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Mitarbeiter-Demo Protest gegen Magdeburger Zoo-Chef

Im Zoo Magdeburg rumort es zwischen Belegschaft und Chefetage. Vorläufiger Höhepunkt war eine Demonstration vor dem Rathaus.

Von Rainer Schweingel 19.12.2019, 00:01

Magdeburg l Der Magdeburger Zoo hat in seiner mehr als 60-jährigen Geschichte schon vieles gesehen. Eine Demonstration der Mitarbeiter gegen die eigene Führung aber gab es noch nicht. Am Mittwoch war es so weit.

Vor dem Rathaus versammelten sich gegen 15.30 Uhr rund 30 Mitarbeiter. Sie bildeten die symbolische Unterstützung für ihren Betriebsrat Thomas Rolle. Der Tierpfleger im Zoo hatte bei OB Lutz Trümper (SPD) ein Krisengespräch anberaumt, um die Probleme der etwa 70-köpfigen Belegschaft an höchster Stelle beim Stadtoberhaupt – zugleich Aufsichtsratsvorsitzender – auf den Tisch zu legen.

Die Hauptvorwürfe der Belegschaft gegen Zoochef Kai Perret: „Uns als Mitarbeitern fehlt die Wertschätzung für die Arbeit. Und wir sehen in Teilen auch das Tierwohl gefährdet“, sagt Betriebsratsvorsitzender Thomas Rolle der Volksstimme. Konkreter in der Frage der Tierwohlgefährdung will er nicht werden.

Aus der Belegschaft ist zu hören, dass es unter anderen um strittige Behandlungen bei Giraffen und Kängurus gehen soll. Außerdem krache es zwischen Personal und Führung schon seit Jahren. So ist bereits ein Unternehmensberater eingesetzt worden, der die Fronten befrieden sollte, was wohl nicht gelungen ist. Stattdessen gebe es zwar mal Verbesserungen, strukturelle Änderungen seien aber nicht dabei.

OB Lutz Trümper hatte rund 40 Minuten mit den Betriebsräten gesprochen. Auf dem Weg zu einem Anschlusstermin erklärte er dann vor den Demonstranten, dass er die Probleme aufgenommen habe und sich mit der Zooleitung verständigen wolle. Für den Jahresbeginn 2020 kündigte er an, zu Gesprächen in den Zoo zu kommen. Auf Volksstimme-Anfrage erklärte Trümper weiter, dass ihm die Probleme im Zoo „nicht ganz neu“ seien und sie gelöst werden müssten.

Zoochef Kai Perret war am Mittwoch von der Volksstimme über den Protest vor dem Rathaus informiert worden. Er sagte, er könne den Unmut nur in Teilen verstehen. Derzeit befinde sich der Zoo in einer Umstrukturierung, bei der Mitarbeitern neue Aufgaben zugewiesen würden. „Es liegt in der Natur der Sache, dass man auch mal unterschiedlicher Meinung ist und manche Mitarbeiter unzufrieden sind“, so Perret.

Über allem stehe das Ziel, den Zoo weiter voranzubringen. Der Zoo sei auf einem guten Weg. Perret, dessen Vertrag bis 2021 läuft, kündigte an, auch danach sehr gern weiter den Zooumbau voranzutreiben. Er strebe ungeachtet der jüngsten Lage eine Verlängerung seines Vertrages an. Die Entscheidung darüber trifft der Stadtrat.

Die Vorwürfe der Tierwohlgefährdung wies Perret entschieden zurück. „Unsere Tiere sind grundsätzlich in sehr gutem Zustand. Aber bei 1300 Tieren ist auch mal eines krank oder kann nicht gerettet werden.“

Der ebenfalls im Kreuzfeuer der Kritik stehende Vertragstierarzt des Zoos, Nils Mensing, sagte: „Was meine Person angeht, so wird schon fast Rufmord betrieben“. Mensing sprach von Gerüchten und Unwahrheiten, die über ihn und seine Arbeit im Zoo in die Welt gesetzt würden. Die Rede ist von ungenügender Betreuung bis hin zu langen Wartezeiten, bis er zu Tierbehandlung eintreffe. „Die Vorwürfe sind haltlos. Bei echten Notfällen bin ich immer sofort zur Stelle. Als der Schimpanse aus dem Affenhaus ausgebrochen war, war ich sieben Minuten nach der Alarmierung als einer der ersten vor Ort. Und das wird auch in allen anderen echten Notfällen so sein.“ Mensing spielte den Ball an die Belegschaft zurück. Die sei vielfach nicht willig, fachliche Hinweise von außen anzunehmen.

Die Protestler zeigten sich indes zufrieden. Man fühle sich seitens des OB ernst genommen und hoffe auf Lösungen. Nach ihren Angaben habe die übergroße Anzahl der Mitarbeiter dem Zoochef aber das Vertrauen entzogen. Ob das tatsächlich so ist, konnte am Mittwoch wie so viele Aussagen aller Beteiligten nicht bewiesen werden.