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  7. Managerin zur Goldschmiedebrücke: "Das ist nun mal keine Eins-a-Lage"

Grüne fordern Belebungskonzept für teilweise tote Innenstadtstraße / Baudezernat sieht das Allee-Center in der Pflicht Managerin zur Goldschmiedebrücke: "Das ist nun mal keine Eins-a-Lage"

Von Katja Tessnow 17.06.2011, 06:28

Die Magdeburger Innenstadt ist nicht eben reich an florierenden Geschäftsmeilen unter freiem Himmel. Die Goldschmiede-brücke könnte eine solche Meile werden, meinen die Grünen im Stadtrat und fordern vom Oberbürgermeister ein "Konzept zur Belebung". Die Stadtverwaltung hält das für "nicht zielführend" und regt stattdessen "Gespräche" mit dem Allee-Center-Management an.

Altstadt. Die Goldschmiedebrücke hat nur zwei Anlieger. Ihre Südseite ist mitsamt der Ladengeschäfte im Besitz der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau). Die Nordseite wird komplett von der Allee-Center-Fassade eingenommen. Während der in Richtung Breiter Weg gelegene Straßenteil mit Eiscafé an der Ecke wenigstens zu Hauptgeschäftszeiten noch einen recht betriebsamen Eindruck hinterlässt, herrscht Richtung Elbe annähernde Grabesruhe. Den Grünen im Stadtrat stößt die Innenstadt-Ödnis übel auf und so fordern sie speziell für den Straßenabschnitt Richtung Elbe ein Belebungskonzept.

Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann (parteilos) hat zur Forderung mit zwei Text- und zwei Fotoseiten Stellung bezogen. Sein Fazit: "Ein neues ,Konzept zur Belebung der Goldschmiedebrücke\' erscheint nicht zielführend. (...) Es helfen wahrscheinlich nur Gespräche mit dem Centermanagement."

An die Wobau können aus Sicht Scheidemanns "kaum weitergehende Forderungen gestellt werden". Sie hat ihre Ladengeschäfte in der Goldschmiedebrücke komplett vermietet und die Sanierung des Blocks Regierungsstraße 37 a-e (ehemaliges Bauarbeiterhotel mit IBA-Shop im Erdgeschoss) fest geplant. Der prominente, aber noch marode Riesenblock mit Elbblick soll nach seiner Sanierung gleich mehrere Geschäftsunterlagerungen bekommen. Außerdem will die Wobau Wohn- und Geschäftsneubauten auf der Grünfläche vor dem Block errichten. "Wichtig erscheint hierbei, dass eine innerstädtische Bautypologie mit einer innerstädtischen Nutzung (Gewerbeunterlagerungen im Erdgeschoss) entstehen muss, da es dem neuen Quartier anderenfalls an Anziehungskraft fehlt", so Scheidemann.

Kritischer nimmt der Baubeigeordnete mit Blick auf einen florierenden Straßenbetrieb das Allee-Center ins Visier: "Problematisch ist die Nordseite der Goldschmiedebrücke, d. h. die Erdgeschosszone des Allee-Centers." Scheidemann beschreibt wort- und dokumentiert bilderreich, was jeder Passant sehen kann: Die meisten Läden orientierten sich nur zum Inneren des Centers, "zur Goldschmiedebrücke gibt es keine Schaufenster, vielmehr sind die Scheiben großflächig beklebt". Lediglich zwei Geschäfte (Telefonshop und Frisör) öffnen im vorderen Bereich nahe dem Breiten Weg zur Straße hin. Richtung Elbe "ist die Fensterfront fast komplett verklebt, davon viele Flächen mit schwarzer Folie". Der frühere Allee-Center-Eingang in diesem Abschnitt wurde zurückgebaut, so dass er nur noch "Fluchtwegcharakter" habe. Scheidemann endet mit drei Forderungen, die zur Straßenbelebung ans Allee-Center herangetragen werden sollen: "Die vertraglich vereinbarten fünf Läden zur Goldschmiedebrücke sind zu öffnen. Die Läden, die auch weiterhin ihre Rückseite zur Goldschmiedebrücke haben, sollen die Fensterfront als Schaufenster nutzen. Im Bereich von Nebenräumen sollte die schwarze Abklebung der Schaufenster durch freundliche, farbige Motive ersetzt werden."

Center-Managerin Sandra Oertel, mit der Kritik und den Forderungen des Baubeigeordneten konfrontiert, reagiert zunächst zugänglich: "Ich spreche sehr gerne persönlich mit Herrn Scheidemann über das Thema." Grundsätzlich, so Oertel weiter, sei die Ladengestaltung aber eine Angelegenheit der Ladenmieter. "Es liegt in ihrem Ermessen, ob sie dort Eingänge haben wollen, aber ehrlich: Es lohnt sich einfach nicht. Wir wissen doch alle, die Goldschmiedebrücke ist nun mal keine Eins-a-Lage, auch keine Eins-b- oder Eins-c-Lage. Sie ist gut für Anbieter von Nischenprodukten, aber sonst schwierig." Immerhin, so Oertel, täte mit dem italienischen Feinkostgeschäft "Sapori" einer ihrer Mieter ja einiges zur Belebung der Straße. Das Geschäft betreibt im Sommer ein Straßenlokal auf der Goldschmiedebrücke.

Zu Scheidemanns Forderungen ans Center will Oertel zunächst noch keine Stellung beziehen oder gar Hoffnung auf schnelle Umsetzung schüren. Sie wolle, so die Centermanagerin, "zunächst hören, welche Konzeption die Stadt zur Belebung der Straße hat". "Ansonsten sind wir selbstverständlich immer dabei, wenn es um Innenstadtbelebung geht."

Das Problem Goldschmiedebrücke ist offenbar ad hoc nicht zu lösen. Im August befasst sich der Stadtrat erneut mit dem Thema.