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Solidarische Landwirtschaft Magdeburger Verein „Vielfeld“ lässt Landwirtschaft solidarisch werden

Von Jasmin Teut Aktualisiert: 17:45

Magdeburg. Der Verein Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Vielfeld in Magdeburg startet in diesem Jahr in die zweite Saison. Im Corona-Jahr 2020 ging der Verein mit seinem Projekt offiziell an den Start. Hinter dem Projekt verbirgt sich eine Gruppe von Personen, die die Arbeit der Landwirte finanziert. Im Gegenzug erhalten sie dafür einen Teil der Ernte. So können beide Seiten davon profitieren. Die Kosten, die für den Landwirt für die Produktion der Lebensmittel anfallen, trägt er normalerweise meist selbst. Den Abnahmepreis für den Handel kann er dabei nicht selbst bestimmen. Der Landwirt trägt dadurch ein großes Eigenrisiko. Durch die Solidarische Landwirtschaft kann das geändert werden.

Der Verein wuchs für die diesjährige Saison ab Mai auf 80 Mitglieder, die sich die Ernte teilen. Im vergangenen Jahr waren es noch 48 gewesen, sagt Anne Overbeck, Mitglied im Verein und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.

Monatlich zahlen die Mitglieder einen Beitrag, um die Jahreskosten des Landwirts zu decken. Im Moment liegt der monatliche Richtwert bei etwa 90 Euro. Doch dieser Beitrag ist kein Festpreis. „Jeder bringt ein, was er einbringen kann“, sagt Overbeck. Wer weniger verdient, kann auch einen geringeren Beitrag leisten. Dafür können andere Mitglieder wieder mehr Geld beisteuern.

Auf diese Weise habe der Landwirt unter anderem finanzielle Sicherheit und könne zu einem fairen Preis, Lohn und einer guten Qualität produzieren. Ebenfalls teile sich der Landwirt das Risiko der Ernteausfälle, zum Beispiel durch Trockenperioden mit den Mitgliedern, erklärt Overbeck. Dadurch hänge die Finanzierung seiner Arbeit nicht wie sonst vom Gemüseertrag ab.

Je nachdem, wie die Ernte aufgrund der Witterungsbedingungen ausfällt, kann es mal mehr und auch mal weniger Gemüse geben.

Kooperation mit dem Gerwischer Gemüsegarten

Die Solawi Vielfeld arbeitet mit dem Gerwischer Gemüsegarten zusammen, den es seit 2017 gibt. Auf dem Hof werden 40 verschiedene Kulturen angebaut. Je nach Saison kommen verschiedene Gemüsesorten von Kartoffeln über Kürbisse bis zum Kohl auf das Feld. Jede Woche bekommen die Mitglieder dann das geerntete Gemüse für ihren jeweiligen Anteil. Dafür gibt es in Magdeburg zwei Abholstationen in Buckau und Stadtfeld-West. Meistens werden die Lebensmittel allerdings nicht nur von einer Person allein gegessen. Ein Ernteanteil wird meist mit drei bis vier Personen geteilt, erklärt Overbeck weiter. Dabei sind die Mitglieder bunt gemischt: Studenten, die sich ihre wöchentliche Gemüsekiste mit der WG teilen, aber auch junge Familien und Einzelpersonen. Durch die Solawi wissen sie, woher die Lebensmittel stammen, und haben auch die Möglichkeit, den Hof selbst zu besuchen. Wer mag, kann sogar bei Ernteeinsätzen oder anderen Arbeiten auf dem Feld selbst mit anpacken.

Wer Interesse hat und sich an dem Projekt beteiligen will, muss allerdings ein wenig Geduld mitbringen. Da die Saison im Mai beginnt, sind die Ernteanteile bereits vergeben. Interessierte Magdeburger kommen jedoch auf eine Warteliste und können im Laufe des Jahres nachrücken, falls ein Platz wieder frei wird, erläutert Anne Overbeck. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, ein Fördermitglied zu werden und die Solawi finanziell zu unterstützen. Dafür bekommt man aber keinen Teil der Ernte. Auch freiwillige Helfer für Arbeiten auf dem Feld sind auf dem Hof immer gern gesehen.

Da der Verein sozusagen noch am Anfang steht, will er sich zunächst auf die Zusammenarbeit mit dem Gerwischer Gemüsegarten konzentrieren. Allerdings schweben schon so einige Ideen in den Köpfen der ehrenamtlichen Mitglieder umher. „Vielleicht können wir später mit einer Bäckerei zusammenarbeiten“, sagt Overbeck. Ebenfalls könnten in Zukunft auch noch Kooperationen mit Obstbauern dazukommen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Um die Solawi besser kennenzulernen, sollten eigentlich Feste wie Erntedank gefeiert werden, doch das war aufgrund von Corona nicht möglich. Im Sommer ist ein Hoffest geplant und Anne Overbeck hofft, dass es auch stattfinden kann.