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Marathon 42 Kilometer durch den Baustellendschungel

Beim 1. Magdeburger Baustellenmarathon feiern Läufer den Spaß und die Ausdauer.

Von Katja Tessnow 24.02.2020, 00:01

Magdeburg l Ein Ideengeber, drei Helfer, 32 Läufer und acht original Magdeburger Baustellen – viel mehr brauchte es nicht für den 1. Magdeburger Baustellenmarathon. Er ging am 23. Februar 2020 über die Bühne und erwies sich als beeindruckendes Ereignis.

„Wo jetzt lang?“ Das war die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage am Sonntag zwischen 8 und 13 Uhr am Tunnel-Baustellencontainer vor dem Hauptbahnhof. Mathias Luther, Initiator der Veranstaltung, und seine drei Helfer hatten hier mit Tischen, Äpfeln, Bananen, Getränken, einer Fahne für den Start und einer fürs Ziel sowie Zeitstempeln und – fürs Finale – Medaillen Position bezogen. Nach jeder der acht Baustellen-etappen – verteilt auf Buckau, den Kannenstieg, die Altstadt, den Werder, Stadtfeld und den Herrenkrug – mussten die Läufer zurückkehren zur Stempelstation am Bahnhof und wieder los. Teilnehmer aus Wernigerode, Oldenburg und Berlin hatten teils Orientierungsprobleme und hefteten sich an die Fersen der umleitungserprobten Magdeburger. Am Ende kamen 27 Teilnehmer wohlbehalten ins Ziel; vier gaben auf.

Den Titel sicherte sich der Magdeburger Robert Linz mit für die Streckenverhältnisse beachtlichen 2 Stunden und 58 Minuten. Linz hat zweimal den Magdeburg Marathon gewonnen und am Ende 41,9 Kilometer auf der eigenen GPS-Uhr, also etwa 300 Meter weniger als die Marathondistanz.

Die geringe Abweichung nötigt gegenüber Organisator Mathias Luther dennoch Respekt ab – er hatte das Baustellenhopping fast perfekt vermessen. Erst Ende 2019 hatte der Stadtfelder (und baustellengenervte Magdeburger) die Idee, den wohl ungewöhnlichsten Marathon, den die Region zu bieten hat, auf die Beine zu stellen. Hintergrund war sein Ärger über die wachsenden bürokratischen Hürden bei der Organisation von Laufveranstaltungen in der Baustellenstadt. Just stand der beliebte Elbebrückenlauf wegen solcher Probleme auf dem Spiel, „weil wir eben nicht Fußball sind, für den ganze Stadtviertel gesperrt werden“, sagt Luther. Der Elbebrückenlauf ist gerettet und Luther spätestens seit Sonntag auch wieder einigermaßen befriedet: „Die Behörden sind uns bei der Organisaton dieses Marathons mit kleinem Läuferfeld und möglichst wenig Aufwand am Ende doch sehr entgegengekommen.“ Die Magdeburger Verkehrsbetriebe stellte eigens einen Versorgungsstand für die Läufer in den Kannenstieg. Die Stadtverwaltung sendete der Laufgemeinde online Wünsche fürs Gelingen.

Die Stimmung beim Lauf hätte besser kaum sein können. „Wetter passt auch“, sagt ein pudelnasser Teilnehmer nach rund zwei Dutzend absolvierten Kilometern beim Trinkstopp – und erntet ein respektvoll klingendes Gelächter von gut beschirmten Passaten.

Marathon-König Linz schafft die Distanz unter Normalbedingungen eine halbe Stunde schneller, ist aber trotzdem begeistert: „Das war mal was anderes, hat Spaß gemacht.“ Tatsächlich passierten die meisten Läufer mit einem Lächeln die Stationen und die Zielgerade. Manche fragten nach der nächsten Auflage. Die hat Luther eigentlich gar nicht geplant, aber wer weiß? In den kommenden Jahren wird kräftig weiter gebaut. Die Läufergemeinde dürfte auf mancher Strecke durch die Stadt die Nase vorn behalten – noch vor den Motorisierten.