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Mostrich-Tradition Nach dem „Lümmel“ die Würze

Was war zuerst da: Henne oder Ei? Die Antwort ist wie der Hund, der sich in den Schwanz beißt. Beim „Lemsdorfer Lümmel“ hingegen ist die Antwort völlig klar: Zuerst hat der Magdeburger Jens-Uwe Jahns, die Bratwurst nach altem Originalrezept wiederbelebt und jetzt mit dem „Machdeburjer Mostrich“ die passende Würze.

29.03.2021, 00:00

Magdeburg

Bötel, Bregenwurst, Braunkohl, Maurermarmelade (Hackepeter), Pottsuse – der „Machdeburjer“ mag es deftig. Und zu vielen Gerichten, nicht zuletzt zur „Bocker“ oder dem „Lemsdorfer Lümmel“, der meistgekauften Bratwurstmarke, die in Magdeburg hergestellt wird, gehört Senf. Oder besser Mostrich, wie die gelbe Gewürztunke diesseits der Mostrich-Senf-Grenze genannt wird.

Jens-Uwe Jahns, der Vater des Mostrichs, stellt seit einigen Wochen den „Machdeburjer Mostrich“ nach traditioneller Rezeptur in der Region her. Der Ur-Magdeburger lässt damit die lange, aber seit vielen Jahren verschüttete Mostrich-Produktion, wieder aufleben.

„Bis zum Kriegsende 1945 gab es zahlreiche Essig- und Mostrichfabriken“, weiß Jahns. „In enger Anlehnung an das Rezept der Sudenburger Mostrich-, Weinessig- und Essigspritfabrik Voigt & Co. GmbH, die von 1882 bis 1972 produzierte, kommt nun als neues, altes Regional-Produkt der ,Machdeburjer Mostrich’ auf den Markt“, sagt Journalist Jahns, der bei Recherchen auf die Fabrik, ihre Geschichte und ihre Produkte gestoßen ist.

Wiege in Sudenburg

Als Kooperationspartner für seine Mostrich-Idee holte er die MWG Wohnungsgenossenschaft Magdeburg und die IG Innenstadt ins Boot. Auch bei der Otto-Stadt-Kampagne hat er sich beworben, um eventuell einen Schluck aus der Förderpulle abzukriegen.

„Typisch für den Mostrich von Voigt, der vom ersten Tag an im Langen Weg 10 hergestellt wurde, waren geschrotete Senfkörner, die ihm seine einzigartige Konsistenz verliehen“, schwärmt Jahns. „Der ebenfalls dort hergestellte Branntweinessig gab dem Mostrich die besondere pikant-würzige Note.“

Beim „Machdeburjer“ werden die grob vermahlenen Senfkörner mit natürlichem Mineralwasser zu einer Senf-Komposition verarbeitet. Zugegeben werden nur frisch geschrotete Senfkörner in sogenannter Kaltvermahlung (stark abgekühlt). Dadurch werden die Körner nicht entölt, wodurch alle wichtigen Geschmacksträger erhalten bleiben.

„Es versteht sich von selbst, dass Geschmacksverstärker, Konservierungs- und Verdickungsmittel, Farbstoffe sowie Aromen tabu sind“, so der „Mostrich-Koch“.

Ab 1. April wird die gelbe Gewürzpaste angeboten, unter anderem in Bio-Läden, ausgewählten Edeka- und Rewe-Märkten, Tankstellenshops, in der Tourist-Info am Magdeburger Domplatz und im Hundertwasserhaus.

Dabei sein wird Jahns und sein „Machdeburjer Mostrich“ auch bei der „Marktplatz Sachsen-Anhalt auf Tour“ der Agrar-Marketing-Gesellschaft, die ab 17. April durch vier größere Städte des Landes führt.