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  7. Magdeburger Ring: Streit um Dauertempo 50 für Lkw - bleibt das Tempolimit auf einem Abschnitt auch nach der Sanierung?

Verkehr Streit um Dauertempo 50 für Lkw auf einem Stück des Magdeburger Rings

Tempo 50 ist derzeit auf dem Magdeburger Ring in Richtung A14 auf der Brücke über die Halberstädter Straße angesagt. Der Stadtrat soll dafür Mittel über mehr als 1 Million Euro für neue Leitplanken freimachen. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 01.09.2023, 10:37
Blick auf die Leitplanke auf dem Magdeburger Ring an der Brücke über die Halberstädter Straße. Die Stadt möchte die Sicherungsanlage erneuern. Nach jetzigem Stand dürfte das rund 1,3 Millionen Euro kosten. Die Ratsfraktion Grüne/future! hat einen anderen Vorschlag: Das Geld sparen und es bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern pro Stunde für Lkw belassen.
Blick auf die Leitplanke auf dem Magdeburger Ring an der Brücke über die Halberstädter Straße. Die Stadt möchte die Sicherungsanlage erneuern. Nach jetzigem Stand dürfte das rund 1,3 Millionen Euro kosten. Die Ratsfraktion Grüne/future! hat einen anderen Vorschlag: Das Geld sparen und es bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern pro Stunde für Lkw belassen. Foto: Martin Rieß

Sudenburg - Wenn es nach der Magdeburger Ratsfraktion Grüne/future! geht, dann wird für den Magdeburger Ring an der Brücke über die Halberstädter Straße keine neue Leitplanke gebaut. Und dann bleibt es bei Tempo 50. Zumindest für Lkw, wie die Fraktion in einem Antrag im Magdeburger Stadtrat fordern wird. Denn die schweren Lkw sind es doch, für die bei hohen Geschwindigkeiten die jetzige Leitplanke nach heutigen Maßstäben in erster Linie nicht mehr ausreicht.

Auf den Tisch gekommen war das Thema während einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr. Denn aus der Stadtverwaltung liegt eine Drucksache für den Magdeburger Stadtrat vor, mit der die Erneuerung des Sicherheitssystems ab diesem Monat für 1,3 Millionen Euro ermöglicht werden soll. Bereits in einem Grundsatzbeschluss war noch von 600.000 Euro die Rede.

Während der Beratung des Bauausschusses machte Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl deutlich, dass eine Millioneninvestition dafür, dass auf einer Strecke von 300 Metern eine höhere Geschwindigkeit gefahren werden kann, völlig unverhältnismäßig sei.

Da nun gerade nachts die Disziplin vieler Autofahrer auf dem Ring bezüglich der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ausbaufähig ist, möchten die Initiatoren des Antrags lieber Geld in einen stationären Blitzer investieren. „Auf dem Ring an der Brücke der Halberstädter Straße würde der sich sicher wenigstens teilweise amortisieren“, so die Einschätzung von Jürgen Canehl.

Geschwindigkeitsbegrenzung könnte den Verkehr verlagern

Doch bereits im Ausschuss zeichnete sich ab, dass dem Vorschlag der Fraktion Grüne/future! keinesfalls ein Durchmarsch im Stadtrat bevorsteht. Nicht allein, dass langsam fahrende Lkw auch den übrigen Straßenverkehr ausbremsen könnten.

Es könnte auch zu einer Verlagerung der Verkehrsströme kommen. CDU-Stadtrat Reinhard Stern warnte: „Der Magdeburger Ring ist die leistungsfähigste Straße der Stadt. Wenn die nicht mehr funktioniert, quält sich alles durch die Stadtteile.“ Es sei also nur folgerichtig, bei den Ausgaben im Straßenbau diese wichtigste Nord-Süd-Verbindung durch die Landeshauptstadt vorrangig zu berücksichtigen.

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SPD-Stadtrat Falko Grube machte deutlich, dass die Sicherheit immer Vorrang haben müsse. Denn ein Blitzer könne kaum verhindern, dass Lkw doch mit Tempo 80 an der Stelle unterwegs sind, bei einem Unfall die Leitplane durchbrechen und dann in die Tiefe auf die Halberstädter Straße stürzen, dort womöglich Fußgänger, Radfahrer, andere Autofahrer oder Passagiere und Fahrer von Straßenbahnen in Lebensgefahr bringen. Wenn man sehenden Auges eine solche Gefahr ausblendet, sei man für die Folgen womöglich mitverantwortlich.

Magdeburger Ring: Kommt die Verschiebung der Abschnitts-Sanierung?

Future-Stadtrat Mirco Stage hält Tempo 50 für den Ring nicht für gerechtfertigt – sehr wohl müsse man aber darüber nachdenken, ob die Investition nicht verschoben werden könne. Er machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass aufgrund der MVB-Baustelle ein paar Hundert Meter weiter zwischen Albert-Vater-Straße und Damaschkeplatz ohnehin der Verkehr ausgebremst wird: „Die ständigen Wechsel zwischen Strecken mit Tempo 50 und Tempo 80 verursachen wahrscheinlich schon für sich Stress für die Autofahrer, Staus und gefährliche Verkehrssituationen.“

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Von einer Verschiebung der ab diesem Monat geplanten Arbeiten an der Leitplanke hält Baubeigeordneter Jörg Rehbaum indes nichts. Mit Blick auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre sagt er: „Dann müssen wir nämlich mit einer weiteren Kostensteigerung rechnen.“ Im Blick hat er dabei beispielsweise Großprojekte wie den Tunnelbau und die neuen Brücken des Strombrückenzugs, bei denen die ausufernden Kosten nicht zuletzt in erheblichen Verzögerungen beim Bau um mehrere Jahre begründet liegen.

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Als zweites Argument gegen eine Verschiebung nennt Rehbaum den Aufwand für die Verwaltung: Ständiges Verschieben binde durch die dann notwendigen neuen Planungen und Ausschreibungen Kapazitäten, die für andere Vorhaben wie beispielsweise den Ersatzneubau der Pettenkoferbrücke dringend gebraucht würden.

Warum reichen die alten Leitplanken nicht mehr aus?

Über viele Jahre haben die Leitplanken am Magdeburger Ring anscheinend vollkommen ausgereicht. Doch nachdem die technischen Anforderungen gestiegen sind, sollen sie plötzlich nicht mehr genügen?

Ein Grund liegt in den Erkenntnissen der Unfallforschung vergangener Jahre – ein anderer in der Physik: Mit immer schwereren Fahrzeugen – Stichwort Gigaliner mit mehr als 40 Tonnen Gewicht – müssen die Schutzsysteme auch größeren Belastungen standhalten können.

Wer bezahlt die Rechnung?

Die Landeshauptstadt Magdeburg bekommt vom Bund Mittel aus den Mauteinnahmen zur Verfügung gestellt, die auf den für Lkw gebührenpflichtigen Strecken oder auf Umleitungsstraßen zum Einsatz kommen müssen.

Das bedeutet also auch, dass das Geld auch in die zum Teil in keinem sonderlich guten Zustand befindliche Ringbrücken fließen könnte.

Warum trägt die Versicherung nicht die Kosten?

Offenbar geworden ist die Notwendigkeit zu einer Veränderung an den Leitplanken erst bei einem Unfall, bei dem ein Lkw beinahe auf die Halberstädter Straße gestürzt war.

Zwar hatte dessen Versicherung die Erneuerung des vorhandenen Systems bezahlt – nicht aber eine Verbesserung. Dies ist auch nicht Aufgabe der Versicherung.

Warum ist die Erneuerung so teuer?

1,3 Millionen Euro für 300 Meter Blech? Manch Hobby-Ingenieur reibt sich bei dieser Summe die Augen. Notwendig ist sie aber, da nicht einfach die Leitplanke ausgetauscht werden kann, sondern auch die Seitenteile, in denen das Sicherheitssystem verankert ist, müssen angepasst werden.