Nothilfe Magdeburger Medizinstudenten helfen Menschen ohne Krankenversicherung
Eine Studenteninitiative in Magdeburg kümmert sich um Menschen ohne Krankenversicherung. Kontakte zu Ärzten in Sachsen-Anhalt und Medikamenten werden hergestellt.

Magdeburg - Chiara Joos studiert im 8. Semester Humanmedizin an der Uni Magdeburg und engagiert sich gleichzeitig beim Medinetz Magdeburg, mit einem klaren Ziel: eine medizinische Versorgung für alle zu gewährleisten.
„Krank sein, aber nicht zum Arzt gehen können. Was erst mal unmöglich klingt, ist leider für nicht wenige Menschen Realität. Denn es fehlt auch in Deutschland ganz unterschiedlichen Personengruppen der Zugang zur medizinischen Versorgung: Menschen ohne ausreichende finanzielle Möglichkeiten zum Abschluss einer Versicherung, Obdachlose und auch diejenigen Menschen, die aus anderen Staaten geflohen sind und hier als sogenannte ’Papierlose’ leben“, erzählt Chiara Joos.
Sie studiert Medizin an der Uni Magdeburg und engagiert sich, um diesen Menschen zu helfen und ihnen die notwendige medizinische Versorgung zu ermöglichen. Seit 2018 ist sie Teil des Teams des MediNetzes Magdeburg, das 2009 von Studierenden des Gesundheitsmanagements und der Humanmedizin gegründet wurde. Im Moment sind dort ca. 20 Studenten ehrenamtlich aktiv.
Drei Säulen der Arbeit des Vereins
„Wir sind eine Menschenrechtsinitiative, die sich für die medizinische Versorgung von Menschen, die ganz oder teilweise vom Zugang zum deutschen Gesundheitssystem ausgeschlossen sind, einsetzen“, erklärt Chiara Joos. Medizinische Versorgung sei ein Menschenrecht. Hilfsbedürftige Menschen könnten sich über die Hotline oder zur wöchentlichen Sprechstunde beim Verein melden, anschließend versuchen die Ehrenamtlichen an geeignete Ärztinnen und Ärzte zu vermitteln.
Die Arbeit des Vereins ist in drei Säulen aufgebaut: die Fallarbeit, die politische Arbeit und die Öffentlichkeitsarbeit. „In der Fallarbeit betreuen wir immer zu zweit einen von bis zu 70 Klienten im Jahr. Wir halten Kontakt mit den Menschen und arrangieren kostenlose Termine bei unseren Kooperationsärzten oder Therapeuten. Zusätzlich kümmern wir uns, falls nötig, um eine Sprachmittlung und zahlen eventuell doch anfallende Kosten, wie zum Beispiel für Medikamente, von unserem Spendenkonto. Außerdem bemühen wir uns um die Anbindung an Beratungsstellen, um eine Aufnahme in die reguläre medizinische Versorgung zu ermöglichen“, erklärt Chiara Joos.
Unterstützung immer willkommen
Aber die Initiative ist auch politisch aktiv, gemeinsam mit dem Medinetz Halle/Salle kämpft sie für eine Gesundheitskarte und den Behandlungsschein Sachsen-Anhalt. „Der Behandlungsschein Sachsen-Anhalt ist ein Konzept, bei dem Menschen ohne Krankenversicherung anonym Behandlungsscheine und Beratung erhalten können. Damit haben wir unsere eigene Abschaffung zum Ziel gemacht“, fügt die Studentin an.
Die Gruppe unterstützt unter anderen Obdachlose, EU-Bürger ohne Krankenversicherung, Asylbewerberinnen und -bewerber, Geduldete, Deutsche ohne Krankenversicherung, Touristen, Menschen ohne Papiere und viele mehr. Sie selbst sei eher zufällig bei der Initiative gelandet. „Bevor ich mich beim Medinetz engagiert habe, war mir gar nicht klar, dass in Deutschland Menschen ohne Krankenversicherung leben“, erzählt sie.
Schnell wurden die Arbeit und der Kontakt mit den Klientinnen und Klienten eine Herzensangelegenheit für sie. Das Projekt selbst kann man immer mit Spenden unterstützen, damit die Studierenden beispielsweise Medikamente oder Impfungen bezahlen können. Man könne aber auch einfach das Projekt bekanntmachen. Denn das gesamte Projekt sei studentisch organisiert und ehrenamtlich. Hier gibt es mehr über den Verein.