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Moritzhof Stifterin Christa Höhr hat vorgesorgt

Der „Moritzhof“ in Magdeburg wird trotz des Todes seiner Stifterin im Juni auch in Zukunft unterstützt.

Von Uta Baier 20.07.2016, 23:01

Magdeburg l Magdeburg hat eine gute Freundin verloren. Sie wurde 86 Jahre alt, lebte in Frankfurt und starb im Juni. Ihr Name: Christa Höhr. Ihre Beziehung zu Magdeburg: äußerst lose. Trotzdem stiftete sie 2003 ihr Erbe der Stadt. Um „das Andenken an die Familie meines Vaters, dessen Lebensarbeit das Stiftungskapital zu verdanken ist und dessen Familienname ausstirbt, in seiner Vaterstadt lebendig zu erhalten“.

Höhrs Großvater, August Kalbow, war Bauunternehmer in Magdeburg, ihr Vater wurde in Magdeburg geboren, im Dom konfirmiert. Sein Unternehmen baute er nach dem Studium in Frankfurt am Main auf.

Nachdem die Tochter ihr Magdeburger Erbe aus Nachwende-Rückübertragungen bekommen hatte, wollte sie das Geld nicht privat ausgeben, sondern der Stadt ihrer Vorfahren zugutekommen lassen. So erzählt es Nadine Smukal, Mitarbeiterin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn, die die 2003 errichtete Treuhandstiftung von Christa Höhr und ihrem Mann Hans Höhr verwaltet. Zweck der nach den Eltern benannten „Else und Dr. Heinrich Kalbow-Stiftung“ wurde der Erhalt der denkmalgeschützten Hofanlage „Moritzhof“.

Nadine Smukal, Leiterin des Stifter-Service bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erinnert sich, dass Christa Höhr es als „unrecht“ empfunden hätte, wenn dieses Geld nicht der Stadt zugutekommen würde. Zu ihrer Motivation erklärte Höhr bei der Stiftungsgründung daher: Sie wolle „anhand eines generationenalten Denkmals aus schwerer Zeit Magdeburgs daran erinnern und Mut machen, dass der Aufbauwillen und die Kraft der Magdeburger schon viele schwere Krisen überwunden und in Segen verwandelt hat“.

Wie hoch das Kapital der Kalbow-Stiftung im Einzelnen ist, darüber wurde Stillschweigen vereinbart. 2006 sprach die Stadt Magdeburg von 15000 Euro Ertrag jährlich.

Für den Moritzhof ändert sich mit dem Tod der Stifterin nichts. „Eine Stiftung zu gründen ist das Gleiche wie eine Ehe einzugehen. Beide sind für ewig“, sagt Nadine Smukal. Laut Stiftungsrecht muss alle drei Jahre Geld ausgeschüttet werden, außerdem können gezielte Rücklagen für größere Instandhaltungen gebildet werden. Um beides kümmert sich die Denkmalstiftung zusammen mit dem Moritzhof. So bekam die Scheune eine Fußbodenheizung, laufende Reparaturen am Denkmal sind jederzeit finanzierbar. Allein mit dem Engagement der Stadt ist die Denkmalstiftung nicht immer zufrieden: „Wir würden uns freuen, wenn wir mit einem festen Ansprechpartner langfristig planen könnten - gern für 50 oder 100 Jahre. Schließlich geht es um die Erhaltung eines Denkmals“, sagt Smukal.

Christoph Hackel, Geschäftsführer und Gründer des Vereins ARTist!, der den Moritzhof betreibt, ist traurig über den Tod der Stifterin und glücklich über ihr Vermächtnis. Hackel: „Es ist ein absoluter Glücksfall, dass der Moritzhof mit dieser Stiftung so eine verlässliche Förderung bekommt. Und das für alle Zeit.“

Die Kalbow-Stiftung ist nicht die einzige, deren Erträge Magdeburger Objekten zugutekommt. Es gibt beispielsweise eine private Stiftung, die den Erhalt des Chorgestühls im Dom finanziert, eine andere fördert die Erforschung des Lebens und Werks Georg Philipp Telemanns, eine weitere wurde zur Unterstützung der Festung Mark gegründet.

Während viele Stiftungen ihre Zuwendungen in Zeiten niedrigster Zinsen massiv kürzen mussten, hat die Denkmalschutzstiftung, in deren Verantwortung die Geschäfte der Kalbow-Stiftung und ähnlicher deutscher Treuhandstiftungen liegen, noch immer gute Erträge. „Bei 65 Millionen des sogenannten Sondervermögens, das wir anlegen, haben wir bei den Banken noch immer eine gute Verhandlungsbasis“, sagt Nadine Smukal.