Stadtentwicklung Magdeburger Stadtrat protestiert gegen den Abriss eines Denkmals
Einstimmiger Appell Richtung Land: 140 Jahre altes Haus auf dem Polizeigelände am Hasselbachplatz soll erhalten werden.

Magdeburg - Im historischen Magdeburger Polizeikomplex zwischen Hallischer Straße und Sternstraße soll ein Gebäude unter die Abrissbirne. Der versammelte Magdeburger Stadtrat appelliert ans Land, dem Denkmal-Abriss Einhalt zu gebieten.
2011 etikettierte die Polizeigewerkschaft den geschichtsträchtigen Polizeisitz nahe dem Magdeburger Hasselbachplatz mit dem denkwürdigen Label „Schlechtestes Dienstgebäude Deutschlands“. Inzwischen ist die Modernisierung weit fortgeschritten – überwiegend bei Erhalt des mehr als einhundertjährigen Gebäudebestands. Für das kleine Haus 5 mitten auf dem Gelände reichte das Land aber bereits 2014 einen Abrissantrag ein, wiewohl es unter Denkmalschutz seht. Eine Sanierung gilt als unwirtschaftlich. Der Abriss ist genehmigt und soll im Frühjahr 2022 über die Bühne gehen. Der Stadtrat versucht, ihn nun in quasi letzter Minute abzuwenden. Am 31. Januar 2022 erging dazu ein einstimmer Aufruf ans Land.
Der Antrag auf den Ratsappell pro Gebäudeerhalt kam von Marcel Guderjahn. Der Gartenpartei-Rat ist in höchstem Maße empört über den geplanten Abriss und steht damit alles andere als alleine da. Stadträte der Grünen, der CDU und SPD schlossen sich der Schelte Richtung Land an. Das fast 140 Jahre alte Haus müsse erhalten werden.
Viel Empörung im Magdeburger Stadtrat
Guderjahn verwies auf die spärlichen Reste alten Magdeburgs nach den Bombennächten im Zweiten Weltkrieg. Die Stadt könne sich weitere Verluste historischer Substanz einfach nicht leisten, schon gar nicht auf Betreiben der öffentlichen Hand. Dem stimmte voll und ganz Olaf Meister zu. Der Grünen-Fraktionschef ist zugleich Landtagsabgeordneter und hatte sich als solcher bereits – zunächst vergeblich – für den Gebäudeerhalt eingesetzt. „In Magdeburg braucht es schon besonders gute Gründe für den Abriss eines Denkmals“, so Meister. Die sieht er in diesem Fall als keineswegs gegeben an. „Es geht nur um die Kosten. Abriss ist günstiger als Sanierung.“ Kein Privater wäre mit einem solchen Abrissantrag durchgekommen, ist Meister überzeugt. Falko Grube (SPD) – ebenfalls Stadtrat und Landtagsabgeordneter in Personalunion – machte wenig Hoffnung auf Erfolg für die späte Intervention des Stadtrates. „Es ist trotzdem ein wichtiges Statement Richtung Land“, so Grube.
Der Baubeigeordnete Jörg Rehbaum (SPD) merkte an, dass die kommunale Denkmalbehörde vor Jahren keine Einwände gegen den Abriss erhoben habe. „Dann ist dieser Appell umso wichtiger. Wir müssen dringend mal darüber reden“, konterte Frank Schuster. Der Christdemokrat ist im Familienunternehmen seit Jahrzehnten der Denkmalpflege verschrieben und wie seine Vorredner zutiefst traurig über jedes denkmalgeschützte Haus, das in Magdeburg fällt. „Wir können uns nicht den Verlust eines einzigen solchen Hauses erlauben.“
Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) wandte ein, dass die Stadt wenig Mitsprache beim Landessanierungsprojekt habe und forderte die Landtagsabgeordneten auf, das Thema an richtiger Stelle vorzutragen. Olaf Meister kennt aus Landtagsausschüssen das formal korrekte Argument, Magdeburg sei einverstanden mit dem Abriss: „Wenn der Stadtrat ein eindeutiges Signal dagegen aussendet, vielleicht gibt es doch noch eine Chance.“
Bei sieben Enthaltungen von Linke, CDU und dem Oberbürgermeister erging der Rats-appell pro Gebäudeschutz am Ende einstimmig. Ob das Votum noch etwas an den genehmigten Abrissplänen des Landes zu ändern vermag, ist völlig offen.