Busbefahrung nicht ausgelegt, so Tim Stein, Pressesprecher der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB).

Die Auffahrt von der Zoll-  auf die Strombrücke bleibt noch länger gesperrt.
Die Auffahrt von der Zoll- auf die Strombrücke bleibt noch länger gesperrt.
Foto: Konstantin Kraft

Wieviele Nutzer vom Wegfall der Buslinie 46 betroffen sind, ist nicht leicht zu sagen. Dem Vernehmen nach war das Shuttle zwischen Heumarkt und Hasselbachplatz bei vielen Fahrten relativ gering besetzt. Mitunter fuhr der Bus auch ohne Fahrgäste.

Konkrete Fahrgastzahlen zur Linie 46 liegen jedoch nicht vor, da die Busse durch ein Fremdunternehmen gefahren werden und diese über keine Zähleinrichtung verfügen, informiert MVB-Sprecher Tim Stein auf Anfrage. „Augenscheinlich war die Kapazität mit Fahrten alle 40 Minuten aber ausreichend.“

Den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung ist bewusst, dass die Verkehrsanbindung für die Anwohner des südlichen Werders zur Freigabe des neuen Strombrückenzugs „noch nicht optimal sein wird“, so Reif. Deshalb wird um Verständnis gebeten. „Unser Ziel ist es, die Bauarbeiten zügig umzusetzen, um die Einschränkungen zeitlich in Grenzen zu halten.“