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Magdeburger Recht Wo soll Magdeburger Denkmal stehen?

Eines steht fest: Magdeburg bekommt ein Denkmal für das Magdeburger Recht. Doch wo soll es stehen?

Von Katja Tessnow 07.12.2017, 00:01

Magdeburg l „Vom Ulrichplatz sind wir inzwischen weit abgerückt“, sagt Hugo Boeck. Der Vizeratschef, Mitglied der Fraktion Links für Magdeburg, ist im Ehrenamt Vorsitzender des Fördervereins Denkmal-Magdeburger-Recht, der sich bereits vor ziemlich genau sechs Jahren – im November 2011 – im Ratshaus gründete.

Inzwischen, nach einem Künstlerwettstreit mit internationaler Beteiligung, steht seit über zwei Jahren auch fest, wie das Denkmal aussehen soll. Der Bildhauer Claus Bury aus Frankfurt am Main machte 2015 mit seinem 13-Säulen-Modell – buchsbaumbegrünt und verweiltauglich – das Rennen. Acht mal zehn Meter Grundfläche werden für das Denkmal gebraucht. Künstler und Verein legen Wert darauf, dass es an einem möglichst zentralen, viel genutzen und grünen Platz Aufstellung findet.

Der Ulrichplatz schien eine gute Adresse, aber die Debatten um die Wiedererrichtung der Ulrichskirche oder auch nur ihres Portals am Standort haben Verein und Künstler zum Umdenken bewogen. „Da möge man möglichst gar nichts mehr hinbauen, den Platz besser mit noch mehr Grün aufwerten und jegliche Buddelei unterlassen“, sagt Denkmalvereinschef Boeck. Abgehakt.

Als einen neuen Standort ins Spiel brachten Magdeburger Stadträte 2016 das (ein bisschen) begrünte Dach der Tiefgarage des Allee-Centers mit Blick zur Elbe. Diesen Standort, so trug der Stadtrat Magdeburg dem Oberbürgermeister damals auf, solle die Stadtverwaltung prüfen und für den Fall, dass die Prüfung negativ ausfiele, alternative Standorte benennen.

Das Prüfergebnis liegt nun vor. Das Garagendach ist auch vom Tisch, weil der Aufbau des tonnenschweren Denkmals statische Probleme bereiten würde.

Der Verein will nun das Gespräch mit der Wobau Magdeburg suchen, in deren Eigentum die benachbarte und satt begrünte Fläche Richtung Prämonstratenserberg (Kloster) ist. „Das Gespräch steht noch aus“, so Boeck, der sich in Kenntnis der Wobau-Bebauungspläne für das Areal allerdings wenig Hoffnung auf Einigung macht.

Die Stadtverwaltung Magdeburg bringt nun drei weitere mögliche Standorte ins Spiel: den Vorplatz des Opernhauses am Universitätsplatz, die noch unbebaute Ostseite des Universitätsplatzes sowie den Friedensplatz im südlichen Stadtzentrum (zwischen Schauspielhaus und Breitem Weg).

Einzig letzteren Platz kann sich Boeck als machbar vorstellen, „unter dem Vorbehalt, dass der Künstler zustimmt“. Allerdings ist auch der Friedensplatz mit einer Tiefgarage unterkellert. Ob ihre Decke das Denkmal trägt, muss noch untersucht werden. Dem Theatervorplatz („Kein Grün!“) und der Uniplatz-Ostseite („Hier würde das Denkmal bald umbaut und wäre kaum zu sehen.“) erteilt Boeck klare Absagen.

Allerdings sei noch der Platz unmittelbar neben der Johanniskirche (nördlich) im Gespräch gewesen. „Ich bin etwas verwundert, dass die Verwaltung den nun nicht mehr erwähnt“, sagt Boeck und will vom Gedanken an diesen Standort noch nicht lassen. „Er wäre historisch geradezu ideal, weil fast genau an diesem Ort der Magdeburger Schöffenstuhl stand. Er sprach das Magdeburger Stadtrecht, das sich – wie auch der von Eike von Repgow später verfasste Sachsenspiegel (eines der weltweit ältesten Rechtsbücher) – ab dem Hochmittelalter von Magdeburg aus über ganz Osteuropa verbreitete.

Bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 will Magdeburg mit dem Stadtrecht, seiner geschichtlichen Bedeutung und seiner Potenz, auf einer gemeinsamen Basis neue Brücken nach Osteuropa zu bauen, punkten. Der Förderverein wünscht sich die Fertigstellung des Denkmals deshalb bis spätestens 2020 – dann fällt die Entscheidung, welche Stadt sich 2025 mit dem Kulturhauptstadttitel schmücken (und einiges Geld für eigene Kulturprojekte einheimsen) darf.

Apropos Geld: Die Finanzierung des neuen Denkmals will der Förderverein allein auf Spendenbasis stemmen. „Wir rechnen mit rund 100.000 Euro“, so Boeck. „Das Geld haben wir natürlich noch nicht zusammen. Wir brauchen zuerst die Entscheidung, wo das Denkmal entstehen soll.“ Die Zeit drängt.