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Malerei Corona-Arbeit im Magdeburger Kunstmuseum

Im Kunstmuseum Magdeburg werden Gemälde gesichtet. Es geht dabei auch um einen Katalog zur eigenen Sammlung.

Von Martin Rieß 28.12.2020, 00:01

Magdeburg l Die Türen des Kunstmuseums Magdeburg im früheren Kloster Unser Lieben Frauen in der Regierungsstraße sind für Besucher seit Wochen verschlossen. Die Corona-Krise zwingt die Magdeburger Einrichtung zu einer Pause.

Möchte man meinen. Denn von einer Pause kann kaum die Rede sein. Zum einen ist da die Baustelle, die immer wieder dazu zwingt, Absprachen zu treffen und umzuplanen. Auf der anderen Seite aber sind da auch all die Dinge, für die sonst nur wenig Zeit ist.

Zum Beispiel Kurator Uwe Gellner, die wissenschaftliche Volontärin Theresia Ilchmann und Hermann Hünicke, der ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kunstmuseum absolviert. Sie sichten die Gemälde, die seit der Wendezeit ins Museum gekommen sind und tragen die Daten zu ihnen zusammen.

Das bedeutet mehr, als einfach nur eine Tabelle mit den Namen der Künstler und der Titel der Werke zu erstellen. Uwe Gellner erläutert: „Es geht beispielsweise um Informationen zum Zustand des Bildes und zum Material.“ Denn klar ist: Wer eine Ausstellung plant, der muss mehr als nur den Titel und den Namen des Malers kennen. Er muss beispielsweise wissen, unter welchen Umständen das Bild gezeigt werden kann – ob also beispielsweise bestimmte Schutzvorrichtungen erforderlich sind oder ob das Bild für eine Ausstellung in einer anderen Stadt wie verschickt werden könnte.

Und mehr noch: Es geht auch darum, Informationen zu den Inhalten zusammenzutragen. Wichtig ist dies, wenn eine Ausstellung zu einem bestimmten Thema mit den Arbeiten verschiedener Künstler zusammengestellt werden soll. Aus dem Titel und dem Künstlernamen allein lässt sich nämlich nicht in jedem Fall ableiten, ob die jeweilige Arbeit einen inhaltlichen Beitrag zu einem Thema leisten kann.

Und auch dies kann bei der Datensammlung zu den Gemälden des Kunstmuseums eine Rolle spielen – das Zusammentragen von Kontext. Das heißt, dass begleitende Informationen zum Entstehungszeitraum, aber auch eine aktuelle Neubewertung von Arbeiten aus früheren Jahren von Nutzen sind. Möglicherweise würde es sich so sogar anbieten, mit dem Künstler selbst noch einmal ins Gespräch zu kommen und seine Ausführungen in die Datensammlung mit einfließen zu lassen. Als Zeitzeugnis, das sich nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt später nachholen lässt.

Wenn Theresia Ilchmann und Hermann Hünicke die Gemälde auspacken, ist ein behutsames Vorgehen angesagt. Fest umwickelt sind die Arbeiten mit Papier und gepolstert mit Folie, damit sie im Archiv unbeschadet die Zeit überstehen. „Wir müssen vorsichtig sein, mit den Messern beim Aufschneiden nichts zu beschädigen“, sagt Hermann Hünicke. Für ihn, der seit Herbst als FSJler im Kunstmuseum arbeitet, bedeutet jedes Paket eine Überraschung.

Und auch für Theresia Ilchmann, die die Bilder unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten in Augenschein nimmt, gibt es Aha-Momente. „Beispielsweise der, als wir ein Bild von Maria von Brockhusen gefunden haben, das im 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist.“ Es handelt sich um ein Blumenstillleben, das von der Entstehungszeit und vom Motiv her keinesfalls im Archiv für ein auf moderne Kunst spezialisiertes Museum gepasst hätte.

Nicht zuletzt soll mit den Daten, die jetzt zusammengetragen werden, auch ein neuer Katalog zur Gemäldesammlung des Kunstmuseums erstellt werden. Zwar werden zu den Sonderausstellungen immer wieder Kataloge herausgegeben – für den eigenen Bestand gibt es aber noch keinen.

Museumsdirektorin Annegret Laabs sagt: „Ausstellungskataloge sind nach wie vor beliebt. Man weiß zwar nie, wie stark jeder einzelne nachgefragt wird – da es sich aber um unseren dauerhaften Bestand handelt, bin ich guter Dinge, dass es viele Interessenten geben wird.“ Zumal gerade das Dachgeschoss für eine Ausstellung mit Arbeiten der eigenen Sammlung ausgebaut wird.

Nicht geben wird es hingegen den Katalog in einer digitalen Form. Dies, so Annegret Laabs, habe nicht allein mit den Urheberrechten zu den Bildern zu tun.

Die Gemäldesammlung im Kunstmuseum wurde erst in den vergangenen Jahren mit den Werken der Gegenwartskunst zusammengetragen. Sie sei – ähnlich wie ein Archiv mit Schriftstücken, Film- und Tondokumenten – ein Vermächtnis für die Zukunft: „Mit der Malerei aus einer Zeit können wir zeigen, wie die Künstler die Themen ihrer Zeit interpretiert haben. Das ist ein sehr persönlicher, aber doch wertvoller Baustein, um die Menschen einer bestimmten Zeit zu verstehen“, so die Museumsdirektorin.